ANNISOKAY - Aurora
Mehr über Annisokay
- Genre:
- Post Hardcore / Metalcore
- ∅-Note:
- 10.00
- Label:
- Arising Empire
- Release:
- 29.01.2021
- Like A Parasite
- STFU
- The Tragedy
- Face The Facts
- Overload
- Bonfire Of The Millenials
- The Cocaines Got Your Tongue
- Under Your Tattoos
- The Blame Game
- I Saw What You Did
- Standing Still
- Friend Or Enemy
- Terminal Velocity
Auf "Aurora" zeigt ANNISOKAY altbekannte Stärken und führen diese konsequent weiter. Wer bei 'Shut Your Mouth' von PAIN nicht aussteigt, sollte ein Ohr riskieren!
Das "Aurora"-Album von ANNISOKAY ist eines der Releases, deren Datum jüngst nach hinten verschoben werden musste. In diesem Fall um knapp zwei Monate, was dazu führt, dass "Aurora" eines der ersten Ausrufungszeichen des neuen Jahres ist.
Die Veröffentlichung wirft einen langen Schatten voraus: Bereits im Oktober 2019 trennte sich ANNISOKAY vom langjährigen Screamer Dave Grunewald und stellte wenige Wochen später Rudi Schwarzer vor, der nach wie vor mit der Hardcore-Combo WITHER aktiv ist, seine andere Band LEAVE allerdings kurz darauf verlassen hat.
Während ein Wechsel am Mikro bei manchen Bands das komplette Konzept auf den Kopf stellt, ist dies bei ANNISOKAY nicht der Fall. Musikalisch bleibt es bei starken Melodien, Gitarrenriffs spielen sich im Hintergrund ab, während der Fokus weiterhin auf den Vocals liegt – und hier im Wechsel zwischen Screamer Rudi Schwarzer und Christoph Wieczorek, der den Klargesang und die Gitarre beisteuert. Im Vergleich zwischen Dave Grunewald und Rudi Schwarzer machen sich keine bahnbrechenden Unterschiede bemerkbar. Beide Screams sind trocken, rhtythmisch und melodielos, kraftvoll und straight. Eine leichte Hardcore-Schlagseite hat Rudi Schwarzer schon und klingt – ich würde sagen – etwas weniger voluminös als sein Vorgänger.
Hiervon konnte man sich bereits auf zahlreichen Vorab-Veröffentlichungen ein Bild machen: Ende 2019 trat Rudi Schwarzer bereits mit ANNISOKAY auf, davon wurde im Dezember ein Live-Video mit den beiden Songs 'Coma Blue' und 'What's Wrong' veröffentlicht. Bereits im April 2020 erschien die erste Single 'STFU' (Shut The Fuck Up), auf der er dann auch aus dem Studio zu hören ist. Es folgten fünf weitere Veröffentlichungen, vier davon mit eigenem Musikvideo.
Hat "Aurora" dann überhaupt noch was zu bieten, könnte man nun fragen. Die simple Antwort: Das Album enthält zusätzlich zu den sechs bereits veröffentlichten Songs weitere sieben! Allesamt mit einer Spielzeit von unter 04:15 Minuten, wodurch "Aurora" wiedermal ein sehr kompaktes ANNISOKAY-Album geworden ist.
Wo es musikalisch langgeht, zeigt gleich der Opener 'Like A Parasite': Moderner, druckvoll produzierter Metalcore wird mit den eben bereits genannten starken Gitarrenriffs ausgestattet, die jedoch nicht in den Vordergrund treten. Hier und da – vielleicht auch ein paar Mal häufiger – werden elektronische Elemente eingebaut, dazu ein ordentliches Rhythmus-Brett der Kombo Nico Vaeen (Schlagzeug) und Norbert Kayo (Bass).
Speziell Nico Vaeen hätte es sich beim einen oder anderen Song durchaus leichter machen können, besticht aber mit intelligentem und abwechslungsreichem Drumming, dem die vielen Tempiwechsel auf „Aurora“ zugutekommen. Dazu kommen natürlich die bereits erwähnten Vocals mit dem Wechsel aus Rudi Schwarzers Screams und Christoph Wieczoreks Klargesang, wobei der Anteil an Letzterem gefühlt höher ist als auf den Vorgänger-Alben.
Zusammen ergibt das eine gute Mischung aus brutaler Härte und emotionalen Melodien. Und was wäre Metalcore ohne Breakdowns und Moshparts? Richtig. Also gibt es auch davon genug in gut ausbalancierter Menge.
Zwar ist dieses Grundkonzept die Basis der Songs, doch für ausreichend Abwechslung ist mehr als gesorgt. Während 'The Tragedy' rhythmisch-groovig ist, folgt mit 'Overload' eine fast quietschige Gute-Laune-Nummer und später die Power-Ballade 'Standing Still'.
ANNISOKAY reizt die musikalischen Möglichkeiten derart aus, dass das vorab veröffentlichte 'The Cocaines Got Your Tongue' für gespaltenes Echo gesorgt hat. Hier werden wie schon einmal auf "Arms" Rap-Elemente eingebunden, die dieses Mal allerdings von Christoph Wieczorek selbst übernommen wurden. Bei 'Private Paradise' arbeitete die Band damals noch mit Gastmusiker Chris Fronzak (ATTILA). Im Refrain gibt’s dann wieder den klassischen Klargesang. Auf "Aurora" setzt 'The Coacaines Got Your Tongue' damit einen schönen Kontrastpunkt und verdeutlicht: Hier gibt es keinen stilistischen Einheitsbrei.
Schauen wir noch auf die Lyrics: Songs wie 'STFU' und 'Face The Facts' regen dazu an, nicht alles zu glauben, was an Verschwörungstheorien verbreitet wird, sondern selbst zu denken, zu hinterfragen und eigene Entscheidungen zu treffen. Ein weiterer Schritt in die lyrische Richtung, die bereits auf "Arms" mit 'Humanophobia' und 'Fully Automatic' eingeleitet wurde. Doch zur politischen Band wird ANNISOKAY auch auf "Aurora" nicht.
Kritische Töne werden in 'Bonfire Of The Millenials' nochmals laut – dem Track, zu dem vermutlich das großartige Coverartwork gehört. Ziemlich deutlich wird der jetzigen Entscheider-Generation vorgeworfen, ohne Rücksicht auf die Zukunft zu handeln und dies auf die Jüngeren abzuwälzen. Die dann den Preis dafür werden zahlen müssen.
Mein persönlicher Hidden Champion auf "Aurora" ist 'Under Your Tattoos'. ANNISOKAY geht hier brachial rein mit Screams und einem starken Riff. Beim grandiosen Refrain werden dann alle Geschütze aufgefahren und dramatischer Klargesang trifft auf eine bombenstarke Melodie und ein hervorragendes Drumming. Die Nummer ist kraftvoll auf den Punkt mit ausdrucksstarkem Text und kräftigen Cleanvocals, ohne hier in den Bereich des Power Metal abzudriften.
Mit "Aurora" veröffentlicht ANNISOKAY ein Album, das in die Reihe der bisherigen Veröffentlichungen passt, dabei die Eigenständigkeit aber nicht vermissen lässt. Zu Jahresbeginn bekommen wir hier ein ordentliches Metalcore-Brett, an dem der Spaß so schnell nicht verloren gehen wird.
Das Album wird auch in unserer Podcast-Episode zum Januar-Soundcheck 2021 besprochen.
- Note:
- 10.00
- Redakteur:
- Pia-Kim Schaper