ANTHEMON - Kadavreski
Mehr über Anthemon
- Genre:
- Athmospheric Metal
- Label:
- Thundering Records/Twilight
- Release:
- 05.05.2006
- Kadavreski
- Print Of The Sand Glass
- All Is Cyclical
- Weight Of The Feather
"Cadavre Exquis" bezeichnet eine im Surrealismus entwickelte spielerische Methode, dem Zufall bei der Entstehung von Bildern Raum zu geben. Wikipedia führt dazu aus: "Mehrere Personen zeichnen einen Körper; die erste zum Beispiel den Kopf, die zweite Oberkörper und Arme, die dritte den Unterleib, die vierte die Beine, die letzte die Füße. Damit keine sieht, was die andere tut, wird nach dem Zeichnen jeweils das Papier gefaltet, nur die Ansätze für den nächsten Abschnitt sind sichtbar. Wird das fertige Bild ausgebreitet, so erscheint ein surreales, skurriles Körperbild, eine Art kollektive Collage." Selbst die Bezeichnung für diese Kunstform ("kostbarer Leichnam") entstand durch eine ähnlich gestaltete Wortkette.
ANTHEMON machen sich diese Idee zueigen und bestreiten die Hälfte ihrer dritten CD mit dem 23-Minuten-Werk 'Kadavreski' (eine Art Verballhornung von "cadavre exquis"). Jedes Bandmitglied komponierte einige Minuten des Stückes, beginnend mit der letzten Note des vorhergehenden Akteurs, ohne zu wissen, wie sich das Gesamtergebnis anhören wird. Erfunden haben sie diese musikalische Arbeitsweise zwar nicht, aber spannend klingt die Idee allemal.
Auch wenn man nicht genau den Finger an die Stelle legen kann, wo ein anderer den Job des Songwriters übernommen hat, so lassen sich doch gewisse Vorlieben erkennen. Der erste Teil des Titeltracks erklingt sehr hymnisch. Der zweite variiert zwischen symphonischen Keyboardteppichen, dezent schwarzmetallischer Raserei sowie doomigen und rockigen Elementen. Nummer drei ist von relativ gradlinigem Gothic Metal geprägt, unterbrochen von einem ruhigen Zwischenteil. Der vierte Komponist orientiert sich an der hymnischen Note des ersten Teils, kombiniert mit einigen Düsterelementen des zweiten und ergänzt durch eine melodische Keyboardpassage. Das Finale schließlich hat eine dramatisch-bombastische Grundausrichtung. Würden wir hier von einer konventionellen Art des Komponierens sprechen, käme von mir sicher der Kritikpunkt des fehlenden roten Fadens zur Sprache. Aber so ist das halt moderne Kunst ...
Die anderen drei, auch nicht unbedingt kurzen Stücke sind auf "normale" Weise entstanden, was allerdings nicht heißt, dass sie deswegen sehr viel gradliniger klingen. Bei 'Print Of The Sand Glass' und 'All Is Cyclical' herrscht der klare, an Herrn VINTERSORG erinnernde Gesang des mittlerweile Ex-Sängers Loic Malassagne vor, nur hin und wieder gespickt mit ein paar Growls von Bassist Marc Canlers, allerdings auf der Basis von sehr vielen nicht immer schlüssigen Tempowechseln. 'Weight Of The Feather' kehrt abschließend die dunkle Seite der Franzosen stärker hervor.
Mir kommt "Kadavreski" - Song wie Album - ein klein wenig überambitioniert vor, und auch wenn ich ein gewisses Faible für abwechslungsreiche Bands habe, so kann ich mich in die Welt von ANTHEMON nicht so recht hineinfinden.
Anspieltipp: Der Titeltrack deckt so ziemlich alles ab, was die Band ausmacht.
- Redakteur:
- Elke Huber