ANTHRAX - Persistence Of Time (30th Anniversary Edition)
Mehr über Anthrax
- Genre:
- Thrash Metal
- Label:
- Megaforce (H'Art)
- Release:
- 21.08.2020
- Time
- Blood
- Keep It In The Family
- In My World
- Gridlock
- Intro To Reality
- Belly Of The Beast
- Got The Time
- H8 Red
- One Man Stands
- Discharge
- I'm The Man [The Illest Version Ever]
- Time [Live]
- Got The Time [Pre-Production]
- In My World [Pre-Production Scott Guide-Vocal]
- H8 Red [Rehearsal]
- Discharge [Charlie's Riff Tape]
- Keep It In The Family [Rehearsal]
- Blood [Rehearsal]
- Intro To Reality [Pre-Production]
- Gridlock [Tracking]
- One Man Stands [Pre-Production]
- Time [Pre-Production Scott Guide-Vocal]
Herzlichen Glückwunsch!
Ich glaube, ich habe hier noch nie wirklich erzählt, welch enormen Anteil an meiner musikalischen Entwicklung ANTHRAX hatte. Meine erste gekaufte LP war kurz nach Weihnachten 1987 "Among The Living", die zweite war dann einige Monate später "State Of Euphoria". Auch "Penikufesin" gehörte zu den ersten zehn selbst erworbenen Schallplatten und mein erstes T-Shirt kaufte ich 1992 auf einem Markt in Florenz. Das Motiv: "Persistence Of Time". Anders gesagt: ANTHRAX war zu dieser Zeit - neben METALLICA und QUEENSRYCHE - meine absolute Lieblingsband. Es gab Poster an der Wand, auf die Schulhefte gekritzelte Logo, die Texte wurden aufgesaugt und was man sonst noch alles im Alter zwischen zwölf und siebzehn so macht.
Allerdings muss ich gestehen, dass all diese so prägenden Alben bei mir nicht so gut gealtert sind wie beispielsweise die im selben Zeitraum erschienenen "...And Justice For All", "Black Album", "Operation: Mindcrime" oder "Empire". Das gilt insbesondere für "Persistence Of Time", das ich in den letzten 20 Jahren schon arg stiefmütterlich behandelt habe. Nun erscheint allerdings ein Re-Release auf den Tag genau zum 30. Geburtstag von "Persistence Of Time" und bietet mir die Gelegenheit zu sehen, ob ich das Werk zurecht oder völlig grundlos etwas missachtet habe.
Natürlich werde ich schon beim Ticken der Uhr zu Beginn von 'Time' zurück in meine Jugend katapultiert. Die Texte, die ich vor 30 Jahren wohl frisch geweckt um vier Uhr morgens hätte mitsingen können, werden im Hirn aktiviert. Spätestens beim zweiten Spin werden nicht nur die Hits wie das eingängige 'Keep It In The Family', das schmissige Cover 'Got The Time' oder der starke Stampfer 'Belly Of The Beast' mitgesungen, sondern auch die Songs, die schon damals in der zweiten Reihe standen wie 'Gridlock' oder 'One Man Stands'. Über allen thront aber immer noch das großartige 'In My World', das schon damals auf Anhieb mein Lieblingssong war und auch nach 30 Jahren kaum an Strahlkraft verloren hat. 'I'm not afraid, I'm not afraid, nothing touches me, I'm a walking razor blade'... Yeah!
Und trotz aller jugendlicher Euphorie, die mich plötzlich wieder einnimmt, stelle ich durchaus fest, dass das Album eben auch Längen hat, die man vielleicht noch nicht bemerkt, wenn die eigene Sammlung aus 20 LPs und 40 Kassetten besteht. Bei einer weitaus größeren Vergleichsmasse fällt dies aber durchaus auf. Gerade die Gitarrenarbeit von Dan Spitz und Scott Ian finde ich nicht so spannend wie auf "Spreading The Disease" oder "Among The Living". Zudem ist das Album im Vergleich zu den beiden Vorgängern deutlich düsterer ausgefallen, was mich auch nicht vollends überzeugt. Wenn ich ganz ehrlich zu mir bin, kommt das Werk in der internen ANTHRAX-Wertung wohl maximal auf den sechsten oder siebten Platz.
Natürlich hat diese neue Version noch mehr zu bieten als eine remasterte Version des Albums. Es gibt gleich elf Songs aus "Charlie's Stash", das sind meist Demos, zum Teil mit Scott Ian am Gesang, um Joey Belladonna eine Idee zu geben. Das ist natürlich ganz unterhaltsam, aber auch nichts, was jetzt in Dauerschleife laufen würde. Zudem finde ich es etwas unglücklich, dass zwei Tracks noch auf der ersten CD sind, statt einfach alle elf Nummern auf die zweite CD zu packen. Abgefahren hingegen ist die zurecht als 'the illest version ever' bezeichnete Version von 'I'm The Man', die man live in Japan aufgeführt hat. Das macht auch heute noch Bock.
Und dann gibt zu guter letzt noch eine DVD mit einer 40-minütigen "Behind the Scenes"-Dokumentation, die mich in seinem "Guerilla-Stil" allerdings nicht gänzlich überzeugen kann. Eine nette Dreingabe, aber nicht mehr.
Bleibt noch die Aufmachung, die allerdings sehr spärlich ist. Die drei Silberlinge stecken umweltfreundlich in einem Digisleeve, der keinerlei Plastik verwendet. Allerdings ist das Booklet mit seinem vier Seiten und Texten in Schriftgröße eins schon sehr dürftig. Da hätte man sicher etwas mehr machen können.
Unterm Strich braucht man diese Version als großer ANTHRAX-Fan durchaus, dafür geben die Boni schon genug her. Wer das Album noch nicht hat, macht hier natürlich auch nichts falsch, denn auch ohne euphorische Jugenderinnerungen bleibt "Persistence Of Time" ein gutes, stellenweise sehr gutes Album.
- Redakteur:
- Peter Kubaschk