ANTHRAX - The Greater Of Two Evils
Mehr über Anthrax
- Genre:
- Thrash
- Label:
- Nuclear Blast
- Release:
- 29.11.2004
- Deathrider
- Metal Thrashing Mad
- Caught In A Mosh
- A.I.R.
- Among The Living
- Keep It In The Family
- Indians
- Madhouse
- Panic
- I Am The Law
- Belly Of The Beast
- N.F.L.
- Be All End All
- Gung Ho
So ganz neu ist die Idee ja nicht, alte Nummern mit neuer Besetzung aufzunehmen. TESTAMENT und EXCITER haben es in jüngster Vergangenheit erfolgreich dargeboten und selbst ANTHRAX haben es vor 19 Jahren bereits exerziert. Damals wurde Joey Belladonna auf der legendären "Armed And Dangerous"–EP vorgestellt. Anno 1985 bekam der geneigte Fan der Band aber neben neuen Versionen von 'Panic' und 'Metal Thrashing Mad' mit dem unglaublichen Titelsong, 'Raise Hell' und der Coverversion von 'God Save The Queen' gleich drei unveröffentlichte Titel vor den Latz geballert. Nach solchen Schmankerlis sucht man auf "The Greater Of Two Evils" leider vergeblich. Hier stehen 14 bekannte Nummern aus der Phase vor John Bush, die die Jungs mal an einem Wochenende eingebrettert haben. Für Puristen könnte die Tatsache, dass es sich um die letzten Aufnahmen mit Basser Frank Bello handelt, noch einen kleinen Anreiz darstellen.
So viel zu den Fakten. Wir müssen uns nicht darüber unterhalten, ob John Bush ein großartiger Sänger ist oder nicht. Diese Stimme ist Metal pur! Er hat Charisma, Lungenflügel aus Edelmetall und eine Bühnenpräsenz, die unerreicht ist. Das wird jeder bestätigen, der ARMORED SAINT einmal live erlebt hat. Selbst Bekannte, die mit der Musik der Band vorher nichts anfangen konnten, sind förmlich weggeblasen worden von der schieren Energie, die diese Band versprüht. An diese Wundertaten konnte John mit ANTHRAX bislang nicht ganz heranreichen, was aber nichts an den unbestrittenen Qualitäten der letzten Studiowerke der Moshkings ändert. Und auch auf dem vorliegenden Album macht er seine Vorgänger vergessen, wobei ich allerdings einige der Songs von der musikalischen Umsetzung her früher besser fand. So habe ich zum Beispiel den Eindruck, als käme 'Panic' mit leicht gebremster Power aus den Boxen. Dies mag daran liegen, dass ich kurz vorher tatsächlich die oben erwähnte EP auf dem Teller rotieren ließ und die dortige Version einfach alles killt.
Ansonsten klingen die aktuellen Takes aber ausgesprochen brutal und energisch. Man merkt den Jungs den Spaß an, den sie bei den Aufnahmen hatten. So rattert 'Among The Living' mit ungeahnter Härte über mich hinweg und über die Schlagkraft eines Klassikers wie 'Deathrider' muss ich wohl kaum Worte verlieren.
Klar, man könnte nun an der Tracklist herummäkeln, aber angeblich haben hier die Fans über die Homepage der Band abgestimmt. Ich persönlich hätte sehr gern eine Nummer wie 'Medusa' gehört, aber das wird Erbsenzählerei. Völlig schleierhaft ist mir allerdings die wiederholte Unterschlagung des besten ANTHRAX-Tracks ever: 'Armed & Dangerous'! Warum Ian und Charlie diese Götterspeise nicht spielen wollen, wird ein ewiges Rätsel bleiben. Jungs, Ohren auf beim Schlagzeugkauf!
Unterm Strich ein schönes Best-of-Programm mit einem ausgezeichneten Sänger, das ich mir gerne häufiger reinziehen werde und als netten Nebeneffekt das Auflegen der Originale bei mir hervorgerufen hat. Selbst wer als Oldschool-Fan Bedenken vor einem zu modernen Sound hat, kann beruhigt zulangen, da das Album einfach nur zeitgemäß druckvoll und dynamisch daherkommt und keinerlei Gebrauch von Synthies oder sonstigen Hilfsmittelchen gemacht wurde.
Wenn das Ganze jetzt auch noch zum Midprice in die Läden gestellt werden würde, könnte ich eine uneingeschränkte Kaufempfehlung aussprechen.
Anspieltipps: Deathrider, Indians, Gung Ho, Among The Living
- Redakteur:
- Holger Andrae