ANTIPEEWEE - Human Grill Party
Mehr über Antipeewee
- Genre:
- Thrash Metal
- ∅-Note:
- 8.00
- Label:
- Rebel Tune Records
- Release:
- 29.11.2013
- Aggressive, Excessive Violence
- Seperate (The Head From The Body)
- Aids Is My Weapon
- Vomit Your Orgasm
- Homeroom Horror
- Downtown Romance
- Pleasure Of Flesh
- Surf, Mosh & Die
- I Am Your Enemy
- Cool Guy Cthulhu
- Attack The Brewery
...für Kuttenträger und Retrofetischisten!
Retrosneakers, hautenge Jeans, Kutten und eine große Menge Selbstironie. Nicht zuletzt auch technisches Geschick und enorm viel Spielfreude. Richtig, ich rede von Thrash Metal 2.0. Kein vergleichbares Subgenre hat in den letzten Jahren für so viel Wirbel gesorgt. Bands wie MUNICIPAL WASTE, TOXIC HOLOCAUST, GAMA BOMB, FUELED BY FIRE, HAVOK oder LOST SOCIETY entfachten nicht nur einen zweiten Frühling des Old-School-Thrash, sondern befriedigten bei dem Einen oder Anderen vielleicht auch ein bisschen die brennende Sehnsucht nach der guten, alten Zeit. Auch bei vier Jungs und einem Mädel aus Abensberg ist dieser leise, (vielleicht) verzweifelte Schrei auf Gehör gestoßen. Wahrscheinlich hat sich deswegen ANTIPEEWEE mit Haut und Haar dem Old-School-Thrash unterworfen. Wie nun die alte Schule frisch und modern zu klingen hat, demonstrieren die fünf Thrasher lautstark, spritzig und charmant auf ihrer ersten Full Length "Human Grill Party".
Ob diese Retrowelle, auf der auch ANTIPEEWEE surft, eine Gegenreaktion auf den Death-, Metal- und Mathcore-Boom ist (ich persönlich stehe ehrlich gesagt auch diesem Trend mehr als aufgeschlossen gegenüber), hervorgerufen von dem letzten Rest reaktionärer Anhänger vergangener Tage, traue ich mir aus dem Stegreif nicht zu beantworten. Dennoch ist es aber Fakt, dass viele der blutjungen Metalheads auf einmal erneut wie die alten Helden der Ost- und Westküste aussehen und klingen wollen. Der Look und der Sound von EXODUS, TESTAMENT, HEATHEN und METALLICA auf der einen und von OVERKILL und NUCLEAR ASSAULT auf der anderen Seite faszinieren eben heute wie damals. Sicher, Hammett, Holt, Altus und Mustaine sind allesamt Aushängeschilder - kein Zweifel - und es wäre den blutjungen Thrashern von heute gegenüber mehr als ungerecht, sie nur anhand eines Vergleichs mit Kultidolen der Musikgeschichte zu messen. Dies würde letztendlich nur dazu führen, den Nachwuchstalenten das letzte Quäntchen an Originalität und Innovation abzusprechen. Selbstverständlich klingt auch ANTIPEEWEE hier und da nach 'Whiplash' oder nach 'A Lesson In Violence'. Das ist aber nicht der springende Punkt, denn schließlich ist das ja gewollt. Bei Thrash 2.0 muss man "Bonded By Blood", "The Legacy", "The Ultra-Violence" etc. einfach als gegeben voraussetzen, sozusagen als natürliche Größen der Heavy-Metal-Historie. Für eine Standortbestimmung junger Bands sind diese Meilensteine nur Referenzpunkte zweiter Ordnung. Vielmehr gilt es, den Platz einer Thrashband der neuen Generation im Wirrwarr der schier unzähligen Veröffentlichungen zu bestimmen. Hat eine Band überhaupt das Potential, neben Joel Grind & Co. zu bestehen?
Produziert wurde ANTIPEEWEEs Erste jedenfalls von Michael Hofmann, der seinem musikalischen und produktionstechnischen Geschick u.a. bei den GUMOMANIACS Ausdruck verleiht. Er war sowohl für das Recording als auch für das Mastering verantwortlich und hat seinen Job ganz gut gemacht. Lebendig und dynamisch jagen einen die Gitarren aus den Boxen entgegen und der Bass knurrt genau an der richtigen Stelle. Vor allem bei 'Pleasure Of Flesh' und bei 'Downtown Romance' räkelt sich der Tieftöner wonnig zwischen den wohltönigen Spuren der Fräse. Letztendlich machte es sich auch bezahlt, dass die Band auf Recording "On The Fly" gesetzt hat. Eine simulierte Livesituation ist schließlich das beste Mittel gegen die langweilige Statik einer vom Metronom getakteten Pro-Tools-Session. Der Gesang, der an manchen Stellen etwas zu zart besaitet ist, hätte hier und da ein wenig mehr Fülle vertragen, aber ansonsten ist die Produktion sehr gut. Jedenfalls macht sie einen besseren Eindruck als manche aktuellen Produkte des Subgenres.
Schwierig ist es hingegen, den genauen Stil der Band in Worte zu fassen. Sicher, es handelt sich um Old-School-Thrash, soviel ist klar. Punkig wie Joel Grind ist ANTIPEEWEE selbstverständlich auch ein bisschen (z.B. 'Vomit Your Orgasm'), aber trotzdem fehlt der Scheibe die Rock'N'Roll-ige Rotzigkeit und Dirtiness von "Hell On Earth". Beim Hören hab ich persönlich öfters an GAMMA BOMB, LOST SOCIETY und MUNICIPAL WASTE denken müssen, jedoch ist "Human Grill Pary" nicht so fast forward wie die Iren, nicht so technisch durchdacht wie die spielfreudigen Highspeedfreaks aus Finnland und nicht ganz so aggressiv wie das amerikanische Exportprodukt. Trotzdem zelebrieren die Abensberger astreinen, druckvollen Thrash.
Schon der Opener 'Aggressive, Excessive Violcence' macht mit einem introduzierenden Schrei ala 'Angel Of Death', begleitet von rotzigem Gitarrengeschrubbe, gleich Nägel mit Köpfen. 'Seperate (The Head From The Body)' ist nicht weniger heavy. Auch hier wird gethrasht was das Zeug hält, bevor der Song zum wahren Groovemonster mutiert. Selbiges zeigt sich auch bei 'Surf, Mosh And Die' und bei 'Downtown Romance'. 'Cool Guy Cthulhu' ist wiederum ein kleiner Höhepunkt des Albums, da er das Gespür der Band für Rhythmus, Arrangement und Melodie offen zeigt. Hier überzeugt vor allem der D-Beat im Refrain. Übrigens kommen D-Beat-Freunde auf der ganzen Platte auf ihre Kosten. So z.B. auch bei 'Attack The Brewery', meinem persönlichen Highlight.
"Human Grill Party", das sind schlicht und ergreifend elf Thrash-Tracks, die ordentlich Spaß machen. Sicherlich hätte ein Schuss mehr Doublebass den Druck an mancher Stelle noch etwas gesteigert. Auch einige der groovigen Passagen hätte man zugunsten einer Prise Pottsound streichen können. Ein paar dreckige Riffs des Kalibers alter VIOLENT FORCE, LIVING DEATH und SODOM hätten den Silberling sicher noch ein wenig gefährlicher gemacht. Trotzdem ist die Scheibe ziemlich gut gelungen. Ein Album, das Lust auf mehr macht.
- Note:
- 8.00
- Redakteur:
- Michael Sommer