ANTISOPH - Antisoph
Mehr über Antisoph
- Genre:
- Progressive Metal
- ∅-Note:
- 5.50
- Label:
- Geisterasche Organisation
- Release:
- 18.05.2018
- Karmaghoul
- Hypnoroom
- Distant Scream
- Death
- Teleport Maze
- Ghostking
- Rejoice
Knotiges Songwriting mit emotionalen Defiziten
Alles klar: ANTISOPH hat wohl wahrlich verstanden, wofür der Terminus "Gefrickel" seinerzeit erstmals bemüht wurde, warum Festivals wie das Prog Power seit Jahren zu den größten Anlaufstellen für musikalisch anspruchsvolle Nerds geworden sind und warum es im progressiven Metal nicht bloß um ein paar verquere Strukturen geht, sondern doch eher um die ständige Suche nach alternativen Ausdrucksweisen, die nicht zwingend im ersten Anlauf zünden müssen.
Allerdings hat das Trio aus Schleswig-Holstein dabei einen wichtigen Umstand übersehen, nämlich dass man bei allem knotigen Musizieren auch nicht vergessen sollte, gewisse Ankerpunkte zu setzen, damit einem die Songs nicht entgleiten oder gar ins absolute Chaos stürzen - genau hier ist das selbst betitelte Debüt leider sehr nah an der Grenze zur Überforderung. "Antisoph" erinnert bisweilen an die ersten Platten von ZERO HOUR, ohne dabei jedoch ähnlich geschickt Melodiebögen in die durch und durch verschachtelten Frickeleien einzubinden. Die geradezu permanent wechselnden Taktfolgen verlieren schnell ihre vordergründige Struktur, drohen oftmals zu zerfallen, weil der rote Faden sich ausschließlich über die instrumentale Beweihräucherung definiert, und haben am Ende auch nicht jenes mitreißende Momentum auf ihrer Seite, an das man sich als hoffnungslos verlorener Zuhörer noch irgendwie klammern könnte. Stattdessen hat ANTISOPH die Komplexität zum Selbstzweck erklärt, irgendwann die Kontrolle abgegeben und Songstrukturen entworfen, denen man vielleicht irgendwann wird folgen können, die aber vorab schon jene entscheidenden Schlüsselreize abgeworfen haben, die gegebenenfalls noch ein paar Genusseffekte würden retten können.
Am Ende sind die Norddeutschen einfach zu sehr ihrem Drang zur instrumentalen Technikdemonstration unterworfen, nicht jedoch dem Song als solchen, der hier und dort auch mal eine weniger rationale Vorgehensweise nötig hätte. Der Kampf zwischen Emotionen und reinem Handwerk ist auch im Prog nicht neu, und bei ANTISOPH stimmt die entsprechende Balance leider nicht.
- Note:
- 5.50
- Redakteur:
- Björn Backes