ANUBIS GATE - A Perfect Forever
Mehr über Anubis Gate
- Genre:
- Progressive Metal
- Label:
- Locomotive / Soulfood
- Release:
- 14.09.2005
- Sanctified
- Kingdom Come
- Future Without Past
- Curfew
- Children Of The Pauper King
- Approaching Inner Circle
- The Wanton Blades Of Lust
- Epitome Of Delusion
- Endless Grief
- A Perfect Forever
Es kommt ja eher selten vor, dass eine dänische Heavy-Metal-Band auf einem spanischen Label erscheint, aber das sagt ja keinesfalls etwas über die Qualität des zweiten Albums aus, das uns ANUBIS GATE nur ein Jahr nach dem Debüt vorlegen. Bereits jenes erntete weitgehend gute Kritiken, ging aber leider ein wenig in der Veröffentlichungsflut unter. So hegt bisher nur die noch recht überschaubare Zahl von Fans große Erwartungen an das Zweitlingswerk der erst vor vier Jahren gegründeten Band, während ein Großteil der Szene mit dem Namen der Band noch eher wenig anfangen kann. Daher sei zuerst darauf hingewiesen, dass wir es bei den Ålborgern mit einer relativ traditionellen Metalband zu tun haben, die aber gekonnt jegliches Klischee umschifft und sich durch die - den Kompositionen von Mastermind Jesper M. Jensen (ehem. INVOCATOR) eigene - relativ düstere Stimmung und recht progressive Songstrukturen definiert, welche das gesamte Album prägen. Dazu verfügt "A Perfect Forever" über einen sehr druckvollen, zeitgemäßen aber dennoch gediegenen Klang. Besonders bemerkenswert ist auch die Leistung von Sänger Torben Askholm. Seine mittelhohe Stimme ist sehr klar und kraftvoll, dabei nie gekünstelt, sondern mit einem angenehm warmen, dunklen Timbre versehen, das ich als durchaus eigenständig einordnen würde.
Innerhalb der Kompositionen spielen sowohl Keyboards als auch Gitarrensoli zwar eine tragende Rolle, überlassen es aber dennoch den harten und scharfen Riffs, den Stücken ihren Charakter zu verleihen. Die Band verzichtet songdienlicherweise fast völlig auf kitschigen Bombast, hypermelodische Leadduelle und sonstiges Beiwerk, mit dem sich viele progressive Melodic-Metal-Bands gerne selbst feiern. Die Songs haben einen roten Faden, der trotz der zumeist recht epischen Kompositionsweise nie verloren geht, was zu einem guten Teil auch auf die schlüssig gesetzten Breaks und den treibenden Groove der Rhythmussektion zurückzuführen ist. Was manch einer ANUBIS GATE vielleicht vorhalten wird, ist dass die Abwechslung im Bereich des Tempos nicht gerade übermäßig groß ist. Die Truppe bewegt sich zumeist im Midtempo, mal getragener, mal leicht verschärft, aber wirklich durchgetreten wird das Gaspedal eigentlich nicht. Ebenso verzichten die Dänen auch auf wirklich aggressive Momente. Mich stört das aber nicht wesentlich, da die erwähnten Breaks und sonstigen kleinen Finessen für ausreichend Spannung sorgen.
Bereits der starke Opener 'Sactified' weiß zu überzeugen und dürfte Freunde des harten und intensiven, aber stets sehr melodisch gehaltenen Metals fesseln und insbesondere Fans von ANGEL DUST sehr gut reinlaufen. Mit einigen verfremdeten Sound und Stimmen kann 'Kingdom Come' hier und da ein paar vage Assoziationen an die ruhigeren Momente von NEVERMORE wecken, während 'Future Without Past' sehr fesselnd mit akustischen Gitarren und leicht orientalisch angehauchter Melodik arbeitet, aber für einige heftige Stakkati Raum lässt, die den Boden für die sehr ausladenden epischen Verse bereiten, denen eine heftigere Bridge folgt, die in eine sehr entspannten, melodischen Refrain mündet. Auflockerung erfährt die durchweg homogene und ausgewogene Mischung von ANUBIS GATE durch etliche spacige Einlagen des Keyboards und durch schön ausgearbeitete Einschübe mit der akustischen Gitarre, wie wir beides in Vollendung beim Überflieger des Albums 'Epitome Of Delusion' bestaunen dürfen. Die halbakustische Ballade 'Curfew' ist zwar schön, aber ein wenig zäh, während 'Children Of The Pauper King' die recht flotten Leads und einige schöne Hooklines von Torben hervorhebt, die ihm attestieren, dass er auch durchaus für Freunde von FATES WARNING und CRIMSON GLORY was zu bieten hat. In der zweiten Hälfte des Albums fällt dann aber irgendwann doch auf, dass sich die Songtypen recht stark ähneln. Das ist zwar nicht unbedingt ein gravierender Makel, da auch 'Approaching Inner Circle' (tolle Gitarrensoli) oder 'The Wanton Blades Of Lust' (tolle Gesangsmelodien in den Versen) ihre Momente haben. Aber irgendwie läuft man als Hörer ein bisschen Gefahr, an Aufmerksamkeit einzubüßen, weil ein paar Überraschungen fehlen. Das finale Titelstück mit seiner epischen Länge von zwölf Minuten zieht dann aber doch noch mal alle Register und enthält auch ein paar coole doomige Passagen.
Auch wenn ein kleines bisschen mehr Abwechslung dem Album vielleicht nicht geschadet hätte, bleibt am Ende festzuhalten, dass ANUBIS GATE mit "A Perfect Forever" ein sehr schönes Album gelungen ist, das Anhänger progressiv metallischer Klänge rundum zufrieden stellen dürfte und mit dem sich die Band meiner Einschätzung nach durchaus als einer der besten dänischen Newcomer der letzten Jahre etablieren können sollte.
Anspieltipps: Epitome Of Delusion, Future Without Past, A Perfect Forever
- Redakteur:
- Rüdiger Stehle