ANUBIS (AUS) - The Second Hand
Mehr über Anubis (AUS)
- Genre:
- Progressive Rock
- ∅-Note:
- 9.00
- Label:
- Eigenproduktion / Just For Kicks
- Release:
- 23.05.2017
- The Second Hand
- Fool's Gold
- These Changing Seasons I
- The Making Of Me
- While Rome Burns
- Blackout
- These Changing Seasons II
- Pages Of Stone
- These Changing Seasons III
Endlich! Endlich das Meisterwerk!
Langsam aber sicher haben die Musiker von ANUBIS ihren Sound gefunden und es schließlich auch bewerkstelligt, ihre bereits zuvor geschätzten Harmonien so trefflich ins Songwriting einzubinden, dass sie das zugrundeliegende Konzept nicht verwässern oder einfach so stark in den Vordergrund drängen, dass der eigentliche Anspruch mal wieder einer zu starken Melodieorientierung geopfert wird - denn solche Fälle gab es bei den Australiern vor allem auf den ersten beiden Alben immer wieder. Nun aber ist die Band in die Spur gekommen und hat ein Leitmotiv kreiert, das einem wahren Konzeptalbum kaum würdiger sein könnte. ANUBIS berichtet von einer scheidenden, medial bekannten Persönlichkeit, die im gesetzten Alter gegen den Tod ankämpft und ihren eigenen Körper als fremde Hülle empfindet, die sie nach und nach abstößt. Die Geschichte ist inhaltlich extrem emotional aufbereitet, spart aber auch nicht mit gesellschaftlicher Kritik, was sich vor allem im dreiteiligen Zyklus 'These Changing Seasons' niederschlägt, der das Album an einigen Stellen kreuzt. Nicht selten fühlt man sich dabei an die cinematischen Großereignisse erinnert, die IQ unter anderem mit "Subterranea" erschaffen hat. Und alleine dieser Vergleich soll schon die Qualität beschreiben, die ANUBIS mittlerweile zu liefern imstande ist.
Generell haben sich die Jungs von Down Under in vielen Belangen erheblich weiterentwickelt. Das Songwriting ist der wichtigste Part, doch auch bei der Performance tritt die Band souveräner und entschlossener auf. Die Wechselgesänge greifen prima ineinander, die Longtracks überzeugen mit interessanten vertrackten Arrangements und einer sehr gut ausbalancierten Dynamik, während die emotionale Seite des Themas sich immer wieder in den traurigen Melodien wiederspiegelt, die phasenweise sogar mit kleinen Hooks aufwarten. Anders als noch auf "A Tower Of Silence" kann man die Highlights gar nicht mehr herausfiltern, weil das Gesamtwerk ein solches darstellt und das Niveau konstant hoch bleibt. Der Facettenreichtum ist das letzte, bislang noch nicht genannte Plus, das "The Second Hand" seinen Vorgängern voraus hat und Kontraste aufwirft, die genügend Spielraum für angenehme Überraschungen lassen. Ein relativ straighter Track wie 'When Rome Burns', der in knapp zehn Minuten all das Selbstbewusstsein reflektiert, das ANUBIS heuer an den Tag legt, hat da schon Symbolwert.
Insgesamt hat ANUBIS seinen Wert auf "The Second Hand" allumfassend vervielfachen können und im vierten Versuch endlich das Meisterstück produziert, das insgeheim schon immer in den Australiern steckte. Das Konzept ist klasse, der Sound sowieso, und die Ausstrahlung der Musiker zeugt von einem veränderten Selbstwertgefühl. Endlich ist die Truppe dort angekommen, wo sie immer sein wollte: ziemlich weit vorne!
Anspieltipps: Fool's Gold, While Rome Burns, Pages Of Stone
- Note:
- 9.00
- Redakteur:
- Björn Backes