ANUBIZ - Momentum
Mehr über Anubiz
- Genre:
- Gothic Metal
- ∅-Note:
- 4.00
- Label:
- Nicrothal Records / Point Music
- Release:
- 03.09.2010
- Der Moment
- Fernsucht
- Es darf nicht brennen
- Der Feuermann
- Semper Fi
- Das Verlangen
- Sehnsucht
- Ohne Sinn
- Das unentdeckte Land
- An deinem letzten Tag
- Outro
Gothic-Metal-Band mit erheblichen Schwächen in Sachen Eigenständigkeit. Grenzwertig.
Es ist schon manchmal frech, wie unbeeindruckt sich eine Band bei Trademarks und Eigenheiten einer erfolgreichen Band bedient, ohne dies sogar noch irgendwie zu kombinieren oder mit eigenen Ideen zu verbinden. Die deutsche Gothic-Metal-Band ANUBIZ klaut im männlichen Gesangsbereich so dermaßen dreist bei Till Lindemann, dass man durchaus zu recht Gift und Galle spucken darf. Ich bezeichne mich schon als Verfechter von RAMMSTEIN, kann der deutschen Sprache durchaus etwas abgewinnen und weiß mich auch für Female-Fronted-Bands zu begeistern, aber diese unverhohlene zur Schau gestellte Abkupferung macht jeden Sympathiepunkt zunichte. Denn eigentlich könnte das dritte Album "Momentum" ein recht Schönes sein.
Der Silberling ist sehr gut produziert und kommt recht wuchtig aus den Boxen, was bei einer bombastisch angelegten Musik nicht unwesentlich ist. Zwar sind die Songs ein wenig von der Stange und bieten für Genreliebhaber wenig Überraschendes, dafür aber Bewährtes. Einzig das etwas rockigere 'Es darf nicht brennen', das mit kurzen Up-Tempo-Beats beginnende 'Der Feuermann' und das orchestral bombastische Instrumental zum Abschluss des Albums stechen musikalisch ein wenig aus den ansonsten vielen Gothic-Metal-Standards heraus. Das ist alles nicht schlecht, hat jedoch wenig Höhen und Tiefen und läuft sich gegen Ende hin dann doch erheblich schnell müde. Da fehlt es bei Songs wie 'Sehnsucht', 'Ohne Sinn', 'Das unentdeckte Land' oder 'An deinem letzten Tag' einfach an Spritzigkeit und ausreichend Dynamik, um den geneigten Hörer auf die volle Distanz bei Laune zu halten.
Wie bereits erwähnt ist das größte Ärgernis des Albums jedoch der männliche Sprechgesang von Gitarrist Jörg Erkelenz, der in Ausdruck, Aussprache und Intonation (inklusive dem rollenden "r") einfach nur Tills Art und Weise kopiert und noch nicht einmal im Ansatz eine eigene Note mit einbringt. Einfach peinlich, auch wenn ich großer RAMMSTEIN-Fan bin und mich mit diesem Stilmittel somit eigentlich anfreunden kann. Das geht aber gar nicht. Der Gegenpol ist Sängerin Katrin Block, die ihre bittersüßen Melodien recht ordentlich auf Festplatte bannen konnte, dem Ganzen aber auch keinen Gänsehautfaktor verleihen und "Momentum" überdurchschnittlich interessant machen kann. Dafür fehlt der jungen Frau mit der klassischen Gesangsausbildung einfach das stimmliche Spektrum – eine rockige Seite würde ihr beispielsweise sehr gut zu Gesicht stehen.
Das Artwork ist sehr nett, die Produktion amtlich, wenn auch die Keyboards in vielen Fällen etwas zu laut geraten sind. Wer sich also an meiner Meckerei und meinen dreisten Kopiervorwürfen nicht stört, der sollte das Quintett aus Hessen mal antesten. Mir ist das jedoch zu wenig Eigenständigkeit. Schade.
Anspieltipps: Es darf nicht brennen, Der Moment
- Note:
- 4.00
- Redakteur:
- Chris Staubach