ANVIL - Juggernaut of Justice
Auch im Soundcheck: Soundcheck 07/2011
Mehr über Anvil
- Genre:
- Heavy Metal
- ∅-Note:
- 8.50
- Label:
- Steamhammer (SPV)
- Release:
- 17.06.2011
- Juggernaut Of Justice
- When All Hell Breaks Loose
- New Orleans Voodoo
- On Fire
- Fukeneh!
- Turn It Up
- The Ride
- Not Afraid
- Conspiracy
- Running
- Paranomal
- Swing Thing
Schöner, tonnenschwerer, fetter, guter, alter Heavy Metal, wie er halt so sein soll.
Über ANVIL große Worte zu verlieren, ist weit über dreißig Jahre nach der Bandgründung eigentlich überflüssig, oder nicht? Das kanadische Trio um Lips, Robb und Glenn ist allseits beliebt, weithin anerkannt für seine Beharrlichkeit und doch hat es den Herren nie zum großen Durchbruch gereicht. Den einen zu ungehobelt, den anderen nicht schön genug gesungen und den letzten schlicht und ergreifend zu bieder. Das sind die Begründungen, die man regelmäßig hört, wenn man die Leute fragt, warum sie nie ANVIL-Fans geworden sind. Dann gab es den großen Medienhype um den wirklich großartigen ANVIL-Film, ruck zuck neue Deals mit großen Labels und alle sind begeistert? Alle? Nun, sagen wir so, es gibt offensichtlich eine stattliche Zahl von Trittbrettfahrern, die eigentlich schon immer ANVIL-Fans waren, aber es bisher immer versäumt haben, ein Album zu kaufen. So, wie ich die Band einschätze, wird sie darüber den Kopf schütteln und schmunzeln. Denn eines dürfte sicher sein: Den Höhenflug wird die Band davon nicht bekommen. Dafür sind Lips & Co. zu bodenständig, zu realistisch, und dafür haben sie schon zu viel mitgemacht.
Doch genug der Vorrede, kommen wir zum neuen Album. Dem vierzehnten. "Juggernaut Of Justice" ist sein Name und produziert hat dieses Mal nicht Knöpfeguru Chris Tsangarides, sondern Bob Marlette, der ja auch nicht gerade ein Unbekannter ist. Er seinen Job auch ausgezeichnet gemacht und so klingt die neue ANVIL druckvoll, fett und doch differenziert, auch wenn der Vorgänger vielleicht einen Tick wärmer tönte. Musikalisch ist festzuhalten, dass sich die Band genau so vielseitig präsentiert wie auf "This Is Thirteen", zwar auf Experimente weitgehend verzichtet, aber dafür noch mehr Wert auf gelungene Hooks legt, die dadurch gewinnen, dass das Tempo auch hin und wieder mal gedrosselt wird und mehr Wert auf gediegenes Rocken als auf Speed-Elemente gelegt wird. Es gibt die klassische Metal'n'Roll-Kante wie bei 'On Fire', aber auch die Speed-Attacke wie bei 'When Hell Breaks Loose', die RUNNING WILD-Fans ganz nostalgische werden lässt. Auch der zähere Groover wie 'New Orleans Voodoo' ist an Bord, und ebenso die gut gelaunte Rock'n'Roll-Nummer der Marke 'Fuken Eh!'. Groß geschriebene, feine, leicht punkige Gute-Laune-Kracher wie 'Not Afraid' und tonnenschwere Nackenbrecher wie 'Conspiracy'. Da passt schon alles.
Nein, liebe Kritiker, das ist weder innovativ noch kredenzen uns die drei Ahornblätter hier feinsinnige Elaborate oder Hymnen für die Ewigkeit. Da habt ihr sehr wohl Recht. Doch letztlich geht es weder den Herren ANVIL um derlei Firlefanz, noch haben es die wirklichen langjährigen Fans der Truppe auf so etwas abgesehen. Es genügt völlig, dass Lips sein Reibeisen gut geölt erschallen lässt, dass seine verqueren Leads die Boxen spalten, dass die Nackenmuskulatur zuckt und dass man einfach seinen Spaß an schnörkellosem, dynamischem und gnadenlos nach vorne drückendem Heavy Metal der ganz klassischen Art hat. Mehr ist nicht, mehr muss nicht. Der einzige verbleibende wirkliche Kritikpunkt, den ich allerdings auf keinen Fall verschweigen darf: Wer die CD als Erstauflage aus den USA bestellt hat, ist der arme Tropf, weil nämlich der Euro-Digipack ebenso wie eine streng limitierte US-Sonderauflage zwei Bonustracks hat, welche viele eben nun nicht bekommen. Derlei Veröffentlichungsstrategien finde ich ärgerlich und für eine basisnahe, sympathische Band wie ANVIL auch unpassend. Deshalb gibt es auch einen kleinen Abzug in der B-Note.
- Note:
- 8.50
- Redakteur:
- Rüdiger Stehle