AOSOTH - IV: An Arrow In Heart
Mehr über Aosoth
- Genre:
- Black Metal
- ∅-Note:
- 9.00
- Label:
- Agonia Records
- Release:
- 10.04.2013
- IV-1. Arrow In Heart
- IV-2. One With The Prince With A Thousand Enemies
- IV-3. Temple Of Knowledge
- IV-4. Under Nails and Fingertips
- IV-5. Broken Dialogue 1
- IV-5. Broken Dialogue 2
- IV-6. Ritual Marks Of Penentinence
Aus Frankreich regiert die Schwärze...
Um ANTAEUS ist es, abgesehen von dem 2009er-Split mit den deutschen KATHARSIS ziemlich still geworden. Offensichtlich konzentriert sich Mastermind MkM sehr vollständig auf seine Zweitband AOSOTH, die seit ihrem selbstbetitelten Debüt-Album 2008 nun mit "IV: An Arrow In Heart" das vierte Album veröffentlichen. Und solange dabei derart finstere Musik herauskommt, findet das auch jeder gut so.
Das Debüt sowie das zweite Album "Ashes Of Angels" klang mit seinen manischen Überschall-Blasts noch wie eine Fortsetzung der letzten ANTAEUS und orientierte sich zudem am old-schooligen Norwegen, wobei Songs wie 'Path Of Twisted Light' schon die spätere Marschrichtung wiesen. "III – Violence & Variation" erwies sich dann als ein großer Schritt und eine Art Angelpunkt, um den sich die folgende Ausrichtung der Band wohl im Wesentlichen drehen wird. Das durchschnittliche Tempo wurde gedrosselt, es werden kalte, hochragende Mauern errichtet und zwischen ihnen ein Dickicht aus Dissonanzen. Brutaler, chaotischer Black Metal, der sich gerne auch mal eher kriechend – aber unaufhaltsam! – nähert, als dass er zum Sturmangriff überzugeht. Dabei bewegt man sich oftmals haarscharf auf der Grenze zum Death Metal, was nicht nur an den recht tiefen Schreien von Sänger MkM liegt (Gitarrist Bst war auch mal bei ABORTED tätig). So sieht auch die Marschrichtung von "IV: Arrow In Heart" aus, ohne dabei auf der Stelle zu treten. Offene Akkorde, ob als Tremolo gespielt oder einfach angeschlagen in den Raum geworfen, zerbersten aneinander; dazu ein vernichtendes Schlagzeug, welches aber tendenziell noch weniger auf Blastbeats setzt, ja sogar hier diverse, doch recht straighte Doublebass-Parts integriert, was auf dem Vorgänger weniger der Fall war. Zwischendrin darf auch mal eine geschickt eingebettete Melodie ertönen, was zu mehr Dynamik verwendet wird und teilweise etwas wie eine äußerst dreckige SECRETS OF THE MOON-Variante klingt. Der Sound ist weniger verwaschen als auf dem Vorgänger und besonders das Schlagzeug kommt wesentlich präsenter heraus. Das kann einem gefallen, muss es aber nicht, zumal das Ganze teilweise etwas nach Drumcomputer klingt, besonders was die Bassdrum und ein Becken angeht.
Hatte "III – Violence & Variations" schon die Tendenz zu langen Stücken, wird dies auf "IV: An Arrow In Heart" noch weiter ausgereizt, sodass man mit dem Abschlussmonster 'Ritual Marks Of Penentinence' sogar auf über 15 Minuten kommt. Auf dem Album gibt es fünf "richtige Songs", die es alleine schon auf über 50 Minuten bringen. Hinzu kommt der Intermezzo-Zweiteiler 'Broken Dialogue'. Dieser Dialog ist auch tatsächlich gebrochen, aufgeteilt in zwei Rezitative mit spärlicher instrumentaler Begleitung. Den ersten Teil bilden priesterliche Reden, Predigten, die latent an die Spoken-Word-Passagen bei 'World Of Blades' von MARDUK oder ähnliches bei FUNERAL MIST erinnern. Teil zwei wird getragen von einem weiblichen, eher introvertiert reflektierenden Counterpart. Die beiden Tracks tragen erheblich zu einer Auflockerung des Albums bei, sodass man etwas durchatmen kann, gleichzeitig wird die Finsternis aber noch verstärkt, bzw. weiter transportiert. Diese Intermezzi gibt es auch in Kleinformat in jedem Song: Plötzlich bricht abrupt Stille herein, Musik reduziert auf Ambient-Rauschen und etwas Percussions ('Arrow In Heart') oder verharrend auf der Stelle, versunken in die Betrachtung eines einzelnen, mantren-artig von einer Gitarre wiederholten, sinistren Motivs ('One With The Prince With A Thousand Enemies'), nur um den Hörer umso erbarmungsloser im Nachhinein zu packen. Generell scheinen die Ambient-Sounds, dieses undefinierbare Rauschen im Hintergrund, aber stets und in jeder Minute des Albums anwesend zu sein und tragen so ihren Teil zur pechschwarzen, klaustrophobischen Atmosphäre bei.
Highlight des Albums ist für mich das etwas weniger chaotische 'Ritual Marks Of Penentinence', das die 15 Minuten aber auch genau braucht. Im Gegensatz zu den Vorgängern wird hier weniger direkt und abrupt die Richtung gewechselt, sondern man lässt sich Zeit mit dem aufbauen einer meditativ-soghaften Atmosphäre absoluter Schwärze. Zu eben diesem Monolithen drehten AOSOTH auch ihr erstes Video. Selten für eine Black-Metal-Band vielleicht, gerade auch einer dieser Couleur, noch seltener sind solche Clips ohne pathetischen Mummenschanz. Umso beeindruckender ist die audio-visuelle Finsternis, die die Band in Zusammenarbeit mit dem Regie führenden Duo Matthieu Spinazolla und David Fitt entfesseln konnten.
Man kann wohl den Sound nicht hundertprozentig gelungen finden, kompositorisches Können auf ihrem Gebiet lässt sich den Franzosen aber nicht absprechen. Mit "IV: Arrow In Heart" hat AOSOTH ein weiteres Mal bewiesen, einen eigenen, wiedererkennbaren Stil zu spielen, der sich trotzdem sehr passend in das Gesamtbild der französischen Black-Metal-Szene einfügt: eigensinnig, unorthodox-orthodox, bösartig und stets kompromisslos. Sicher schon jetzt eines der Black-Metal-Alben des Jahres.
- Note:
- 9.00
- Redakteur:
- Christian Schwarzer