APOCALYPTICA - Reflections
Mehr über Apocalyptica
- Genre:
- Cello Metal
- Label:
- Island Mercury
- Release:
- 10.02.2003
- Prologue (Apprehension)
- No Education
- Faraway
- Somewhere Around Nothing
- Drive
- Cohkka
- Conclusion
- Resurrection
- Heat
- Cortege
- Pandemonium
- Toreador II
- Epilogue (Relief)
Dass Celli und Metal sich wunderbar miteinander vertragen, das haben uns APOCALYPTICA schon in mehrfacher Weise gezeigt – besonders durch ihre Interpretationen diverser Schwermetallsongs von SEPULTURA, PANTERA oder ganz besonders METALLICA öffneten die vier Finnen eine ganz neue Tür im Etablissement der härteren Musik: der Cello Metal wurde geboren. Keine Drums, keine E-Gitarren, keine Bässe, allein die alterwürdigen Streichinstrumente standen im Mittelpunkt, was, wegen ihrer nicht grade zimperlichen Handhabung, seinerzeit besonders unter Klassik-Anhängern für Aufregung sorgte.
Doch seit den Anfängen 1993 hat sich eine ganze Menge geändert: Längst zieht es neben Metalfans auch Liebhaber von Grieg in die Hallen, wenn die ehemaligen Studenten der Sibelius-Akademie zum Konzert rufen, und genauso umsichtig geworden und gereift wie ihr Publikum sind auch APOCALYPTICA.
Bestimmten früher noch so gut wie ausschließlich Coverstücke das Bandbild, so finden sich auf dem neuen Album „Reflections“ ausschließlich selbstkomponierte Stücke von Eicca Toppinen und Perttu Kivilakso – der konsequente nächste Schritt nach der 2000er-Hammerplatte „Cult“, die bereits mit einer Vielzahl an spannenden Eigenkreationen aufwarten konnte. Die jüngst auf ein Trio zusammengeschmolzene Truppe bringt es selbst am besten auf den Punkt: „Früher waren wir kreativ in der Imitation des typischen Heavy-Metal-Gitarrensounds. Jetzt sind wir kreativ im eigenen musikalischen Ausdruck.“ Und das nicht zu knapp: „Reflections“ bietet mit „Prologue (Apprehension)“, „Somewhere Around Nothing“, „Resurrection“ oder „Cortége“ gewohnt powervolle Metal- und Rockstücke im Cello-Gewand, die kräftig zur Sache gehen; filigrane und verspielte Techniken aus der Klassik treffen auf das dem Metal entliehene harte Grundgerüst. Neu an der ganzen Chose: Erstmalig verpassen die Jungs ihren Kompositionen einen groovig-fetten Drumsound, den auf fünf der enthaltenen Songs kein geringerer als SLAYERs Dave Lombardo beigesteuert hat, zudem lassen sich jetzt auch andere Instrumente wie Trompete, Klavier und Violine zwischen den harten Sreichattacken der Drei vernehmen. Klingt das Ganze beim ersten Anhören noch recht ungewohnt, kann man sich nach dem spätestens dritten Durchlauf die Songs ohne die neuen Elemente gar nicht mehr vorstellen, da sie sich perfekt in den neuen, abwechslungsreichen und vielseitigen Sound von APOCALYPTICA eingliedern. A propos vielseitig: Neben den flotten Krachern hat „Reflections“ in Form von „Faraway“, „Conclusion“ und „Epilogue (Relief)“ drei sehnsüchtige Traumballaden zu bieten, während das ausladende „Cohkka“ (die musikalische Widmung an einen gleichnamigen samischen Berg) dem Soundtrack eines Films über die Schönheit der Natur entsprungen sein könnte.
Ein wirklich meisterlicher Spagat zwischen Klassik und Metal ist den drei Jungs da mit „Reflections“ gelungen, variabel und eindrucksvoll wie nie zuvor in der Bandgeschichte. Zwar höre ich jetzt schon die Unkenrufe derer, für die der Einsatz der neuen musikalischen Stilmittel das Abgleiten von APOCALYPTICA gen Mainstream bedeutet und die den reinen Cello-Sound ohne Wenn und Aber zurückhaben möchten. Jedoch, wie wir alle wissen: Stagnation bedeutet den Untergang, und dass Eicca, Perttu und Paavo keinesfalls vorhaben, auf der Stelle zu treten, zeigt ihr taufrischer Longplayer gewaltig und ohne Umschweife.
Ein durch und durch empfehlenswertes Album!
Anspieltipps: Prologue (Apprehension), Faraway, Cohkka und Cortége; aber an sich ist das gesamte Album ein einziger Anspieltipp
- Redakteur:
- Kathy Schütte