APRIL IN FLAMES - Scream For An Epitaph
Mehr über April In Flames
- Genre:
- Thrash/Death Metal / Hardcore
- ∅-Note:
- 7.00
- Label:
- Eigen
- Release:
- 18.09.2016
- Riot
- My Curse
- All I Ever Wanted
- No Escape
- Through Childs Eyes
- Raging Chaos
- Bitter Pill
- The Beast You've Made Me
- Holy Traitor
Eine mächtige Maschine läuft an...
Gab's in Schweinfurt etwa SLAYER mit der Muttermilch, MACHINE HEAD im Kinderstall, CANNIBAL CORPSE vor der Mittagsschule und TERROR vorm Schlafengehen? Aus Unterfranken stammt ein ziemlich vielschichtiges Abrissunternehmen namens APRIL IN FLAMES, das mit seinem Debütalbum "Scream For An Epitaph" eindrucksvoll kreative Finesse und den Willen zur musikalischen Kompromisslosigkeit beweist. Nur ein paar kleine Schnitzer, wie sie eigenproduzierten Erstlingswerken gelegentlich anhaften, trüben den ordentlichen Gesamteindruck noch ein wenig.
Dabei hat man in Süddeutschland offenbar verstanden, was die Metal-Welt heutzutage braucht. Saftiges Gethrashe in Kombination mit rauer Hardcore-Attitüde und Death-Metal-Misanthropien, gelegentliche Ausflüge ins groovige Gefilde, der praktisch vollständige Verzicht auf abmildernde Ohrwurmeinlagen, und über all dem eine amtlich wütende Schreistimme – das Konzept passt! 'Riot' startet zornig und ohne Umschweife mit messerscharfem Thrash-Geriffe, unterzieht die Nackenmuskulatur der Hörerschaft einem unerbittlichem Härtetest, und wechselt im weiteren Verlauf in einen groovig-moshtauglichen Midtempo-Beat über. Danny Volland zerlegt dabei den Laden mit seinem monströsen Gebrüll irgendwo zwischen Corpsegrinder und Al Roy von PSYCHO CHOKE, während die Instrumentalfraktion das Kommando präzise und gnadenlos vorantreibt. Nur etwas zu lang fällt der Opener gefühlt aus. Überhaupt findet die Band erst nach den ersten Songs vollständig in die Spur – nämlich, wenn das mit schwermütigen METALLICA-Riffs und dezentem Klargesang garnierte 'No Escape' erstmals richtig Atmosphäre aufkommen lässt, wenn 'Raging Chaos' mit tonnenschweren SEPULTURA-Huldigungen die Bude einreißt, und vor allem wenn das grandiose 'Bitter Pill' mit tragischen Gitarrenmelodien Gänsehaut und bereitwilliges Mitschreien provoziert.
Die einzelnen Versatzstücke sind also stimmig, viele coole Details werden verbaut, doch gelegentlich verzetteln sich die fünf Musiker noch etwas in ihrer ambitionierten Ausrichtung - zu selten werden die neun Songs auf den vielzitierten Punkt gebracht. Dass APRIL IN FLAMES kreativer und abwechslungsreicher unterwegs ist als die meisten anderen Debütanten im Spannungsfeld zwischen Thrash, Death und Hardcore, steht außer Frage. Nur wird mit den erarbeiteten Pfunden noch zu wenig gewuchert. Der etwas zielgerichtetere Einsatz der klaren Vocals, ein paar Gitarrensoli mehr, klarere Markierung der definitiv vorhandenen Höhepunkte, und hier und da mehr Mut zur Kompaktheit – das wären die Stellschrauben, an denen noch gedreht werden könnte.
Doch die Fünf haben genug gute Argumente auf ihrer Seite: Das mächtige Antriebsmoment ihres Sounds bleibt trotz gelegentlicher Unwucht erhalten, ein stimmlicher Berserker wie Danny Volland und das allgemein gute Gespür für mitreißende Riffs und Trommelsalven sollten auch live die Bude zum Kochen bringen. APRIL IN FLAMES mausert sich mit dem Erstlingswerk jedenfalls zu einer Underground-Nachwuchshoffnung, die im Blick behalten werden sollte. Vielleicht verpflichtet man nächstes Mal ja einen externen Produzenten, der hilft, die eigenen Stärken besser herauszuarbeiten und kompositorisch zielgerichteter zu Werke zu gehen. "Scream For An Epitaph" ist ein vielversprechendes Debüt – und es ist zweifelsohne als Kompliment zu verstehen, wenn man der Truppe attestiert, dass da noch einiges mehr drin gewesen wäre.
Anspieltipps: Bitter Pill, No Escape, Raging Chaos
- Note:
- 7.00
- Redakteur:
- Timon Krause