ARCANE (AUS) - Known/Learned
Auch im Soundcheck: Soundcheck 03/2015
Mehr über Arcane (AUS)
- Genre:
- Progressive Metal
- ∅-Note:
- 9.50
- Label:
- Sensory Records (Alive)
- Release:
- 13.02.2015
- Promise (Part 2)
- Unturning
- Instinct
- Womb (In Memoriam)
- Selfsame
- Holding Atropos
- Keeping Stone: Sound On Fire
- Learned
- Hunter, Heart & Home
- Little Burden
- Impatience And Slow Poison
- Known
- Nightingale's Weave
- Eyes For The Change
- Keeping Stone: Water Awake
- Promise (Part 1)
Die Messlatte für 2015
Bei ARCANE mögen einige von euch an die texanischen Untergrundhelden denken, die Anfang der 90er-Jahre mit "Destination Unknown" veröffentlicht haben. Davon sind diese ARCANE hier vor allem geographisch aber auch musikalisch sehr weit entfernt.
Kopf hinter diesen Australiern ist Sänger Jim Grey, den Prog-Forscher möglicherweise von CALIGULA'S HORSE kennen. Mit "Known/Learned" legt die Truppe nun ihr drittes Werk vor, nachdem zuvor "Ashes" (2007) und "Chronicles Of The Waking Dream" (2009) erschienen sind. Das Debüt ist mir leider unbekannt, aber bereits das Zweitwerk war ein echtes Progfeuerwerk. Modern produziert, zwischen exzessivem Progressive Metal und butterweichem Progressive Rock pendelnd.
Entsprechend gierig war ich auf "Known/Learned", das sich als zweistündiger Doppeldecker entpuppt. Schon optisch wird hier angedeutet, dass sich "Known" von "Learned" relativ deutlich unterscheidet. Das Digipak hat innen eine schwarze und weiße Seite, in denen sich entsprechend eine schwarze und eine weiße CD befindet. Wer daraus schließt, dass "Known" die dunkle, harte Seite der Band verkörpert, liegt damit durchaus richtig.
Bereits das eröffnende 'Promise (Part 2)' ist ein knapp neunminütiges Ungeheuer voller instrumentaler Wucht und Finesse, veredelt von den so markanten Vocals Greys, den ich innerhalb von wenigen Sekunden identifiziert hatte. Noch besser ist das folgende 'Unturned', bei dessen phänomenal gesungenem Schlussteil ich völlig perplex bin. Musikalisch ist ARCANE dabei durchaus mit Truppen wie REDEMPTION oder DREAM THEATER vergleichbar, dabei aber eine Spur moderner, meist auch härter (man höre die Blastbeats im unfassbar abwechslungsreichen 'Selfsame') und hat einen Sänger mit der gleichen Prägnanz und Präsenz wie Ray Alder oder James LaBrie, ohne einem der beiden auch nur annähernd zu ähneln. Ganz im Gegenteil: Seine australische Herkunft ist ebensowenig zu verleugnen, wie sein insgesamt breiteres Spektrum an Gesangsstilen. Von sanft-gehaucht ('Holding Atropos') über rhythmischen Stakkato ('Unturned') bis kräftig-geschrien ('Selfsame') ist hier alles dabei.
Höchste Höhepunkte auf dieser ersten Hälfte sind 'Keeping Stone: Sound On Fire', das neben einem brillanten Spannungsaufbau vor allem mit seinem mitreißenden instrumentalen Finale begeistert, und das mehr als 23-minütige 'Learned', eine Achterbahnfahrt mit vielen Doppelloopings. Egal ob Gefrickel auf Traumtheaterart oder Flamencogitarren, hier gibt es nichts, was die Band auslässt. Diese Seite alleine wäre mir wahrscheinlich sogar die Höchstnote wert. Viel besser kann man Progressive Metal nicht inszenieren.
"Learned" ist dann wie bereits angedeutet die eher ruhige Seite ARCANEs. Bereits das eröffnende 'Hunter, Heart & Home', welches den abschließenden Faden von 'Learned' aufnimmt, basiert in erster Linie auf clean gespielten Gitarren, was sich im weiteren Verlauf auch nur selten ändert. Bei den beiden kurzen, balladesken 'Known' und 'Promise (Part 1)' wird gar die akustische Klampfe herausgeholt. Doch auch hier beweisen die Herren aus Brisbane, dass sie es verstehen Spannung aufzubauen. Blake Coulson verdient sich als Percussionist Bestnoten, Matthew Martin nutzt statt Keyboards gerne auch mal ein Mellotron und Gitarrist Michael Gagen holt sogar zwischenzeitlich mal die Mandoline heraus.
Doch ist "Learned" dennoch nicht vollakustisch, sondern beinhaltet immer noch auch stromverstärkte Töne wie das dramatische 'Nightingale's Weave' beweist. Im Anschluss an die vollgepackten Hirnverknotungen von "Known" ist das hier natürlich eine Oase der Entspannung, dennoch bieten auch diese 50 Minuten eigentlich Spannung pur. 'Nightingale's Weave' habe ich bereits hervorgehoben, 'Keeping Stone: Water Awake' ist vor allem dank seine 'Just breathe it's only water'-Parts sehr dramatisch und das siebenminütige 'Little Burden' von ergreifender Schönheit.
Damit bleibt unter dem berühmten Strich ein Album, das zwei Stunden lang in allerbester Weise Herz und Hirn beansprucht und für jeden Prog-Hörer absolutes Pflichtprogramm darstellt. Ich bin schon jetzt sehr sicher, dass "Known/Learned" auch am Ende des Jahres bei mir noch sehr weit oben auf dem Zettel stehen wird, wenn das "Album des Jahres" gekürt wird.
- Note:
- 9.50
- Redakteur:
- Peter Kubaschk