ARCH, JOHN - A Twist Of Fate
Mehr über Arch, John
- Genre:
- Prog
- Label:
- Metal Blade
- Release:
- 16.06.2003
- Relentless
- Cheyenne
Da ist es also. Das Album des Sängers, der uns vor gut 16 Jahren mit auf wundersame Weise vorgetragener, einfühlsamer, nachdenklicher und sensibler Lyrik auf den Wunderwerken "The Spectre Within" und "Awaken The Guardian" in astrale Welten abdriften ließ. Die Rede ist hier natürlich von John Arch, dem Mann, der die ersten drei FATES WARNING-Platten mit seiner einmaligen Stimme zu selten erreichten Monumenten harter Rockmusik machte. Immer wieder kamen Gerüchte um eine Reunion oder zumindest um vereinzelte Gastauftritte bei Festivals hoch, aber irgendwie wollte dies - zumindest in Europa - nicht gelingen. Selbst eine in Aussicht gestellte Zusammenarbeit für Jim Matheos' Solo-Alben kam leider nicht zustande. Andere Bands klopften in der Zwischenzeit bei John an, um ihn für sich zu gewinnen. Aus unterschiedlichen Gründen sollten allerdings weder DREAM THEATER, die nach dem Ausscheiden von Charlie Dominici mit Mr. Arch Demos aufnahmen, noch WATCH TOWER, die nach der Trennung von Alan Tecchio verzweifelt nach Ersatz suchten, jemals etwas offizielles mit dieser Götterstimme veröffentlichen. Und auch der vorliegende Rundling war in dieser solistischen Form ursprünglich gar nicht geplant. Vielmehr wollte Jim Matheos seinen alten Weggefährten als Sänger für das OSI-Projekt verpflichten. Beim gemeinsamen Komponieren entstanden dann aber Songs, die aus verschiedenen Gründen nicht zu OSI passten, und so kam man zu dem Ergebnis, diese dann doch unter dem Banner des Sängers der Öffentlichkeit vorzustellen. Mit von der Partie sind außer den bereits genannten ebenfalls Mike Portnoy (DREAM THEATER, OSI) und Joey Vera am Tieftöner (ARMORED SAINT, ENGINE, SEVEN WITCHES, TRIBE AFTER TRIBE, etc.). Jim himself bedient neben der Gitarre zusätzlich noch die Keyboards. Soviel zu den Fakten.
Begeben wir uns nun auf den schwierigen Pfad, die beiden überlangen Songs - Gesamtspielzeit über 25 Minuten - in Worte zu kleiden.
Hm, wo startet man da? Ich denke, Ihr seid wohl alle erstmal genauso gespannt wie ich, wie die Stimme, die man so lange schmerzlich vermißt hat, heute klingt. Was soll ich lang um den heißen Brei herum lamentieren: Johns Organ hat nichts, aber auch gar nichts von seiner Aussdrucksstärke, seiner Flexibilität und seinem Einfühlungsvermögen verloren. Immer noch scheint er durch die teils ziemlich harten Songs zu schweben. Permanent wird man an längst vergessene Gesangsmelodien aus alten Zeiten erinnert. Man fühlt sich dadurch sofort heimisch.
Es ist schier unglaublich, wenn man miterlebt, wie sehr andere, einstmals großartige Sänger sich nach und nach verschlechtert haben. Hier hingegen hat man fast den Eindruck, die lange Pause war ein großer Vorteil. Niemals klingt John verbraucht oder ausgebrannt. Es ist fraglich, ob er noch so genial bei Stimme wäre, wenn er einen der oben erwähnten Jobs angenommen hätte. Damit haben wir also meine größte Sorge, vokalakrobatisch enttäuscht zu werden, aus der Welt geschafft. Ihr könnt, ach was sage ich denn, ihr müsst folglich diesen Silberling erwerben, wenn ihr nicht eines DER Hightlights dieses Jahres verpassen wollt.
Ooops, jetzt hätte ich ja beinahe vergessen zu erwähnen, welche Art von Musik auf der Scheibe zu hören ist. Ich könnte es mir jetzt einfach machen und schreiben, dass man hier eine Melange aus den Stammbands der einzelnen Musiker hört. Damit würde ich wohl auch einen groben Umriß der vielschichtigen Songs wiedergeben. Welche Ideenvielfalt in den beiden Longtracks steckt, vermag allerdings nur eine intensive Analyse zu offenbaren. Immer wieder schimmert das Riffing der letzten FATES WARNING-Alben durch, auch ENGINE-artige Groovepassagen kann der geneigte Hörer ausmachen, allerdings sind das nur zwei Facetten dieser chameleonartigen Kompositionen. Unglaublich melodisch, rhytmisch vorantreibend, träumerisch verspielt und herrlich abwechslungsreich - das sind die Assoziationen, die mir spontan beim Hören in den Gehirnwindungen herumschwirrten. Nach so wenigen Durchläufen - es werden ca. 30 gewesen sein - macht es mir gerade solche Vielfalt unmöglich, den Glanz dieser musikalischen Kleinode zu beschreiben.
Seid versichert, Ihr habt es hier mit einem Silberling zu tun, der nur ein einziges Manko besitzt: Er ist viel zu kurz. Ich hoffe auf eine baldige Fortsetzung, und damit werde ich wohl nicht der einzige sein!
Anspieltipp: Die beiden Songs natürlich.
- Redakteur:
- Holger Andrae