ARDITI - Omne Ensis Impera
Mehr über Arditi
- Genre:
- Martial Industrial
- Label:
- Equilibrium Music
- Release:
- 31.03.2008
- Omne Ensis Impera
- Der Angriff geht weiter
- Decisive War
- Perseverance Is All
- Profound Truths
- Sons Of God
- Onwards!
- Cladem Nescimus
- Endkampf
Ein widerlich beklemmendes Konstrukt zusammenzusetzen, das ganz tief unten im Magen ein ungutes Gefühl hevorruft.
Jemandem ausschließlich mit musikalischer Komposition eine Gänsehaut über den Rücken zu jagen, ist kein einfaches Unterfangen. ARDITI haben sich zu diesem Zwecke nicht nur ein komplexes Thema, sondern auch eine clevere Herangehensweise herausgepickt. Was auf dem Papier so lapidar als Martial Industrial betitelt wird, stellt sich als epochales Soundtrackmonument heraus, das zur Versinnbildichung und Verarbeitung der Kriegsthematik vorrangig auf schwerfällige Blas-Arrangements, breite, mächtige Drum-Untermalung, stimmige Sprach-Samples und jede Menge Pathos setzt. Man wird erinnert an die Begleitung von Filmen wie "Platoon" oder "Der Soldat James Ryan". Das Reißerische von wahren Hollywood-Scores haben ARDITI jedoch geschickt umgangen; ihre Interpretaion hat nichts mit Sensationsheischerei zutun.
Das faszinierende an einem Werk wie "Omne Ensis Impera" ist somit nicht die musikalische Kreativität, der Abwechslungsreichtum oder die Dynamik. Um die volle Wirkung eines solchen Projektes vollständig entfalten zu können, muss man sich in Gänze darauf einlassen und seine Fantasie vor dem geistigen Auge völlig frei die Bilder malen lassen, die ihr dabei in den Sinn kommen. Vorweg muss man allerdings gewarnt werden: Diese Bilder werden keine schönen sein. Denn ARDITI haben es geschafft, ein widerlich beklemmendes Konstrukt zusammenzusetzen, das ganz tief unten im Magen ein ungutes Gefühl hevorruft. Man sieht gesichtslose Körper durch feuchte Erde kriechen, verdeckt von Rauchschwaden, im Hintergrund die schemenhaften Schatten von Panzerfahrzeugen. In der Luft der Gestank von Schwefel, von Zersetzung und das Gefühl, das an diesem Ort seit Wochen kein menschliches Wort mehr gesprochen wurde. Das undurchsichtige, nebelartig wabernde Geschöpf projeziert die zwei markantesten Eigenschaften des Krieges, Abscheu und Faszination, direkt aufs Herz und erweckt das Bedürfnis abzuschalten so sehr, wie man genau das nicht kann.
"Omne Ensis Impera" unter normalen Gesichtspunkten einer Scheiben-Rezension zu sehen, bekäme der Platte nicht gut. Da müsste man wohl die Prädikate langatmig, monoton, einfallslos und wenig überraschend ansetzen. Aber so kann und darf man hier nicht herangehen. Denn ARDITI haben ihr Album auch nicht für die üblichen Anwendungsgebiete geschrieben. Wer diese Scheibe mit in die Disse nimmt, auf Partys spielt oder nebenher beim Hausaufgaben machen hört, kann nur ins Leere packen. Dieses Teil ist für den Kopfhörer geschrieben worden, vielleicht noch als Soundtrack für ein bedrückendes Buch. Aber genau wie diese Bücher, die man einmal liest und dann versucht zu meiden, wird auch "Omne Ensis Impera" kein Dauerbrenner, sondern vielmehr ein einmaliges Erlebnis für den Hörer sein. Die Facetten der menschlichen Seele, die hier eröffnet werden, bleiben aus gutem Grund eher im Verborgenen. Eine gewisse Kritik in Sachen Kriegsverherrlichung müssen sich ARDITI ebenso gefallen lassen. Die Intension war das zwar mit Sicherheit nicht, aber das martialische Äußere und die schwierige Thematik können Außenstehende durchaus irreführen. Ein für sich ganz hervorragendes Album, das wirken muss.
- Redakteur:
- Dennis Hirth