ARISTARCHOS - Martyr Of Star And Fire
Mehr über Aristarchos
- Genre:
- Black Metal
- ∅-Note:
- 8.50
- Label:
- Vendetta Records
- Release:
- 05.04.2024
- Atrium - Martyr Of Star And Fire
- Orb - Shadow Memories Of The Enlived Amid The Deathless Aether
- Dispersal Of The Spectral Awning In Perpetual Flame
- Endless Syzygies Of The Constant Immaterial
Black Metal statt Dudelsäcke.
Es gschieht leider immer noch höchst selten, dass Platten aus dem schottischen Teil des Vereinigten Königreichs unsere Redaktion erreichen. Insbesondere im Reich der extremen Künste scheint die Whiskey-Nation ein wenig verwaist, zumindest wenn man sich mit der Anzahl der Releases befasst, die auf offiziellem Label-Wege in die Händlerregale geraten. Umso schöner ist allerdings der Umstand, dass die wenigen Scheiben, die in der Umgebung von Loch Ness entstehen, immer gleich echte Granaten sind - so wie im Falle von "Martyr Of Star And Fire", dem zweiten Album von ARISTARCHOS.
Vor drei Jahren konnte die Band mit ihrem selbst betitelten Debüt erstmals auf sich aufmerksam machen, erhielt fabelhafte Kritiken und meisterte auch die Krise während der Pandemie ohne größere Schwierigkeiten, weil die Songs für den Nachfolger fertiggestellt werden mussten. Zwar haben die Musiker aus Glasgow nur vier neue Stücke in Stein gemeißelt, doch die habene es in der Tat auch wirklich in sich. ARISTARCHOS begibt sich auf dem neuen Album nämlich einmal mehr ins Reich der späten 90er, als atmosphärischer Black Metal seinen vorläufigen Höhepunkt erreichte und die Verwendung der Keyboards bzw. deren gezielter Einsatz oft das Zünglein an der Waage eines neuen Releases sein konnte. Auch auf "Martyr Of Star And Fire" sind die Tasten im Background sehr üppig platziert, eigentlich jederzeit präsent, aber tatsächlich auch nur für den sphärischen Unterbau zuständig. Die Schotten kreieren etwas sehr Erhabenes, extrem Stimmungsvolles, und wenn man es näher betrachtet, würde man sich wünschen, dass gerade diejenigen Scheiben, die eben aufgrund der überfrachteten Synthie/Keyboard-Einsätze ihr wahres Songwriting-Potenzial zu jener Zeit gar nicht haben darstellen können, wären ähnlich vorgegangen wie ARISTARCHOS.
WÄhrend also etwas weiter hinten wunderbare Soundscapes aufgebaut werden, geht es an der Front mitunter deutlich aggressiver zu, wenngleich die offensiven Parts wohl dosiert sind, um das starke Wechselspiel mit den melodischen Gitarren nicht zu gefährden. ARISTARCHOS hat ein sehr gutes Gespür dafür, was die Songs (auch bei Überlänge) in den jeweiligen Passagen benötigen, wie man die mystische Stimmung und musikalische Frustbewältigung in Einklang bringt und wie man es trotz allem schafft, einprägsame Augenblicke zu kreieren, ohne den grundsätzlichen Anspruch des Materials zu mindern. Dies zeigt sich speziell in den ersten beiden Stücken, in denen die Schotten auch über die längere Distanz eine gewisse Eingängigkeit verankern, im gleichen Moment aber auch mit ständigen Tempowechseln und einer sehr versierten, vielseitig aufgestellten Performance die eigenen Ambitionen bestätigen. Damals hätte man gesagt, die Band klinge erwachsen, heute kann man sich darauf beschränken, dass sie einfach einen verdammt guten Job macht.
Und das darf man dann auch als Resümee festhalten: "Martyr Of Star And Fire" ist ein richtig starkes, melodisches Black-Metal-Album geworden, dessen einziger Hinkefuß die relativ kurze Spieldauer ist, die trotz der hohen Intensität der vier Kompositionen ausbaufähig ist. Sieht man davon ab, bekommt man in 32 Minuten wirklich hervorragenden Stoff geboten!
- Note:
- 8.50
- Redakteur:
- Björn Backes