ARJEN LUCASSEN'S SUPERSONIC REVOLUTION - Golden Age Of Music
Auch im Soundcheck: Soundcheck 05/2023
Mehr über Arjen Lucassen's Supersonic Revolution
- Genre:
- Classic Rock / Hard / Heavy Rock
- ∅-Note:
- 8.00
- Label:
- Music Theories Recordings / Mascot Label Group
- Release:
- 19.05.2023
- SR Prelude
- The Glamattack
- Golden Age Of Music
- The Rise Of The Starman
- Burn It Down
- Odyssey
- They Took Us By Storm
- Golden Boy
- Holy Holy Ground
- Fight Of The Century
- Came To Mock, Stayed To Rock
- Children Of The Revolution (Bonus Track)
- Heard It On The X (Bonus Track)
- Fantasy (Bonus Track)
- Love Is All (Bonus Track)
Von Fans für Fans.
Man kann es schon so sagen. Ich bin ein großer Fan von Arjen Lucassen und insbesondere seinem primären Betätigungsfeld AYREON. Gleich drei Alben dieses holländischen Götterprojektes rangieren bei mir unter den besten Veröffentlichungen aller Zeiten und werden ihren Platz wahrscheinlich auf ewig verteidigen.
Zu großartig ist für mich die Mischung aus Prog-, Metal-, Rock- und Folk-Elementen in Kombination mit den unzähligen Gastmusikern und Sängern, welchen auch ihren jeweiligen konzeptionellen Rollen entsprechend kongenial "gecastet" wurden und somit ein Bombast-Feuerwerk erster Güteklasse veredeln. Auch wenn ich von diesem musikalischen Overkill nie genug bekommen kann, kann ich jeden Musiker und insbesondere Arjen hundertprozentig verstehen, wenn es ihm immer mal wieder zu deutlich reduzierteren Spielweisen treibt. Während ich vor allem sein zweites Soloalbum "Lost In The New Real" auch immer noch herausragend finde, weil er da seine Liebe zu den einzelnen Genres und inspirierenden Bands so ungeniert freien Lauf lässt, nimmt sie mit seinem zweiten Standbein STAR ONE schon deutlich ab und andere Projekte, wie AMBEON, STREAM OF PASSION, GUILT MACHINE und THE GENTLE STORM rangieren leider nur unter "nett", aber nicht wirklich nachhaltig.
Somit hat sich meine Begeisterung für ARJEN LUCASSEN'S SUPERSONIC REVOLUTION und einem weiteren Betätigungsfeld erstmal in Grenzen gehalten. Denn auch hier würde es im Endeffekt auch nur eine abgespeckte Version von AYREON zu hören geben. So ganz falsch war diese Vermutung dann schlussendlich zwar nicht, aber um direkt zu spoilern, ich hatte es mit einem anderen qualitativen Ergebnis verknüpft.
Zwar hat der Mastermind sich auch dieses Mal nur eine Stilistik aus dem AYREON-Kosmos rausgegriffen und zieht dieses Konzept auf Albumlänge durch, aber mit deutlich mehr Feuer und Spaß in den Backen. Bei "Golden Age Of Music" handelt es sich nämlich um eine Reise zurück Anfang/Mitte der 1970er Jahre und einem wilden Mix aus allen Schattierungen des Heavy Rocks der damals, wie eine Bombe in die Musiklandschaft eingeschlagen hat. Die Liebe zu DEEP PURPLE, URIAH HEEP oder auch RUSH ist an allen Enden zu spüren und hören. Beim Stück 'Burn It Down' wird es sogar nochmal auf die Spitze getrieben, wenn Arjen die Geschichte des Montreux-Desasters von 1971 aus der Sicht des Verursachers erzählt und somit eine andere Perspektive einnimmt als DEEP PURPLE auf 'Smoke On The Water'.
Und solche textlichen Kniffe gibt es einige, wobei es auch hier durchaus lyrische Qualitätsschwankungen gibt, die bei genauerer Betrachtung eher zum Fremdschämen animieren. Aber wir erinnern uns, selbst auf "The Human Equation" gibt es den Song 'Love'. In Summe passt es also auch hier.
Damit wir uns richtig verstehen, wir sprechen hier also von augenscheinlichem Retro/-Classic-Rock, welcher aber, und das ist wichtig, um es auch richtig einzuordnen, keinerlei Interesse zeigt, auch zu klingen wie Platten Anfang der 1970er. Hier spielt eine Band im Hier und Jetzt, mit allen soundtechnischen Vor- und Nachteilen, welche sich nur vom Songwriting von der damaligen Herangehensweise inspirieren lassen, hat. Soll heißen, dass Album kickt auch 2023 mächtig in den Hintern und ist nichts für Hardrock-Puristen. Nein, die Truppe um Haus- und Hof Keyboarder Joost van den Broek (natürlich feinster Hammond-Sound), Gitarrist Timo Somers, Schlagzeuger Koen Herfst und vor allem Sänger Jaycee Cuiipers (PRAYING MANTIS) spielt ungemein metal-affin und hat sogar einige echte Headbanger am Start. Besonders das Doppelpack mit 'The Glamattack' und dem Titeltrack hat es mir in dieser Richtung angetan. Da merkt man auch deutlich, dass insbesondere Jaycee mit seinen diversen Coverbands aus dieser Epoche eine ziemliche gute Wahl als Sänger ist. Richtig gut sind Arjen und Co. aber natürlich immer dann, wenn es doch etwas progressiver ('Odyssey', 'Golden Boy') wird. Das gefällt mir besonders, auch wenn die damals erfolgreichen Prog-Größen, wie YES, GENESIS und KING CRIMSON eher weniger Beachtung finden und man sich auch dort eher an DEEP PURPLE orientiert.
Somit alles Friede, Freude Eierkuchen? Leider nein - auch über diesem Projekt schwebt weiterhin der große Bruder AYREON und viele Ideen habe ich in anderer Prägung mittlerweile schon zu häufig oder sogar in stärkeren Varianten gehört. So klingt 'Flight Of The Century' schon unangenehm nach 'Diagnosis' und zieht auch qualitativ eindeutig den Kürzeren. Und das ist nur der offensichtlichste selbstreferentielle Track der Platte.
Wer allerdings, analog zu Arjen, einfach mal wieder Bock auf so ein wunderbar eingängiges period piece hat, der wird definitiv seinen Spaß mit der Scheibe haben. Von Fans für Fans eben - da verzeiht man auch die kleineren Schwächen. Zumal "Golden Age Of Music" sich in Summe auch stärker präsentiert als "Revel In Time" und das gar fürchterliche "Transitus".
- Note:
- 8.00
- Redakteur:
- Stefan Rosenthal