ARKHON INFAUSTUS - Perdition Insanabilis
Mehr über Arkhon Infaustus
- Genre:
- Black/Death Metal
- Label:
- Osmose
- Release:
- 06.09.2004
- Genesis Of Loss
- M33 Constellation
- Abortion Of The Kathavatthu
- Six Seals Salvation
- Saturn Motion Theology
- Øratio Descendere
- Profanis Codex LXVI
- Whirlwind Journey
- Absurd Omega Revelation
Der Untergang der Welt hat viele Verkünder, ARKHON INFAUSTUS gehören in ganz besonderem Maße dazu. Auf ihrer dritten Scheibe "Perdition Insanabilis" benennen sie ihn gar wörtlich, schwarz auf weiß, hinterlegt von unlesbaren - wenn nicht gar außerirdischen Hieroglyphen. Es bläst einem der Sternenstaub nur so ins Gesicht, wenn man sich dem neuen Düsterwerk der französischen Black-/Death-Verschmelzer hingibt. Um genau zu sein, handelt es sich, glaubt man dem Song 'M 33 Constellation', um den Dreck aus einer drei Millionen Lichtjahre entfernten Spiralgalaxie. Entgegen den astronomischen Kenndaten dieser durchschnittlich großen Galaxie muss dort grenzenlose Finsternis herrschen, wenn sich ihr Bild so anhört, wie es ARKHON INFAUSTUS hier malen: kalt, stürmisch, leblos. Im steten Wechsel zwischen Geschwindigkeitsrausch (die Galaxie ist von der Erde aus in fünf Minuten erreicht) und stillem Dahintreiben im lichtleeren Raum, verirrt irgendwo zwischen unbekannten Planeten, instrumentiert durch verschroben dahinplätschernde Riffs und einen sich quälenden Bass.
'Genesis Of Loss' ist das Intro zu einer von Anfang an aussichtslosen Space-Odyssee. Verloren in der Übersteuerung driften die Gitarren dahin, bis der nächstbeste interstellare Wirbelwind sie wieder aufnimmt und fortreibt, reitend in den Pferdekopfnebel - der perfekte Soundtrack für einen Western im Weltraum. Saturn weist den Weg, hinab in eine andere Zeit, einen anderen Raum. Wo bin ich, was tue ich hier? Fragen, auf die ARKHON INFAUSTUS keine Antworten geben, die sie wohl aber zur Komposition dieser neun vernichtenden Stücke getrieben haben - weg von der ewig Frauen verachtenden hin zur transzendentalen Materie. Ob des Geschehens jenseits der Grenzen des eigenen Verstandes kann man schnell den Verstand verlieren. Ungewissheit, Unerreichbarkeit und Machtstreben in Systemen, innerhalb derer man als Einzelwesen kaum noch ins Gewicht fällt, sind Nährboden für so manche psychotische Geisteswandlung. Plötzlich werden Stimmen hörbar, die gar nicht da sind, aber doch lebhaft aus einer gehobenen Position sprechend den eigenen Abstieg verkünden.
'Øratio Descendere' wuchtet und lärmt unerbittlich auf den in arger Bedrohung befindlichen Verstand ein. "Komme ich hier jemals wieder raus?", fragt der desillusionierte Kosmonaut in seiner Titankapsel und beginnt die psychotropen Pillen des Dr. Deviant zu schlucken. "Nein!", ist die Antwort aus der Tiefe. "Wer sind nur diese Männer in ihren schwarzen glänzenden Lederanzügen? Ihre Augen bluten. Sie sehen mich, sie kommen näher, sie zeigen mit dem Finger nach mir, sie brüllen Unverständliches. Einer mit der Aufschrift A.ZK6 schlägt immerfort um sich, zertrümmert alles, was sich ihm in den Weg stellt. Space-Piraten! Outlaws! Killer! Sie kennen keine Gnade, alles Flehen um Gnade nützt nichts. Sie werden alle assimilieren und weiterziehen in den gesetzlosen Raum, immer mächtiger, immer böser, immer größer werden! Und niemand kann sie aufhalten ..."
Wie sich das wohl live anhören wird, was ARKHON INFAUSTUS da in aller Isolation im schwedischen Bernö-Studio gemeistert haben? Man stelle sich Hunderte moshender Köpfe vor, die wie in Trance dem evilutionären Sound der Indexband folgen werden. Der Zensur wird "Perdition Insanabilis" mangels sexistischer Darstellungen und blasphemischer Inhalte dieses Mal wohl entkommen. Zu weit ist die Band inzwischen in alle Wissensbereiche vorgedrungen, die man gemeinhin dem Satanischen zuordnen könnte. Die sind so böse, dass es der einfache Mensch gar nicht mehr versteht. Vielleicht werden ja die Songtexte in der auf schlichte 500 Stück limitierten Version, wahlweise als Digi-Pack oder LP erhältlich, für mehr Verständnis sorgen. Fest steht jedoch, dass ARKHON INFAUSTUS hier noch mal eine der krankesten, dunkelsten, fiesesten und ohrenbetäubendsten Veröffentlichungen des zur Neige gehenden Jahres vorgelegt haben. Damit machen sie ihrem Label alle Ehre, schließlich nimmt Osmose seit jeher nur die extremsten und zukunftsweisendsten Bands unter Vertrag.
Anspieltipps: Abortion Of The Kathavatthu, M 33 Constellation, Saturn Motion Theology, Øratio Descendere, Whirlwind Journey
- Redakteur:
- Wiebke Rost