ARMORED SAINT - Win Hands Down
Auch im Soundcheck: Soundcheck 05/2015
Mehr über Armored Saint
- Genre:
- Power Metal
- ∅-Note:
- 10.00
- Label:
- Metal Blade (Sony)
- Release:
- 29.05.2015
- Win Hands Down
- Mess
- An Exercise In Debauchery
- Muscle Memory
- That Was Then, Way Back When
- With A Full Head Of Steam
- In An Instant
- Dive
- Up Yours
Das Album des Jahres?
Es gibt nicht besonders viele Bands, die ich so verehre wie ARMORED SAINT. Nicht nur hat die Truppe noch nie auch nur einen einzigen schwachen Ton aufgenommen, sie hat darüberhinaus auch noch schwere Rückschläge weggesteckt, unvergessliche Liveauftritte hingelegt, immer sympathisch gewirkt und zu guter letzt mit John Bush den meiner bescheidenen Meinung nach vielleicht besten Metalsänger des Planeten am Mikro. Dass der große Erfolg dennoch immer ausblieb, ist dabei vielleicht sogar eher Segen als Fluch. Schon das letzte Album "La Raza" war ein grundehrliches Werk, dem man mit jeder Note anmerkte, dass hier ein paar Freunde genau die Platte einspielen, die sie einspielen wollten. Das war anno 2010 etwas gen Classic Rock ausgerichtet, aber immer noch mit jedem Ton ARMORED SAINT.
Die Herangehensweise an "Win Hands Down" war ganz ähnlich. John Bush, Joey Vera & Co. wissen genau, dass sie niemandem mehr etwas beweisen müssen, sie haben keinerlei Zeitdruck, niemand erwartet ein neues Album im Zweijahrestakt oder eine Tour. Und so kommt das Quintett zusammen, wenn es Bock auf und Ideen für neue Songs hat. Frei von allen Zwängen, frei von jedem Druck, einfach nur aus Spaß an und Liebe zur Musik.
Bereits "La Raza" war deshalb ein erstklassiges Werk, "Win Hands Down" setzt da aber tatsächlich noch einen drauf und versetzt mich seit dem ersten Spin in eine völlige Euphorie. Und nein, ich bekomme nicht nur Lust auf "Symbol Of Salvation" oder "Delirious Nomad", ich bekomme tatsächlich nicht genug von dieser neuen Granate. Gute 30x liefen die neun Songs in den letzten sechs Wochen jetzt und ich bin immer noch hungrig.
Schon der Opener und Titelsong bietet dabei alles, was ich als langjähriger Fan von diesem Album erhofft habe und noch vieles mehr. Im Vergleich zum Vorgänger legen die gepanzerten Heiligen wieder einige Briketts an Härtegrade drauf, was in einem wuchtigen Riff und einem zügellosen, wilden, ja, beinahe jugendlichen Solo seinen Höhepunkt findet. Dabei brilliert John Bush mit seinen stählernen Stimmbändern und zaubert Gesangsmelodien heraus, die zumindest mir nicht mehr aus dem Kopf gehen. Ein Wahnsinnssong, bei dem ich mich in der Öffentlichkeit schon arg zurückhalten muss, um nicht laut mitzusingen und die Luftgitarre in der S-Bahn herauszuholen.
Auch danach geht es so kraftvoll weiter, dass ich wieder weiß, warum Power Metal einst die Bezeichnung für diese Musik war. Egal, ob es das grandiose 'Mess', das einpeitschende 'An Exercise In Debauchery' oder der ultralässige, mit prägnantem Riff versehene 'Up Yours', hier passt einfach alles wie der runde Popo auf den ebenso geformten Eimer.
Und doch gibt es Songs, die man neben dem überragenden Titelsong noch hervorheben muss. Da ist zum einen das mächtig nach vorne treibende 'With A Full Head Of Steam', bei dem John Bush erstmals weibliche Unterstützung bekommt. Pearl Aday (u. a. bei MEAT LOAF im Hintergrund und ihrer eigenen Band PEARL im Vordergrund zu hören) liefert bärenstarke, kraftvolle Vocals ab, die sich perfekt mit John Bushs markantem Gesang ergänzen. Auch hier ist stillsitzen völlig unmöglich. Dann haben wir mit 'In An Instant' den mit fast acht Minuten bislang längsten Song in der Historie der Bande. Tatsächlich ist mir bislang noch nie aufgefallen, dass der Titel so lang ist, so kurzweilig und abwechslungsreich ist die Nummer. Völlig grandios ist die finale Steigerung, die einmal mehr für Nackenschmerzen sorgt.
Dann haben wir noch 'Dive', das mit schweren Pianoklängen eingeleitet wird. Eine düstere, sehr stimmungsvolle Ballade, die dennoch 100% ARMORED SAINT ist. Auch hier - wie auf dem gesamten Werk - muss man auch noch einmal die grandiose Gitarrenarbeit von Jeff Duncan und Phil Sandoval hervorheben. Gerade die Soli sind dieses Mal völlig grandios geworden.
Ihr seht, ich bin völlig hin und weg von diesem - ich muss es so nennen - Meisterwerk. Ich bin ziemlich sicher, dass dieses Jahr keine Musik mehr erscheint, die mich euphorischer zurücklässt. Und da "Win Hands Down" auf Augenhöhe mit "Delirious Nomad" und "Symbol Of Salvation" musiziert, ist die Note nur konsequent.
- Note:
- 10.00
- Redakteur:
- Peter Kubaschk