ARMORY - Empyrean Realms
Auch im Soundcheck: Soundcheck 12/2013
Mehr über Armory
- Genre:
- Heavy Metal
- ∅-Note:
- 8.00
- Label:
- Metavania Music
- Release:
- 12.11.2013
- Eternal Mind
- Dreamstate
- Beyond The Horizon
- Reflection Divine
- Horologium
- Elements Of Creation
- Inner Sanctum
- Fate Seeker
- Quest For The Fleece
So muss klassischer Melodic Speed Metal im dritten Jahrtausend klingen.
Vor knapp sechs Jahren konnten mich die US-Amerikaner von ARMORY mit ihrem neu-aufgelegten und optisch wie klanglich deutlich aufgemotzten Debütalbum "The Dawn Of Enlightenment", das sie über den großen Teich schickten, aus dem Stand heraus für sich begeistern. Ja, mehr noch, es ist den Jungs tatsächlich gelungen, meine alte, längst etwas eingerostete Liebe zum Melodic Speed Metal der europäischen Schule wieder zu erwecken. Warum damit gerade der jungen Band um die Gebrüder Joe und Adam Kurland (Gesang und Gitarre) etwas gelang, woran sich zahlreiche Epigonen der alten Vorväter aus Deutschland und Skandinavien die Zähne ausbissen, das kann ich noch nicht einmal so genau festmachen.
Gleichwohl will ich es versuchen, denn nachdem nun der Zweitling "Empyrean Realms" genau das gleiche Kunststück wieder vollbringt, und dem vielleicht sogar noch eines draufsetzt, muss die Band etwas Besonderes haben, das es sich lohnt zu ergründen. Als erstes wird klar, dass die Band in jeder Hinsicht ganze Arbeit geleistet hat. Man merkt dem Album sowohl kompositorisch als auch handwerklich an, dass es lange Zeit zum Reifen hatte. So ist das erneut wunderschöne Artwork ebenso bemerkenswert wie der herrlich transparente, kraftvolle, aber zu keiner Zeit sterile Klang.
Außerdem Schaffen es die Jungs aus Massachussetts, ihr Album mit neun hochmelodischen, dabei aber weitestgehend komplett kitschfreien Stücken zu veredeln, die sich gleichwohl allesamt mit sehr eingängigen aber keineswegs flachen Refrains im Hirn verankern. Joe Kurland und Chad Fisher brennen mit ihren doppelten Gitarrenleads ein herrliches Feuerwerk ab, das sowohl die klassische Melodic-Power-Schule zitiert, als auch nach wie vor das obligatorische Vorbild IRON MAIDEN. Dabei fliegen uns aber duchaus auch hier und da deutlich neoklassisch inspirierte Arpeggios und Skalen um die Ohren, dass es eine wahre Freude ist.
Dazu gibt es Keyboards, die das Klangbild entscheidend prägen, es jedoch nicht erdrücken oder verwässern. Die durch die messerscharfen Gitarren betonte metallische Seite der Band bleibt erhalten, so dass die Band sich nicht als Plüschbomber entpuppt, sondern wirklich das lebt, was den Melodic Speed der Endachtziger und der frühen Neunziger entscheidend prägte. Dazu passt auch der Gesang Adam Kurlands wie die Faust aufs Auge, bewegt sich der Mann doch irgendwo zwischen den Timbres der Herren Kiske und Matos, sowie der Phrasierung eines Bruce Dickinson, den er hier und da auch in den Hooklines zu zitieren scheint, ohne dass es zu offensichtlich wäre, während das Vibrato hier und da an den einstigen Kürbismeister erinnert.
Wer also Alben wie ANGRAs "Angels Cry", STRATOVARIUS "Fourth Dimension" oder VIPERs "Theatre Of Fate" als Meilensteine des Genres sieht und sich nach neuen Werken in diesem Stile sehnt, der liegt bei ARMORY goldrichtig. Auch wenn es schwer ist, in dieser Stilrichtung heute noch zukünftige Klassiker zu erschaffen, und auch wenn sich die Aufbruchstimmung der Hochphase des Genres nicht reproduzieren lässt, so ist ARMORY doch eine der wenigen Bands, die ein ganzes Stück des einstigen Charmes des Melodic Power Metals ins zweite Jahrzehnt des dritten Jahrtausends hinüber retten konnte, und dafür gebührt ihr großer Respekt!
- Note:
- 8.00
- Redakteur:
- Rüdiger Stehle