ART, DIE - Funeral Entertainment
Mehr über Art, Die
- Genre:
- Indie Rock
- Label:
- BrachialPop/Rough Trade
- Release:
- 17.10.2008
- Obsession Is Sad Passion
- Swimming In Dirty Water
- The Seventh Unneeded Aborted Start
- The Office Man
- In The Gallery
- Mark´s Song
- Pale (Extd. Version)
Zugegeben, der Albumtitel lässt darauf schließen, dass hier eine Menge melancholischer und lebensverneinender Songs zu hören und tiefe Herbstdepressionen die Folge sind. Doch genau das Gegenteil trifft zu, denn wer DIE ART kennt, wird sich über eine überwiegend lockere, ja fast schon fröhliche Songgestaltung wundern. Größtenteils verflogen sind auf der Scheibe die düsteren und schwermütigen Töne, die in der Vergangenheit oft das Geschehen dominierten. Und was passt da besser als mit solch einem Albumnamen etwas zu polarisieren - ja, die Herrschaften haben eben den Schalk im Nacken sitzen.
Zu hören gibt es nur Stücke in englischer Sprache, was relativ untypisch beziehungsweise neu in der Bandgeschichte ist. Da wären wir auch schon bei einem der wenigen zu bemängelnden Punkte, nämlich der Aussprache. Die Stimme von Sänger Makarios ist unbestritten absolut genial, besonders die tieferen Passagen wissen den Hörer an die Songs zu fesseln, doch die englische Aussprache ist wahrlich nicht seine Stärke, und an einigen Stellen geht dadurch die Stimmung flöten - leider.
Musikalisch bewegt sich die Platte auf einem besseren Level und gewinnt damit wieder ordentlich an Boden, wenngleich noch ein oder zwei Stücke mehr ihren Platz darauf gefunden hätten. Geboten wird eine Melange aus viel Indie-Rock, einem Schuss Wave und etwas Pop, wobei der typische Bandsound in allen Songs so stark präsent ist, wie es bei keinem Vorgängeralbum der Fall war. Trotzdem klingen die Stücke nicht gleich und von Langeweile kann absolut gar keine Rede sein.
Bemerkenswert ist die Harmonie zwischen Musik und Gesang, keiner gräbt dem anderen das Wasser ab oder versucht es auch nur ansatzweise. Treibender Refrain fordert treibende Instrumente - ganz nach dieser Devise wird hier verfahren. Besonders gut ist das bei 'Swimming In Dirty Water' oder bei 'The Office Man' zu spüren. Wechsel zu den ruhigeren Sequenzen klappen tadellos, wirken nie überhastet. Dieses gute Zusammenspiel bleibt bei dem ruhigeren 'The Seventh Unneeded Aborted Start' erhalten, dem einzigen langsameren Song auf der Platte, wenn man 'The Pale' mal außen vor lässt. Etwas beschwingter geht es bei 'In The Gallery' zu, und dabei zaubert Meister Gumprecht an der Gitarre seine bekannten, genialen Riffs besonders gut hervor.
Etwas aus der Reihe tanzt 'Mark's Song', der wesentlich rockiger ist als der Rest. Dabei ist der Grund für das Stück alles andere als erfreulich - er ist dem verstorbener Drummer Mark gewidmet. Er war jedoch eine Frohnatur, und da war es natürlich ausgeschlossen, ihm ein trauriges Lied zu widmen. Mit dem Song bleibt er sowohl den Fans als auch seinen Kollegen in bester Erinnerung. Mit 'Pale', dem letzten Track, folgt gleich eine weitere Besonderheit, denn das Stück ist knapp 15 Minuten lang. Auf solch einen Song haben die Anhänger schon lange gewartet, und irgendwie spiegelt er das gesamte Schaffen der Band wider. Ruhige und lange Instrumental-Parts im typischen Sound vereinen sich mit dem Gesang und einem eingängigen Refrain zu einer feinen Mischung, die trotz ihrer Länge nie langweilig oder gar nervig wird.
Mehr als je zuvor klingen DIE ART nach sich selbst und haben auf musikalische Experimente verzichtet, die in der Vergangenheit nicht immer den gewünschten Erfolg mit sich brachten. Umso mehr werden die Fans an der Platte ihre Freude haben, denn mit dem konstanten typischen Sound könnte es die Vorzeigeplatte schlechthin in der Bandgeschichte werden, wenn man mal von der englischen Aussprache absieht. Wer Indie-Rock mag, DIE ART jedoch noch nicht kennt, sollte unbedingt einmal reinhören, denn die Scheibe steht für alles andere als einen Fehlkauf!
Anspieltipps: The Office Man, The Seventh Unneeded Aborted Start, Mark's Song
- Redakteur:
- Swen Reuter