ARTIFACT - The Only Salvation
Mehr über Artifact
- Genre:
- Gothic Rock
- Label:
- Spiralchords / COP International / Alive
- Release:
- 09.05.2008
- The Only Salvation
- New Messiah
- Dead Eyes
- Weeping For A Suicide
- Senseless
- Truth Forgotten
- One More Shot
- Revolution
- Scapegoated And Demonized
- The Machine
- Bled
Aus dem Norden Europas kommt gerne mal schwermütige Musik. Diese vier Norweger haben die dunkle Jahreszeit genutzt und legen ein gutes Gothic-Album vor, zu dem man auf der Tanzfläche gerne auch eine Träne vergießen darf.
Aus Skandinavien kommende Newcomer-Bands sind häufig dankbare Objekte für Rezensenten. Irgendwie ist es nämlich erstaunlich, wie hoch das Durchschnittsniveau im Norden liegt. ARTIFACT aus Stavanger in Norwegen machen da keine Ausnahme, auch wenn einmal nicht die häufigsten Stile Death Metal und Prog zelebriert werden. Stattdessen fühlen sich die vier Nordlichter im Gothic Rock wohl, den sie mit elektronischen Einflüssen paaren. Touren mit TRAIL OF TEARS und THEATRE OF TRAGEDY zeigen deutlich, welches Publikum man ansprechen möchte.
Das ist jetzt nichts, was nicht auch vorher bereits versucht worden ist, gelegentlich hört man auch mal ein paar Einflüsse durch, aber auf eine allgemeingültige Formel kann man die Kompositionen von ARTIFACT nicht reduzieren. Das Gotischste ist sicher die angenehme Stimme von Sänger Tor Arne Fassotte, der meistens tief, aber melodisch brummend das typische Genre-Vokabular zum Besten gibt, aber manchmal auch einen Grunz-Akzent setzt, irgendwo in der Schnittmenge SISTERS OF MERCY, HIM, CEMETARY und PARADISE LOST durch alle Dekaden. Manchmal erinnern mich die Arrangements an die alten Holländer MOON OF SORROW, falls die noch jemand kennt. Dazu kommen teils heftige, aber einfach gehaltene Gitarren, gepaart mit melodischen Keys und Rhythmus aus der Dose, zumindest hauptsächlich. Letzteres ist aber nicht negativ gemeint, weil dadurch der Elektro-Teil gut unterstützt wird.Gleich zu Beginn des Albums machen die Vier dann auch keine Gefangenen. Das Trio aus 'The Only Salvation', 'New Messiah' und dem an die KRUPPS erinnernden 'Dead Eyes' gehört zu dem Besten, was aus dieser Ecke der Musik zuletzt zu hören war. Dabei geht es nämlich dreimal im Uptempo-Bereich zur Sache. Danach allerdings kann dieses Niveau nicht mehr ganz gehalten werden. Ein paar Gothic-Standards werden in Form von 'Weeping For A Suicide', das nach härteren THE CURE klingt, und 'Senseless', bei dem sich das Kajal von selbst aufträgt, die Haare schwarz und die Haut bleich werden, verarbeitet, ohne darüber hinaus beeindrucken zu können. Erst mit dem tanzbaren 'Truth Forgotten' kommt wieder Schwung in die Bude, hier schimmern KMFDM ganz leicht durch, und die BPM-Zahl zieht auch wieder an. Der Rest des Albums geht ebenfalls ohne Ausfall über die Ziellinie und kann mit dem flotten 'Revolution' und dem heftigen, mit einigen Death-Growls versehenen 'Bled' noch mal gehörig punkten.
Wen es im dunklen Keller der harten Musik wohlig schaudert, darf hier ein oder zwei Ohren riskieren. Ohne das Rad neu zu erfinden, schaffen es ARTIFACT, mit "The Only Salvation" ein Goth-Highlight abzuliefern. Das Werk hat es aber auch verdient, von Musikliebhabern aller Couleur beachtet zu werden - und in den einschlägigen Tanzschuppen würde es wohl auch eine gute Figur machen.Abspieltipps: The Only Salvation, New Messiah, Dead Eyes, Revolution, Bled
- Redakteur:
- Frank Jaeger