ARTLANTICA - Across The Seven Seas
Mehr über Artlantica
- Genre:
- Melodic Metal
- ∅-Note:
- 5.50
- Label:
- Steamhammer/ SPV
- Release:
- 24.05.2013
- 2012
- Devout
- Across The Seven Seas
- Your Still Away
- Ode To My Angel
- Fight For The Light
- Demon In My Mind
- Return Of The Pharaoh PT 3
- Heresy
- Nightmare Life
Durchschnittliches "Debüt" von Szene-Veteranen
Bei Komposita wie "ARTLANTICA" weiß man ja seit STRATOVARIUS Bescheid: Es kann sich nur um Power oder Melodic Metal handeln. Eben diesem haben sich Gitarrist Roger Staffelbach, Frontmann John West und Keyboarder Mistheria auch verschrieben. Wenn es bei Genrefreunden jetzt ein bisschen klingelt, dann liegen sie schon richtig. Die Herren sind alle bekannt und zusammen oder auch mal alleine unterwegs gewesen in Gruppen wie ARTENSION, ANGEL OF EDEN, ROYAL HUNT, BRUCE DICKISON oder ROB ROCK. Durch die vermutlich daraus entstandenen Connections brauchte man sich auch bei den Gastmusikern nicht lumpen zu lassen: Für die Drums waren sowohl HELLOWEENs Dani Löble, als auch John Macaluso (MALMSTEEN, TNT, ARK) zuständig, Bass spielt Steve DiGiorgo (SADUS, TESTAMENT) und als zweiten Gitarristen konnte man Chris Caffery vom TRANS-SIBERIAN ORCHESTRA, vormals SAVATAGE für sich gewinnen.
Na, bei diesem Namedropping-Massaker ist doch die Musik schon in etwa klar, und dass sie überragend sein wird noch mehr, oder? Eher nicht. Debütanten-Status kann und braucht man "Across The Seven Seas" gewiss nicht geben. Hier spielen und komponieren erfahrene Musiker und das hört man auch. Es gibt (fast) alles, was das Genrespektrum so hergibt – gehobene Geschwindigkeiten, groovig-modernes Mid-Tempo, die getragene Ballade, sogar mal einen Hauch Death Metal im Opener. Dazu noch himmelhochjauchzende Soli mit allerlei technischer Raffinesse, sowohl von Gitarre, als auch dem angenehm unaufdringlichen Keyboard. Neoklassische Anleihen wie im ziemlich coolen 'Devout' und ein Schuss zarte Orchestrierung dürfen natürlich nicht fehlen. Alles handwerklich-strukturell sauber und solide in Szene gesetzt.
Mit in den Topf hat man aber auch ein geballtes Maß an Belanglosigkeit und Uninspiriertem gemischt. "Across The Seven Seas" erinnert auf der melodischen Seite an SERENITY, die harten Stellen wiederrum an SYMPHONY X zu "Paradise Lost"-Zeiten. Aber wo sind die großen Melodien, die erhebenden, epischen Refrains, das verspielt-geniale Songwriting? Bestes Beispiel für die vorherrschende Belanglosigkeit ist der stoisch, nunja, vor sich hin dümpelnde Titeltrack. Richtige Tiefpunkte sind dann die kitschtriefende Pop-Ballade 'Ode To My Angel' sowie das Instrumental 'Return Of The Pharaoh Part 3'. Letzteres, aus kompositorischer Sicht, weil technisches Können und an sich viel Potential in Minus-Dynamik vaporisiert wird, erstere aus musikalischer Sicht, weil einfach schlecht. Ein derart subjektiver Punkt, dass mich Sänger Wests Stimme – leicht Russel-mäßig angeraut, aber mit geringer Strahlkraft und wenig Biss – nicht zu begeistern vermag, fällt da gar nicht ins Gewicht. Andere werden ihn vielleicht vergöttern.
Dass man Mitte 2013 noch einen apokalyptisch global-katastrophalen Song mit dem Titel '2012' veröffentlicht, ist symptomatisch für das ganze Album: das wird nämlich das Gros der Zielgruppewohl nicht hinterm heimischen Herd hervorlocken, genauso wenig wie eine heutige Ankündigung, dass Ende 2012 Xenos-Invasionen aus dem Warp Terra belagern werden, die Zombie-Apocalypse droht oder "ganz einfach" ein Aeon großer Umwälzung bevorsteht (welches mit Sicherheit auch nicht ein halbes Jahr verspätet auf das Konto von ARTLANTICA zu buchen sein wird). Hat es alles schon mal gegeben, das ist aber nicht der Punkt. Das gab es alles schon mal viel besser. Siehe oben.
- Note:
- 5.50
- Redakteur:
- Christian Schwarzer