AS I MAY - Karu
Mehr über As I May
- Genre:
- Modern Melodic Metal
- ∅-Note:
- 5.50
- Label:
- MDD Records
- Release:
- 04.03.2022
- Charged
- Breaking Myself Away
- Rotten
- High Octane
- Under The Gun
- Devil Rides With Me
- Broken
- Black Ink
- Choke Me
Nachhaltig ist das nicht wirklich...
AS I MAY aus Finnland hat einen klaren Plan. Die Hörerschaft soll mit modernem, melodischen Metal nicht nur überzeugt werden, sondern die Gruppe möchte sich auch so schnell wie möglich dem Underground entwachsen.
Mit fast frechem Kalkül wird alles in die Waagschale geworfen, was im Moment am Puls der Zeit ist. Die Riffs sind so fett und arschglatt produziert, dass es, wie in einem Michael-Bay-Film, an allen Ecken inhaltslos knallt und ballert. Das ist für meine Verhältnisse immer die eine Nuance über dem, was dem eigentlichen Song guttun würde. Keine Frage, das ist handwerklich wirklich gut gemacht und die Songs gehen zielgerecht direkt ins Ohr und auch die Hooks und Refrains sitzen klasse.
Der Opener 'Charged' drückt gleich mächtig nach vorn und liefert einen herrlich klebrigen Chorus, der leider aber so gar nicht zu dem restlichen Lied passen möchte und beim Übergang zwischen Strophe und Refrain auch überhaupt nicht vernünftig ausgearbeitet wurde. Es hat fast den Anschein, ob hier zwei gute Ideen zwingend kombiniert werden mussten. Auch scheint der Produzent etwas unter Zeitdruck gestanden zu haben.
Ebenfalls starkes Potential hat 'Rotten', welches seine Kernbotschaft auch sehr penetrant durch die Boxen drückt. Für einen kurzen Moment hab ich das Gefühl so müsste New-Metal 2022 klingen.
Noch mehr nach LIMP BIZKIT klingt dann sogar 'High Octane', welches mit seinen Semi-Rap-Parts aber an der Grenze des guten Geschmacks rockt. Wem das nicht stört, kann sich aber abermals mit einem zuckersüßen Klebe-Kehrreim der Marke NICKELBACK "belohnen". Warum sich die Plattenfirma mit einem Vergleich von modernen IN FLAMES und AMORPHIS so garkeinen Gefallen tut - dürfte bereits ab der Albummitte klar sein.
AS I MAY klingt zu jeder Sekunde 100%-ig amerikanisch und ist Bands wie AVENGED SEVENFOLD und FIVE FINGER DEATH PUNCH deutlich näher als den finnischen Landsleuten. An AMORPHIS erinnert tatsächlich nur das Cover-Artwork und der Plattentitel "Kanu", welche im Umkehrschluss nun mal nichts mit dem gebotenen Inhalt zu tun haben.
Die zweite Albumhälfte bewegt sich dann im ähnlichen Terrain, nimmt allerdings den Kitschfaktor etwas zurück und lässt bei den ansonsten eher Alibi-haften Growls mal etwas mehr Schärfe und Aggressivität zu. Somit rettet sich AS I MAY mit den letzten Songs noch über die grüne Linie. Insbesondere 'Broken' hat sich für mich als kleiner Hit herauskristallisiert, welcher mich interessanterweise an eine bekannte deutsche Band erinnert. Klingt wie eine Metal-Version von FURY IN THE SLAUGHTERHOUSE und somit schon ziemlich ungewohnt.
In der Summe bleibt am Ende dann neben einem frustrierenden Marketing-Fail und einer, in meinen Ohren extremen, Produzentenfehlleistung ein kompetent eingespieltes Rockalbum mit Metalllegierung und poppigen Refrains die zwar mitsingkompatibel sind aber bereits nach vier Wochen nicht mehr im Kopf bleiben.
- Note:
- 5.50
- Redakteur:
- Stefan Rosenthal