AS THE SUN FALLS - Kaamos
Mehr über As The Sun Falls
- Genre:
- Melodic Death Metal
- ∅-Note:
- 7.75
- Label:
- Theogonia Records
- Release:
- 03.05.2024
- Indrøø
- Among The Stars
- Black lakes
- In Forlorn Times
- The Wanderer
- Aurora
- Through Sorrow And Grief
- Into The Shadows
- Silver Shining
- The Great Cold
- Kaamos
Handwerklich toll, nur die großen Ohrwürmer fehlen.
Die Finnen AS THE SUN FALLS haben in vier Jahren Bandgeschichte schon mehr auf den Weg gebracht, als es so manche Band in einer Dekade schafft. Debütierte die Band im Gründungsjahr 2020 noch mit den beiden EPs "Dreams Of Far Lands" und "Memoriam", folgte 2021 noch vor dem ersten Studiolangdreher das Livealbum "Live From The Studio: March 5, 2021". Das eben erwähnte Debüt auf voller Albumdistanz erschien noch im gleichen Jahr mit "Last Days Of Light", bevor weitere zwei EPs die Wartezeit auf den zweiten Langdreher verkürzten, der nun unter dem Titel "Kaamos" erscheint. Da fragt man sich, wann die fünf Finnen überhaupt Zeit zum Schlafen und Essen finden zwischen all den Recordingsessions.
Musikalisch ist die Band dabei auch auf den elf frischen Kompositionen weiterhin glasklar dem eigenen Heimatland zuzuordnen und reiht sich in den Reigen von melodischen Melancholikern ein, deren Speerspitze schon seit Jahren INSOMNIUM ist. Komplett neu sind die Kompositionen dabei übrigens nicht, denn mit 'The Wanderer' hat es zumindest einer der starken Tracks der EP "Where The Silence Reigns" auf den neuen Langdreher geschafft. Doch fangen wir erst einmal vorne und mit dem ersten Kritikpunkt an, denn so schön 'Indrøø' sich auch als eröffnender Einstieg gibt, ist die instrumentale Eröffnung der Platte mit dreieinhalb Minuten doch maßlos zu lang geraten und löst zumindest bei mir spätestens ab der Hälfte ein wenig Langweile aus. Gut, die Finnen nehmen sich aber ja schon seit jeher gerne Zeit, um ihren musikalischen Themen genügend Raum zur Entfaltung zu geben, weshalb auch 'Among The Stars' im Anschluss die Fünf-Minuten-Marke reißt und gleichzeitig die Band in voller metallischer Pracht präsentiert. Da singen die Lead-Gitarren, während dezente Keyboards das epische Fundament unterbreiten und Fronter Joni Hakulinen growlt sich im wahrsten Sinne die Seele aus dem Leib. Gerade sein wirklich finsterer und gutturaler Vortrag liefert dabei den wohltuenden Kontrast zur ansonsten herrlich melancholisch-melodischen Musik und rundet einen starken Einstand ab, der sich vor den eben erwähnten Landsleuten INSOMNIUM nicht verstecken muss.
Und auch danach liefert AS THE THE SUN FALLS durchweg auf qualititativ hohem Niveau ab, wobei sich mit zunehmender Spielzeit diee Gitarrenleads immer mehr als Fixpunkt herauskristallisieren, auf deren wohlklingenden Schwingen man sich durch die oftmals verträumten, manchmal aber auch eisig finsteren Landschaften tragen lassen kann. Gerade 'Aurora' sticht hier besonders heraus, hat der Gitarren-Hook hier doch das größte Ohrwurm-Potential und lässt mich schon nach einem Durchlauf nicht mehr los. Abseits davon fehlen genau solche Ohrwürmer auf "Kaamos" aber doch zumeist, weshalb sich mir am Ende der Spielzeit wenig echte Anspieltipps aufdrängen. Das soll nicht heißen, dass irgendein Song der Platte schlecht ist, aber im direkte Vergleich zur INSOMNIUM-Konkurrenz fehlen eben einfach neben 'Aurora' diese großen Epen, die man einfach nicht mehr aus dem Kopf bekommt. So ertappe ich mich oft während der Spielzeit, wie ich zwar durchaus mit einem zufriedenen Nicken lausche, aber eben auch selten den Drang habe aus dem heimischen Sessel aufzuspringen oder gar einmal die Faust triumphierend gen Himmel zu recken, wenn eine Melodielinie einfach unwiderstehlich aus den Boxen dringt.
So ist "Kaamos" am Ende für mich ein solider Genre-Beitrag im melancholischen Melodic Death Metal, der sich handwerklich locker mit der Konkurrenz messen kann, gerade bei den Melodien aber doch noch etwas mehr Kick vertragen könnte, um auch kompositorisch mit den ganz großen Namen der Szene mitzuhalten. Entsprechend gibt es 7,5 Zähler, zu denen beinharte Liebhaber und Liebhaberinnen der skandinavischen Melancholie noch einen Zähler hinzuaddieren können, weil für sie meine Kritikpunkte wahrscheinlich nicht so sehr ins Gewicht fallen.
- Note:
- 7.50
- Redakteur:
- Tobias Dahs