ASCENSION OF THE WATCHERS - Numinosum
Mehr über Ascension of The Watchers
- Genre:
- Weltmusik
- Label:
- AFM/Soulfood
- Release:
- 22.02.2008
- Ascendant
- Evading
- Residual Presence
- Canon For My Beloved
- Moonshine
- Mars Becoming
- On The River
- Violent Morning
- Like Falling Snow
- Sounds Of Silence
- Quintessence
Wenn auf einer Platte der Aufkleber "Feat. Burton C. Bell" prangt, dann denkt der Metal-Hörer automatisch an sehr harten, kraftvollen Stoff. Burton C. Bell steht in direktem Zusammenhang mit seiner Hauptband FEAR FACTORY, die aus dem Death-Bereich kommend, sich immer mehr in die Industrial- und Power-/Thrash-Ecke entwickelt hat und seitdem für ultrapräzises, hartes Double-Bass-Spiel steht. Burton hat sich außer in FEAR FACTORY auch in seinen zahlreichen Gastauftritten eher durch eigenständigen, charismatischen und kontrastreichen als durch besonders tonsicheren und schön klingenden Gesang ausgezeichnet.
Daher dürfte der Metal-Hörer ziemlich überrascht sein, sofern nicht schon bekannt, dass Burton C. Bell auch einen Hang hat zu spiritueller Musik, die von den meisten CD-Märkten wohl unter dem Fach "New Age" oder "Weltmusik" zu finden sein dürfte. Wo in Zukunft die Musik von dem von AFM gesignten Projekt ASCENSION OF THE WATCHERS zu finden sein wird, wird sich zeigen.
Schon Anfang 2002 hat sich Burton C. Bell mit seinem Kumpel John Bechdel, der u. a. durch PRONG, MINISTRY und einigen andere Acts dem ein oder anderen als Keyboarder bekannt sein dürfte, zusammengetan, um laut deren Info "Visionen des Lebens, der Liebe und der Spiritualität" in Musik zu fassen. 2005 kam dann schon die erste Scheibe "Iconoclast", und mit "Numinosum" liegt jetzt der zweite von AFM in Deutschland veröffentlichte Streich vor.
Wie schon angedeutet, hat "Numinosum" nichts mit konventionellem Metal zu tun, sondern lässt sich eher als eine Soundcollage beschreiben, in der sich viele sphärische Keyboard-Teppiche, Sounds, entfremdete Gitarren, Drum-Loops bzw. Percussion und eben die Stimme von Burton C. Bell vermischen.
Der Gesang steht nie zu sehr im Vordergrund, sondern steht gleichberechtigt in den Soundcollagen. Wo 'Ascendant' wie ein sphärischer Soundtrack zu einem Science-Fiction-Film klingt, hat 'Evading' durch die hypnotisierenden Drum-Loops und Sounds sowie den klaren halligen aber nachvollziehbaren Gesang eher was von Dark Wave. 'Residual Presence' schlägt in eine ähnliche Kerbe, ist aber u. a. durch das Schlagzeug und die Bassbegleitung etwas rauher. Bei 'Canon For My Beloved' geht das Tempo nochmal ein ganze Stufe runter. Auch wenn der Text und die Gesangsweise wahrscheinlich mit einem Augenzwinkern gemeint ist, klingt der anfangs auf ca. drei Tönen basierende, langsame Gesang sehr langweilig und nicht ergreifend. Zwar steigert sich das Stück so allmählich mit zunehmender Intensität in Sounds und Gesang - trotzdem kann es mich nicht überzeugen. Die folgenden Stücke heben sich dann von den bisherigen Nummern bis auf wenige Ausnahmen nicht mehr allzusehr ab. Ab und zu erhellt Burton die eher triste, melancholische Stimmung durch gute Gesangharmonien im Refrain auf (z. B. 'Mars Becoming'). 'On The River' hebt sich anfangs durch einen tanzbaren Rhythmus heraus. Aber durch die ständige Wiederholung und den sphärischen Klängen reiht sich auch dieser Song nach kurzer Zeit nahtlos ein. 'Violent River' erinnert von der Melancholie und der Langsamkeit etwas an 'Canon For My Beloved' und offenbart, dass Burton C. Bell gerade in ruhigen langsamen Passagen nicht der intonationssicherste Sänger ist.
Zur Belohnung gibt es dann kurz vor Schluss noch eine Cover-Version von SIMON & GARFUNKEL. Allerdings hatten schon HEIR APPARENT, QUEENSRYCHE und NEVERMORE bewiesen, dass SIMON & GARFUNKEL hervorragende Songs komponiert bzw. interpretiert haben, die Coverversionen von diesen Songs aber niemals an das Gefühl und die Musikalität des Originals heranreichen. So ist es auch hier wieder: Zwar hebt sich das Stück immer noch von den anderen der Platte ab, jedoch wurde im Vergleich zum Original die Geschwindigkeit erheblich gedrosselt, die Gesangsmelodie auf weniger Töne reduziert, der Gesangsstil monotoner gemacht und mit langsamem Schlagzeug und sphärischen Soundcollagen ein eigener Stempel aufgedrückt.
Der letzte Song ist ein langsames fast ohne Schlagzeug-Rhythmus auskommendes, auf einem Klavierthema aufbauendes Stück, das auch auf einer der letzten FATES WARNING hätte stehen können, diese Platte dann aber noch depressiver gemacht hätte.
Wer von sich behauptet, in seinem Musikgeschmack keine Grenzen zu kennen und nach Durchlesen dieser Klangbeschreibung nicht abgeschreckt worden ist, sollte hier mal ein Ohr riskieren, da es Künstlern immer hoch anzurechnen ist, wenn sie sich wagen, mal aus der Masse etwas herauszustechen.
Anspieltipps: Ascendant, Evading, Residual Presence, Mars Becoming
- Redakteur:
- Tilmann Ruby