ASIA - Phoenix
Mehr über Asia
- Genre:
- AOR
- Label:
- Frontiers Records / Soulfood
- Release:
- 11.04.2008
- Never Again
- Nothing's Forever
- Heroine
- Sleeping Giant / No Way Back / Reprise
- Alibis
- I Will Remember You
- Shadow Of A Doubt
- Parallel Worlds / Vortex / Deya
- Wish I'd Known All Along
- Orchard Of Mines
- Over And Over
- An Extraordinary Life
Als ASIA 1982 ihr selbstbetiteltes Debüt-Album veröffentlichten, war ich acht Jahre alt und hatte gerade angefangen, bewusst Musik zu hören. Ich erinnere mich noch gut, wie im Radio die Single 'Heat Of The Moment' rauf und runter gedudelt wurde und auch bald zu meinem Lieblingshits zählte. Dass diese Band unter anderem aus Mitgliedern von YES, EMERSON, LAKE & PALMER und KING CRIMSON, also aus Helden der ersten Prog-Rock-Generation bestand, ging an mir kleinem Knirps natürlich völlig vorbei. Schnell verlor ich ASIA wieder aus den Augen. Außer dass die Band immer nur kurze Wörter mit A am Anfang für ihre Albumtitel benutzte und der Cover-Zeichner definitiv komische Drogen nahm, erinnere ich mich an wenig aus den folgenden Jahren, in denen ich langsam aber sicher zum Heavy-Metal-Maniac konvertierte. Das ursprünglich All-Star-Line-up brach nach dem zweiten Album "Alpha" auseinander, doch Keyboarder Geoff Downes führte die Band in unterschiedlichen Besetzungen und mit immer überschaubarer werdendem Erfolg weiter. Letztes Zeugnis dieser Periode war das durchaus brauchbare, weil zumindest phasenweise wieder rockende Album "Silent Nation" (2004).
Doch seit etwa zwei Jahren musizieren die Gründungsmitglieder - Downes, Carl Palmer, Steve Howe und John Wetton - wieder zusammen. Das Ergebnis dieses neuen Anlaufs, ziemlich exakt ein Vierteljahrhundert nach der letzten gemeinsamen Platte, hört auf den Namen "Phoenix" und bietet ziemlich behäbigen, silbergrauen AOR der ganz alten Schule mit leichten Prog-Tupfern. Der beschwingte, rockige Opener 'Never Again' eröffnet das Album auf überraschend frische Weise, die Hoffnung macht, dass der Spirit der frühen Tage tatsächlich noch da ist. Das folgende 'Nothing's Forever' startet bombastisch-bedeutungsschwanger, doch schlägt dann in einen extrem hüftsteifen und flügellahmen Schnarch-Rocker um, der zu allem Überfluss auch noch von einem furchtbaren Chorus verunstaltet wird. Die ganz nette Piano-Ballade 'Heroine' zeigt zumindest, dass John Wetton immer noch ein toller Sänger ist. Das als dreiteiliges Epos angelegte 'Sleeping Giant / No Way Back / Reprise' verpufft irgendwie trotz guter Ansätze in unendlicher Zahnlosigkeit. Spätestens hier wünscht man sich die Protagonisten ins Altersheim. Mit 'Alibis' und seinem fröhlich-flotten Keyboard-Tralala machen sich die Herren dann endgültig auf den Weg ins Schlager-Genre und lassen mich in meiner Mischung aus Unmut und Langeweile zurück.
Selbstverständlich habe ich mir auch den Rest des Albums noch einige Male angehört, aber nicht mehr viel gefunden, das mich angesprochen hätte. Lediglich die verspielte und doch elegante Steve-Howe-Komposition 'Wish I'd Known All Along' weiß zu gefallen. Der flockige Rausschmeißer 'An Extraordinary Life' macht auch ein bisschen Spaß. Ich bin mir allerdings nicht sicher, wie viel davon schon Vorfreude ist, dass diese mächtig öde CD gleich endlich vorbei sein wird. "Phoenix" fehlt es einfach an allen Ecken und Enden an Inspiration, Kreativität, Spannung und Feuer. Das überwiegend schrecklich belanglose Songmaterial plätschert ohne Wirkung am Hörer vorbei, mal im Schmalz ertrinkend, mal in Trägheit erstarrend. Nicht mal Howes charismatische Gitarrensprache kommt zur Geltung. Unterstützt wird dieser Eindruck noch durch die erschreckend blutleere Produktion. Empfehlen kann man diese Scheibe somit eigentlich niemandem, nicht mal Fans der ersten Stunde. In dieser Verfassung werden ASIA auch den letzten Rest ihres eigenen Mythos zügig demontieren.
Anspieltipps: Never Again, Heroine, Wish I'd Known All Along
- Redakteur:
- Martin van der Laan