ASTRåMERA - Into The Wild
Mehr über Astråmera
- Genre:
- Progressive Metal
- ∅-Note:
- 8.50
- Label:
- Eigenpressung / Eigenvertrieb
- Release:
- 29.03.2020
- Time Warp
- A Foreign World
- Into The Wild
- Arrival
Progressiver Rock & Metal, atmosphärisch-spacige Klanglandschaften, tolle Melodien.
Im Frühjahr des laufenden Jahres ist im schönen Badnerland eine sehr feine Eigenpressung erschienen, welche seither regelmäßig ihren Weg in meine Anlage gefunden hat, doch leider habe ich bislang nicht die Kurve gekriegt, ein paar Zeilen hierzu zu verfassen. Es ist mir jedoch ein besonderes Anliegen, dies hiermit nachzuholen, denn was ASTRÅMERA auf der Debüt-EP "Into The Wild" zum Besten gibt, ist wahrlich aller Ehren wert. Wir begegnen gefühlvoller, atmosphärischer Musik, die sowohl Prog-Metal-Freaks ansprechen dürfte, als auch Freunde progressiven Rocks und Pops mit allzeit spürbar präsenter Tasteninstrumentierung, also mit einer entschiedenden Rolle der Synthesizer- und Pianoklänge.
Den Auftakt des gut zwanzigminütigen Debüts setzt 'Time Warp', das zunächst mit tribaler Rhythmik in elektronischen Beats einsteigt, für welche Bassist Frieder Ernst verantwortlich zeichnet, und dann im Riffing und Groove einen sehr modernen Ansatz verfolgt. Der ansonsten klare Gesang hat am Anfang des Stückes einen spacigen Effekt abbekommen, der jedoch keinesfalls den sehr feinen Leadgesang von Gitarrist Patrick Kolb konterkariert, und der auch nicht über die komplette Spielzeit des Stückes durchgezogen wird. Die modernen, groovenden Passagen wechseln sich mit leichten, schwebenden, deutlich weniger effektbeladenen Parts ab, die auch zu KANSAS oder mittleren URIAH HEEP-Werken passen würden, allerdings angereichert um ein typisch britisch anmutendes Neoprog-Ambiente nach Art von MARILLION oder PENDRAGON, für das nicht zuletzt die Tastenarbeit von Keyboarder Simon Götz das Fundament errichtet. Auch die Backing Vocals von Frieder und Simon spielen eine wesentliche Rolle für den Abwechslungsreichtum des Stückes.
Der Sechsminüter 'A Foreign World' ist das zurückgelehnteste Stück des Albums und zelebriert im Einstieg eine tolle Annäherung an progressiven Elektropop der Siebziger und frühen Achtziger, wenn schwebendes, sphärisches Synth-Pfeifen von elektronischen Drumloops begleitet wird und Patrick Kolb dann erst einmal mystisch hauchend dazu einsteigt, wie einst ein David Bowie oder, ja ich schreibe das jetzt, ein Peter Schilling in ihre jeweiligen musikalischen Weltraum-Stories. Auch ein Hauch von VANGELIS ist zu spüren, so finde ich. Doch keine Sorge, lieber Leser, wir sind nun weder in der Neuen Deutschen Welle angelangt, noch in rein elektronischen Welten, denn auch hier spielen der klassische Prog-Rock und speziell die Sologitarre eine gewichtige Rolle, wenn sie immer wieder durch die ätherischen Klangschwaden schneiden darf.
Beim Titelstück 'Into The Wild', dem mit knapp zehn Minuten Spielzeit epischen Longtrack des Minialbums, begeistert mich direkt das markante Piano-Intro, dessen packende Melodieführung und dessen so warme wie dunkle Mollakkorde auch aus der Feder von VIRGIN STEELE-Mastermind David DeFeis hätten fließen können. Dennoch klingt das Stück insgesamt keineswegs nach der Band des kleinen Schwertträgers mit der großen Stimme, sondern es entwickelt sich hieraus ein doch sehr progressiv arrangiertes Rockstück mit Frieders sehr markanten Bassparts und Patricks vor einem sphärisch wabernden Hintergrund sehr präsenten, und toll frei gestellten Solo-Leadgitarre, während seine Gesangsmelodien hier und da auch dem Duo Weinerhall/Blad (FALCONER) zur Ehre gereichen würden, ohne natürlich die sehr folkloristische Note der Schweden aufzunehmen; stattdessen atmen die Hooklines in ihrer Verspieltheit auch die Vibes früher GENESIS und MARILLION, bevor die zunehmende Heaviness, Geschwindigkeit und Wuchtigkeit zum Ende hin, auch und gerade bei Simons wildem, mich ein bisschen an Jens Johansson erinnernden Synth-Solo, dann auch den geneigten Metalhead wieder voll mitnehmen kann.
Die EP endet sodann mit 'Arrival', einem kurzen und gefühlvollen Instrumentalstück mit verspielten Pianoparts vor akustischen Gitarren, das zu sagen scheint: Jetzt sind wir gelandet. Freut euch auf mehr! Genau das tun wir, denn mit ASTRÅMERA ist in dieser Form sicherlich auch weiterhin zu rechnen, wenn es um die Wahl vielversprechender Prog-Hoffnungen geht. Lauscht daher unbedingt mal den Hörproben, welche die Band auf ihrer Homepage für euch bereit hält.
- Note:
- 8.50
- Redakteur:
- Rüdiger Stehle