AT THE DRIVE-IN - In.Ter A.Li.A
Mehr über At The Drive-In
- Genre:
- Post Hardcore / Punk / Progressive
- ∅-Note:
- 9.50
- Label:
- Rise Records / BMG
- Release:
- 05.05.2017
- No Wolf Like The Present
- Continuum
- Tilting At The Univendor
- Governed By Contagions
- Pendulum In A Peasant Dress
- Incurably Innocent
- Call Broken Arrow
- Holtzclaw
- Torrentially Cutshaw
- Ghost-Tape No. 9
- Hostage Stamps
Die Quadratur des Kreises.
So richtig kann ich es noch nicht fassen, dass ich gerade wirklich ein neues Album von AT THE DRIVE-IN in den Händen halte. Immerhin hatten sich die Post-Hardcore-Legenden vor gut 16 Jahren auf dem Höhepunkt ihres Erfolgs mit der Scheibe "Relationship Of Command" von der Musikwelt verabschiedet. In der Folge gründeten die einzelnen Mitglieder verschiedene neue Projekte, wobei vor allem THE MARS VOLTA mit Fronter Cedric Bixler und Gitarrist Omar Rodriguez wohl den größten Fußabruck in der Alternative-Szene hinterlassen haben dürften. Doch nachdem sich alle Mitglieder anderweitig musikalisch ausgetobt hatten, kam es im Jahr 2012 entgegen aller Erwartungen zu einer ersten Reunion, die jedoch nach wenigen Konzerten wieder für beendet erklärt wurde. Erst im Frühjahr 2016 unternahm das Quintett dann einen weiteren Anlauf und startet dieses mal eine umfassenden Tournee, nur um sich anschließend im Studio zu vergraben und das hier vorliegende Album "In.Ter A.Li.A" einzuzimmern.
Die größte Frage ist dabei angesichts der langen Pause und des zwischenzeitlichen Verlustes von Gründungsmitglied und Gitarrist Jim Ward natürlich, ob die Texaner mit ihrem insgesamt vierten Studioalbum an alte Glanztaten anknüpfen können oder eher ihr eigenes Denkmal beschmutzen. Doch bereits der Opener 'No Wolf Like The Present' sollte sämtliche Zweifel ausräumen, denn von der ersten Sekunde an präsentiert sich der Fünfer frisch und innovativ wie eh und je. Die verschiedenen Erfahrungen, die einige der Musiker in der Zwischenzeit mit ihren Projekten sammeln konnte, scheint die Truppe dabei absichtlich außer Acht zu lassen und knüpft stattdessen nahtlos beim Vorgänger "Relationship Of Command" an, sodass man kaum glauben möchte, dass hier wirklich gut sechzehn Jahre zwischen beiden Scheiben liegen.
Bezeichnend ist dabei, dass die Musik der Texaner trotz der fehlenden offensichtlichen Weiterentwicklung auch anno 2017 noch immer frisch und fast schon futuristisch klingt. Das zeigt noch einmal deutlich, wie weit die Jungs mit ihren ersten drei Scheiben bereits ihrer Zeit voraus waren und dass sie ihren legendären Status mehr als verdient haben. Und auch "In.Ter A.Li.A" wird sich nahtlos in die einmalige Geschichte des Quintetts einfügen, denn immerhin hat der Silberling trotz aller Sperrigkeit und Progressivität auch wieder ein paar echte Alternative-Hits im Gepäck. Ganz besonders stechen dabei das punkige 'Call Broken Arrow', die Hymne 'Incurably Innocent' und das melancholische 'Tilting At The Univendor' aus der Masse der insgesamt elf Songs heraus, auch wenn die übrigens Tracks der Scheibe gegen dieses Trio qualitativ nur marginal den Kürzeren ziehen. Abgerundet wird das rundum gelungene Gesamtbild schlussendlich von einer rohen und trotzdem druckvollen Produktion, die perfekt zum musikalischen Charakter der Tracks passt, ohne dabei moderne Standards außer Acht zu lassen.
Alles in allem ist AT THE DRIVE-IN damit wohl die Quadratur des Kreises gelungen, denn die Texaner schaffen es, mit ihrem Comback-Album die typischen Trademarks ihrer bisherigen Karriere wieder aufleben zu lassen, ohne dabei je altbacken oder rückwärtsgewandt zu klingen. "In.Ter A.Li.A" wird dementsprechend auch alle alteingessenen Fans der Post-Hardcore-Legenden glücklich machen und hat gleichzeitig das Potential dazu, die Band auch einem vollkommen neuen Publikum näherzubringen, denn eins steht fest: Der Fünfer ist auch nach sechzehnjähriger Abstinenz noch immer das Maß aller Dinge im Post-Hardcore. Punkt.
- Note:
- 9.50
- Redakteur:
- Tobias Dahs