ATARAXIE - Résignés
Mehr über Ataraxie
- Genre:
- Doom / Death Metal
- ∅-Note:
- 9.50
- Label:
- Xenokorp Records
- Release:
- 08.03.2019
- People Swarming, Evil Ruling
- Résignés
- Coronation Of The Leeches
- Les Affres Du Trépas
Intensität in vier monströsen Epen - ein Meisterwerk!
Es gibt mittlerweile die unterschiedlichsten Ideen, auf welche Art und Weise man die Kombination aus Doom und Death Metal möglichst in seiner extremsten Form darstellt. Doch bislang haben sich nur wenige Bands auf einen ähnlichen Weg gemacht wie die französischen Leidensgenossen von ATARAXIE. Auf ihrem aktuellen Album hat die Truppe einen derart rauen und unverfälschten Bastard entfesselt, dass selbst erfahrenen Szene-Verfechtern die Spucke wegbleiben sollte - denn selbst an den extremsten Weggabelungen, die sich in den mehr als 80 Minuten auftun, hat das Quintett immer noch neue Ratschläge parat, wie man das gesamte Korsett steigern kann - und dabei beschränkt sich der Output auf "Résignés" gerade einmal auf vier teils episch lange Kompositionen.
Die Inbrunst, mit der Frontmann Jonathan Terry ins Mikro brüllt, gibt von vorneherein Aufschluss darüber, wie ernst es den Franzosen hier ist. Die monumentalen Riffabfolgen werden ständig von einer Aggression begleitet, die dem Genre in dieser Form nicht wirklich vertraut ist. Brachialität ist das wahrscheinlich höchste Gut von "Résignés", gefolgt von einigen akustischen Klangmalereien, die enorm viel Spannung aufbauen, sich aber immer wieder auf heftigste Art und Weise entladen, so komplex die Gebilde auch manchmal sein mögen, die ATARAXIE hier zeichnet. Die Band gibt sich beschwörerisch, abweisend, gemein, nihilistisch und dennoch gewissermaßen episch, was an sich oft genug wie ein Widerspruch erscheint, in der Praxis dann aber wunderbar miteinander harmoniert. Dabei strebt der Fünfer sicherlich nach allem anderen als Harmonie; viele Dissonanzen kennzeichnen den Sound, ungehobelte Wutausbrüche stellen Parallelen zur Sludge-Szene auf, das morbide Feeling würde jedem einzelnen Todesblei-Tonträger neueren Datums wunderbar zu Gesicht stehen, und die unfassbar eindringliche Dynamik des Albums ist ein weiteres Indiz für die in jedweder Form extreme Intensität, die ATARAXIE hier erzeugt. Natürlich verliert man gerade in den ersten Durchgängen immer wieder den Zugang, weil die monumantalen Kompositionen viele unterschiedliche Phasen durchlaufen und erst einmal ausgedehnt erkundet werden wollen. Doch das Gesamtwerk ist stimmig, die Atmosphäre mitreißend und die Performance gewaltig - und zwar so gewaltig, dass man momentan wohl konkurrenzlos ist, was den aktuellen Jahreskalender im tödlichen Doom anbetrifft.
Ich frage mich an dieser Stelle lediglich, wie sich ATARAXIE in Zukunft noch steigern möchte bzw. wie es überhaupt gelingen soll, diesem meisterlichen Paukenschlag noch einen mindestens ebenbürtigen Nachfolger an die Seite zu stellen. Besser als auf "Résignés" kann man diese außerordentlich eigenwillige Genre-Kreation nämlich kaum mehr spielen - und damit kann man schon jetzt ruhigen Gewissens sagen, dass ATARAXIE in dieser Sparte mit großer Wahrscheinlichkleit das Album des Jahres kreiert hat. Wahrlich grandios - und unfassbar heavy!
- Note:
- 9.50
- Redakteur:
- Björn Backes