ATENA - Subway Anthem
Auch im Soundcheck: Soundcheck 09/23
Mehr über Atena
- Genre:
- Metalcore / Modern Metal
- ∅-Note:
- 9.00
- Label:
- Indie Recordings
- Release:
- 29.09.2023
- Ultra Ultimate Opus Power
- Hard Day
- Bargain
- Subway Anthem
- Poison Pure
- Slip Away
- Peeling Skin
- Leave
- Somebody
- Oh My
Ein weiterer wegweisender Volltreffer der norwegischen Genre-Grenzgänger.
Ich kann es förmlich sehen, das Stirnrunzeln und auch die wütend pulsierende Halsschlagader, die Mitglieder der selbsternannten Metal-Genre-Polizei angesichts des reinen Gedankens an die Norweger ATENA bekommen werden. Mit ihrem wilden Stilmix, der so ziemlich alles zusammenwirft, was im Metal gerade angesagt und modern ist, ist die Band aber gerade für Traditionalisten auch wirklich eine ganz schöne Herausforderung. Doch der Blick über den Tellerrand lohnt sich, denn seit 2014 veröffentlicht die Band regelmäßig tolle Alben, weshalb ich auch schon sehr gespannt darauf bin, was uns der Vierer auf dem fünften Langdreher "Subway Anthem" kredenzt hat.
Bevor wir einen genaueren Blick auf die Kompositionen werfen, sollten wir vielleicht einmal die musikalischen Grenzen abstecken, in denen sich die Jungs bewegen. Der Kern der Musik lässt sich auf jeden Fall schon einmal als moderner Metalcore mit dezenter Djent-Beigabe beschreiben, dem dann aber eine so unglaubliche Vielzahl an weiteren Einflüssen beigemischt wird, dass man sich schwer damit tut, die gesamte Bandbreite so recht zu erfassen. So gibt es teilweise pompöse Orchester, die an Symphonic Metal denken lassen, an anderen Stellen wildern die Norweger aber auch in Nu-Metal und Crossover-Gefilden, wobei vor allem ein gewisses Hip-Hop-Flair nicht zu verleugnen ist. Schlussendlich dürfen natürlich auch die Synthesizer nicht fehlen, die aber hier glücklicherweise nicht in albernen Trance-Klamauk ausarten wie bei Kollegen wie ELECTRIC CALLBOY, sondern als interessanter Farbspritzer in diesem fast schon surealen Metal-Gemälde verwendet werden.
Schaut man sich diese Mixtur auf dem Papier an, dann scheint die Katastrophe und ein absolut chaotisches Album eigentlich schon vorprogrammiert zu sein. Die wichtigste Zutat haben wir aber noch vergessen, denn die Norweger bringen zu all diesen musikalischen Einflüssen ein unheimlich ausgeprägtes Gespür für kompaktes, zwingendes und fast schon unverschämt eingängiges Songwriting mit. Selbiges schnürt aus dem bunten Stilmix schließlich einen wunderschönen und überraschend kohärenten Modern-Metal-Blumenstrauß, den ich mir gerne in die heimische Vase stellen würde. Mitunter geht die Hit-Dichte auf "Subway Anthem" dabei so weit, dass ich es tatsächlich als schwierig empfinde, hier Anspieltipps herauszugreifen, denn jeder Song hat mich bei den diversen Hördurchläufen zwischenzeitlich gepackt. Trotzdem gibt es ein paar besonders bemerkenswerte Kompositionen. 'Hard Day' ist etwa ein ganz großer Ohrwurm, der brutale Strophen einem ganz großen Refrain gegenüberstellt und für mich persönlich sogar ein Anwärter auf meine Jahresbestenliste in puncto Songs werden dürfte. Ebenso überragend ist der Titeltrack, der schon fast mit Pop-Punk-Leichtigkeit aus den Boxen hämmert und vor allem von toller Gitarrenarbeit getragen wird. Schlussendlich möchte ich noch das melancholischer angehauchte 'Poison Pure' erwähnen, das eben auch eine etwas nachdenklichere Seite von ATENA offenbart.
Abgerundet wird die Scheibe übrigens von einer aufgeräumten und modernen Produktion, die perfekt zum futuristischen Genre-Mix passt und aus "Subway Anthem" insgesamt ein Album macht, das mit entwaffnender Melodie-Power schlussendlich einfach nur glücklich macht. Wenn man Metalcore schon mit einer poppigen und elektronischen Kante mag und hören möchte, dann muss er genauso gemacht werden und nicht anders. Und egal, was die Metal-Puristen-Patrouille dazu sagt, die Scheibe ist damit eben schlicht und ergreifend großartig!
- Note:
- 9.00
- Redakteur:
- Tobias Dahs