ATHEIST - Jupiter
Auch im Soundcheck: Soundcheck 11/2010
Mehr über Atheist
- Genre:
- Progressive Death Metal
- ∅-Note:
- 9.00
- Label:
- Season of Mist (Soulfood)
- Release:
- 12.11.2010
- Second To Sun
- Fictitious Glide
- Fraudulent Cloth
- Live And Live Again
- Faux King Christ
- Tortoise The Titan
- When The Beast
- Third Person
Pickel durch Gefrickel? Die Akne kommt zurück.
Ich war gespannt. Sehr gespannt sogar, denn die Band ATHEIST hat mit ihren drei bisherigen Studiowerken aus der Zeit 1989-1993 Maßstäbe im Bereich technischen Death Metal gesetzt. Aber seither ist viel Zeit ins Land gestrichen und Mainman Kelly Shaefer hat mit seiner Band NEUROTICA komplett andere Musik fabriziert, nachdem er die vakante Stelle bei VELVET REVOLVER nicht bekommen hat.
Bereits die ersten Sekunden des Openers 'Second To Sun' lassen mich aber entspannt in den Sessel rutschen … Quatsch … lassen mich völlig hektisch Air Drumming, Luftgitarre und Luftbass gleichzeitig spielen, denn das Quartett beweist, dass es auch nach knapp zwei Dekaden Pause nichts, aber auch gar nichts verlernt hat. Allerdings gibt es einen entscheidenden Unterschied zu den Frühwerken der Floridathrasher: Trotz aller Hektik erscheinen die Kompositionen schneller zugänglich zu sein. Einen erheblichen Anteil daran hat der warme, aber immens druckvolle Klang des Albums, bei dem vor allem die bei dieser Ausnahmeband so wichtigen Rhythmusinstrumente weit im Vordergrund agieren. Gerade der Bass springt den Hörer wortwörtlich an und reißt unwillkürlich mit. Dazu kommt die zwar eilige, aber unglaublich präzise Taktvorgabe, bei der jeder noch so flinke Fill und jede quasi beiläufig aus dem Handgelenk geschlagene Streicheleinheit der Becken, wie ein erweiterter Dreiviertel-Takt sofort in die Beine geht. Nichts klingt künstlich oder aufgesetzt, denn im Hause ATHEIST regiert das Bauchgefühl. Und wer schon einmal extrem scharfes Chilli Con Carne gegessen hat, weiß, welche zarte Rhythmik dieses Organ ausüben kann.
Aber Spaß beiseite, denn was ich jetzt schreibe ist mein voller Ernst: Der Doppelschlag 'Live, And Live Again' und 'Faux King Christ' sind wohl die besten hintereinander folgenden Songs dieses Jahres. Ich habe aufgehört zu zählen, wie häufig diese beiden Nummern bei mir bereits gelaufen sind, aber da wird kaum ein anderer Song in diesem Jahr mitkommen. Beide Songs verfügen über die Art von unbändiger Energie, die ich so selten höre. Parallelen zu meinen geliebten BLIND ILLUSION, auch im Gesang, aber vor allem im Schrägriff-Bereich, schimmern angenehm durch diesen Orkan, der sich in beiden Fällen in total tollen Refrains entlädt. Wer bei 'Faux King Christ' nicht die Zähne fletscht und die Faust ballt, hat die Frickelpredigt des Metal Messiah nicht verstanden.
- Note:
- 9.00
- Redakteur:
- Holger Andrae