ATLAIN - Living In The Dark
Mehr über Atlain
- Genre:
- Speed Metal
- Label:
- Shark Records / Rusty Diamond
- Release:
- 09.05.2005
- Hallowed By The Priest
- Living In The Dark
- Sinner
- Dig It
- Satanica
- Sphinx
- Thousand Nights In Hell
- Hold Back The Night
- Evil Forces
- Brainstorm
- Fast Attack
- Break Down Your Neck
- Space & Time
- Waste
Rund 20 Jahre nach der Erstveröffentlichung von "Living In The Dark" hat Shark Records Sublabel Rusty Diamond Records das Album erstmals auf CD herausgebracht; wohlgemerkt ohne nennenswerte Nachbearbeitung, wie man betont, lediglich die Lautstärke sei etwas angehoben worden. Entsprechend zeittypisch drängt der Sound denn auch aus den Boxen.
Surft man das Netz, so werden ATLAIN dort vor allem mit ihren Zeitgenossen HELLOWEEN, BRAIN FEVER, IRON ANGEL, RUNNING WILD, LIVING DEATH, MEGADEATH verglichen. Parallelen zum Frühwerk den späteren Piratenmetaller und auch zu der Kürbisköpfe Kreischwerk 'Ride The Sky' mit seiner schnellen Fingerarbeit und dem markanten Schrillgesang lassen sich durchaus finden (zu den Amis sehe ich beim besten Willen keine Gemeinsamkeiten, und zu den anderen kann ich mangels Kenntnis nichts sagen); mich haben vor allem die ersten vier Songs der Scheibe jedoch sowohl vom songwriterischen Grundmuster her als auch gesanglich eher an eine Hochgeschwindigkeitsausgabe von SAXON erinnert, jener Band, welche die NWOBHM ordentlich mit ins Rollen brachte. Im doppelseitigen - soll ich es Booklet nennen? - der CD findet sich ein in grauenvollem - soll ich es Englisch nennen? - verfasstes Interview mit Gitarrist Jörg Pryztarski, welcher als Einflüsse seinerzeit IRON MAIDEN und JUDAS PRIEST nennt. Nun ja, anhand von 'Satanica' ließe sich Ersteres immerhin nachvollziehen. Sonst wird aber das volle Speedbrett mit bisweilem hymnisch gehaltenem Gesang hingelegt, die Gitarren schreddern, dass es eine Freude ist, und das Drumming - nun ja, es geht ordentlich voran, setzt aber leider kaum eigene Akzente. Heftig verzerrter Hall auf Gitarren und teils auch Gesang, Welle auf Welle heranbrandender Riffe sowie einige aggressive Breaks sorgen für dreckige Attacken von himmelhoch jauchzend bis rußverschmiert zerknirscht. Geradlinige Bretterhymnen vom Feinsten also, lediglich versehen mit einem Schuss Krautrocksound oder SCORPIONS-Melodien hier oder da. In 'Sphinx' nähert sich Peter Müllers vokale Leistung gar an den legendären KING DIAMOND an, und auch in Sachen fieser Gitarrenklang überzeugt dieses Stück noch vor allen anderen. Bassbollernder und mit quer zur rhythmischen Gitarrengrundlage schlitternden Speedlicks versehen geht es in 'Thousand Nights In Hell' zur Sache: Von den Gniedelgitarren krachend zum Einsturz gebrachte Riffwände und rollende Drums drücken den hymnischen Eunuchengesang dort brutal in den Hintergrund. Das old-school-thrashige 'Evil Forces' rockt etwas gediegener, gespickt mit seinen gnadenlosen Soli aber auch nicht weniger fesselnd, dann folgt auch schon letzte der bereits auf der Erstausgabe befindlichen Songs: 'Evil Forces' kreuzt teutonische Brachialrifftugenden der Achtzigerjahre mit dem klassischem MAIDEN-Sound von Avalon.
Als Bonustracks gibt es auf den Re-Release noch fünf Live-Demos:
'Brainstorm' beginnt als Hardrockballade im Stile der 70er, poltert dann aber so fettig los wie eine Portion Pommes aus Bochums legendären Currywurstbuden. 'Fast Attack', 'Break Down Your Neck', und 'Space & Time' könnten tatsächlich von den frühen HELLOWEEN stammen. Bei letztgenanntem Stück und dem finalen 'Waste' geht die Klangqualität nach einigen Aussetzern allerdings so richtig in die Knie, und der abschließende Song quillt extrem dumpf aus den Lautsprechern. Den hätte man sich auch schenken können.
Wer sich für die Ursprünge von Bands wie HELLOWEEN oder auch RAGE begeistern kann oder dem frühen deutschen Speedmetalsound auf die Spur kommen möchte, hat hier entsprechendes Ohrenfutter gefunden. Auch bei knapp unter 55 Minuten Spielzeit wird man auf seine Kosten kommen. Wer dem Powermetal prinzipiell nicht abgeneigt ist, jedoch mehr auf ausgefeilte Epen steht, sollte sich das allerdings noch mal überlegen. Schließlich steht "Living In The Dark" in der Tradition einer Zeit, als der Metal gemeinhin noch als asoziale Bauarbeitermusik verschrien war.
Anspieltipps: Satanica, Sphinx, Evil Forces, Fast Attack
- Redakteur:
- Eike Schmitz