ATMOSFEAR - Inside The Atmosphere
Mehr über Atmosfear
- Genre:
- Prog
- Label:
- Gecko Records
- Inside The Atmosphere
- Circumcision
- A Cry Of Dismay
- Mysterious
- Feardrops
- Patience
- Thinking Progressive
- Eleanor Rigby
- Zephaniah
- There Is Love At The End
Die Progressive-Metal Band ATMOSFEAR veröffentlichte vor einigen Jahren eine Mini-CD, die schon damals für Aufruhr im Underground sorgte. Letztes Jahr dann endlich der erste Longplayer “Inside The Atmosphere“.
Ob ihr’s mir glaubt oder nicht: Ich kenne im Moment keine Band, der es so gelingt wie ATMOSFEAR, progressive Zwischenparts und Soli so gut in einen Song einzubauen, ohne dass der Song in sich nicht rein wirken würde. Im Vergleich dazu ist ’Metropolis’ von DREAM THEATER ein zusammengewürfelter Song, auch wenn er einer meiner Lieblinge vom Traumtheater ist. Immer wieder schafft es die Band, die Kurve nach den progressiven Parts zurück zum eigentlichen Song zu kriegen. Nichts, aber rein gar nichts, ist da fehl am Platz.
Die Instrumentalisten lassen ihr Können immer dann geschickt aufblitzen, wenn man es nicht erwartet. Meist sind die Harmonie und die Melodie eines Songs im Vordergrund, nervige Teile sind einfach nie zu vernehmen. Jeder der zehn Songs, von vier bis zwölf Minuten reicht das Spektrum, ist absolut eine Klasse für sich. Selten hab ich ein so rundes, progressives Album ohne Ausfall erlebt. Es ist schon erstaunlich, was man alles im Underground finden kann…
Da man bei einem verhältnismäßig kleinen Label (Gecko Records) unter Vertrag steht, kann ich mir kaum vorstellen, dass die Jungs viel Geld im Studio zur Verfügung hatten. Umso erstaunlicher ist aber der Gesamteindruck. Kraftvolle, glasklare Gitarren, aussagekräftiges Schlagzeug, die Keyboards sind ständig mit einem sauberen Klangteppich vorhanden, der Bass hat mehr als nur unterstützende Wirkung. Besonders bei letztgenanntem Instrument gebührt großes Lob. Ich kann mich nicht erinnern, einen solch coolen Basssound je gehört zu haben, IRON MAIDEN mal ausgenommen. Man kann den Viersaiter wirklich immer vernehmen, ohne dass er auch nur ansatzweise irgendeinen Platz eines anderen Instruments wegnehmen würde. Auf die Produktion kann man richtig stolz sein!
Eigentlich egal, welchen Song man genauer betrachtet: Der unglaubliche Opener mit allen Facetten, die es im progressiven Metal zu bestaunen gibt, ist sofort einer meiner Lieblinge geworden. Da ist diese schleppende Strophe, die mit einer coolen Keyboardmelodie ausgestattet ist. Da ist dieser treibende Refrain, der sofort ins Ohr geht. Überhaupt, der Refrain stellt immer den Mittelpunkt eines Stückes dar. Wenn ich mir jetzt auf dem Backcover die Songtitel ansehe, kann ich wirklich zu jedem Song den Refrain trällern, ohne das Stück gleichzeitig hören zu müssen. Liegt daran, dass ich die
Scheibe so oft gehört habe, liegt aber vor allem auch an den Songs selbst. Auch bei ’A Cry Of Dismay’ fesselt die Ausgangsstimmung sofort. Die unglaubliche Gesangslinie ist dermaßen gefühlvoll und aussagekräftig, dass ich jedes Mal wieder aufs Neue eine Gänsehaut bekomme. Auch dieser letzte Punkt ist auf fast alle Songs der Scheibe zu übertragen: Im Allgemeinen spielen ATMOSFEAR fesselnde Gänsehautmusik. Die sensationellen Bridges, Soli und Zwischenparts will ich gar nicht erst weiter erläutern, einfach genial, was die Jungs drauf haben und wie sie es in den Songs umsetzen.
Weitere Highlights hervorzuheben fällt unglaublich schwer. Da gibt es noch das atmosphärische (wie passend) ’Mysterious’ mit einem absoluten Hammerrefrain und unglaublichen Zwischenparts. Da gibt es das sensationelle BEATLES-Cover ’Eleanor Rigby’. Vom letzten Song ganz zu schweigen, ein unglaublich geniales Klavierstück. Mit eben diesem Song ’There’s Love At The End’ schaffen es die Jungs zum Ende hin nochmal richtig gefühlvoll zu werden. Unumstrittener Höhepunkt ist aber zweifelsohne der längste Song ’Zephaniah’, der alles in sich trägt, was ein Weltklasse-Prog-Song braucht.
Ich habe versucht, negative Punkte zu finden. Vielleicht braucht man als Ottonormalhörer doch zwei bis drei aufmerksame Durchläufe mehr, bis die Songs zünden. Mehr Punkte finde ich wirklich nicht.
Fazit: Das Album bietet alles. Ein geniales CD-Cover. Einen ruhigen Song, einen neu interpretierten BEATLES-Song, eingängige Stücke, komplizierte Stücke, lange Stücke, kurze Stücke. Und kein Ausfall dabei. Auf alle Fälle die Progscheibe des letzten Jahres. Was schreibe ich, eine der besten Progplatten überhaupt. ATMOSFEAR brauchen sich vor niemandem zu verstecken!
Anspieltipps: Inside The Atmosphere, Mysterious, Zephaniah, There Is Love At The End
- Redakteur:
- Christian Hubert