ATMOSPHERES - The Departure
Mehr über Atmospheres
- Genre:
- Progressive / Post Metal
- ∅-Note:
- 6.50
- Label:
- Eigen
- Release:
- 27.11.2015
- Sun
- The Farthest Star
- Void
- Into Orbit
- Laniakea
- Satellite
- The Departure
- Direction
- The Arrival
- Vapor Trail
Atmosphäre ist nicht alles.
So kann man sich täuschen. Auf dem Euroblast 2015 noch fasziniert vom ebenso druckvollen wie sphärischen Sound der Belgier und der gelungenen Verbindung aus stählerner Härte und verklärter Melancholie, erlebe ich "The Departure", das aktuelle Album von ATMOSPHERES, überraschenderweise in weiten Teilen als wenig mitreißende Luftnummer.
Ja, zugegeben: Generell findet sich im postmetallischen Prog/Djent-Bereich sicher so gut wie keine totale Ausschussware; absolute Liebhaber dieses Genres können fast überall bedenkenlos zugreifen. Natürlich beherrschen auch diese vier jungen Künstler ihr Handwerk, natürlich macht die Band beileibe nicht alles falsch, und natürlich finden sich auf "The Departure" mit 'Void' oder 'Direction' einige wunderbar erbauliche Momente, in denen man sich als Hörer ganz entspannt treiben lassen kann von flächigen, verspielten Klangcollagen, atmosphärischem Schlagzeugspiel, entrücktem Gesang. Aber dann gibt es eben doch auch sehr, sehr viel Leerlauf auf dieser Platte. Lieder, in denen einfach so gut wie nichts passiert. Und auch die Belgier laufen in die mittlerweile altbekannte Falle, in die sich viele moderne Prog-/Djent-Kapellen freiwillig begeben haben: Ultratief gestimmte, dröhnende Gitarrenklänge in Verbindung mit technisch anspruchsvollem Gegroove allein schafft noch keine Stimmung, weckt erst recht keine tieferen Emotionen. Diese metallische Spielart ist schon eine ganze Weile lang damit beschäftigt, ihr eigenes Grab zu schaufeln, weil sie sich viel zu sehr auf die Faszination verlässt, die ihre soundtechnischen Trademarks auf unvoreingenommene Hörerinnen und Hörer ausüben. Doch der techmetallische Klang nutzt sich rasend schnell ab, wenn es die Protagonisten versäumen, ihrer Musik noch andere Aspekte zu verleihen. Und ATMOSPHERES will genau dies nicht gelingen, obwohl die namensstiftende Atmosphäre auf "The Departure" selbstredend groß geschrieben wird. Allein, sphärische Sounds, nachdenklicher Gesang und steriles Gehämmer zusammen ergeben in der Summe bloß eine kalte, emotionslose Atmosphäre, ähnlich den CGI-Effekten in einer Kinoproduktion, die den Betrachter trotz annäherndem Fotorealismus zumeist so unerklärlich kalt lassen.
Es gibt ihn sicher, den guten atmosphärischen Djent. Im härteren Bereich seien Bands wie SLAVEATGOD oder HYPNO5E genannt, in softeren Gefilden PERIPHERY oder TIDES FROM NEBULA. Den ATMOSPHERES gelingt es hingegen nicht, auf ihrem jüngsten Output für packende oder tiefer berührende Augenblicke zu sorgen. Dafür fällt "The Departure" einfach zu steril und musikalisch zu eindimensional aus. Schlecht ist das Album dennoch mitnichten, und Post-Metal-Fans sowie Euroblast-Dauergäste dürften auch diese Scheibe ruhig antesten.
Anspieltipps: Void, Laniakea, Direction
- Note:
- 6.50
- Redakteur:
- Timon Krause