ATOMIC ANTS - Keep Cool And Dry
Mehr über Atomic Ants
- Genre:
- Modern Metal
- Release:
- 30.01.2006
- Porcupine Lips
- John G.
- The Donor & The Reciever
- Fly
- Camogli
- Mariah
- Mr. President Combo #1
- The Real Sport
- Cupid
- From Dusk Till Dawn
- Fidji
- Mirror
- Through The Barricades
- Shitman
Überraschungen sind toll. Insbesondere dann, wenn man sich über seinen Riecher freut: Bei dem Bandnamen und dem definitiv coolen Cover (auf der Rückseite albert der Vierer mitten im Feld auf einer Couch rum, bekleidet mit Bademänteln und Hüten) war ich mir irgendwie sicher, dass mich hier auch musikalisch etwas leicht Beklopptes und somit Kreativ-Innovatives erwarten würde. Recht gehabt! Die atomaren Ameisen sind definitiv ein durchgeknalltes Trüppchen, das sich - zwar teils aus bekannten Zutaten, aber größtenteils nach eigenem Gusto - ein feines, wohlschmeckendes und kunterbuntes Süppchen braut.
'Porcupine Lips' klingt am Anfang etwas weinerlich-alternativ, klebt aber spätestens beim zweiten Durchlauf in den Gehörgängen fest. Besonders positiv fällt Sänger Junior auf, der wie eine Mischung aus Phil Anselmo, Eddie Vedder und Keith Caputo klingt, und ein bisschen Mike Patton hat der Gute sicherlich auch mal gegurgelt. Spätestens wenn die verträumten Delay-Gitarren einsetzen, haben die ATOMIC ANTS bei diesem Song gewonnen. Vom feinen Spiel mit Tempo und Dynamik mal ganz zu schweigen. 'John G.' ist dann ein Prachtexemplar an Sommersong, das nenne ich vertonte gute Laune und ärgere mich, dass hier vor dem Rechner gerade kein Fenster zum Runterkurbeln da ist. Wer kann da noch still stehen oder sitzen? Der eingebaute Rap-Part klingt zwar irgendwie ein bisschen aufgesetzt, aber dennoch cool. Passt irgendwie zum Song, und vor allem zur Band. "Cool" ist da irgendwie alles: der Singalong-Refrain, die frechen Offbeats und der Ohrwurmcharakter. Da hat jemand seine Hausaufgaben sehr ordentlich gemacht!
Bei 'Fly' werden die Jungs dann deutlich ruhiger, zeigen sich von ihrer balladesken Seite und zelebrieren eine Rockballade, wie sie im Lehrbuch steht. Spätestens hier war ich mir beim markanten Gesang von Junior sicher, es mit einer amerikanischen Band zu tun zu haben, sprechen die nuscheligen R-Laute doch eine eindeutige Sprache. Doch Pustekuchen: Die atombetriebenen Insekten kommen aus dem Land von Pizza, Pasta und RHAPSODY. Genau, Italien. Hätte ich im Leben nicht erwartet, und ich muss zugeben, dass ich dann doch recht baff war. Shame on me, aber eine derart kreative und intelligent agierende Truppe, die auf jegliche Kategorisierungsversuche ordentlich scheißt, hätte ich nicht aus dem Stiefelland erwartet. Nun gut, zu hundert Prozent eigenständig sind die ATOMIC ANTS auch nicht, man fühlt sich im weiteren Verlauf der Scheibe an Größen wie FAITH NO MORE (nicht nur stilistisch, auch von der Herangehensweise an die Songs und von den großen Ideen her) erinnert, und auch SYSTEM OF A DOWN haben in Stücken wie 'The Real Sport' deutliche Spuren hinterlassen. Macht aber absolut nichts, wenn das Gesamtprodukt dann so superb ausfällt, wie es bei "Keep Cool And Dry" der Fall ist. Beispiele? Die abgefahrenen Country-Parts bei 'Mr. President Combo #1' in Verbindung mit dem klasse phrasierten Gesang, oder auch das unheimlich abwechslungsreiche, überlange 'Cupid' mit seinen FAITH NO MORE-Gedächtnisdrums zum Einstieg. 'From Dusk Till Dawn' bietet sich hier auch an, zumal die Band im Mittelteil deutlich macht, wie viel Spaß sie inne Backen hat.
Als Schmankerl gibt’s dann noch das wirklich toll gemachte SPANDAU BALLET-Cover 'Through The Barricades' auf die Lauscher, bei dem Sänger Junior erneut seine Klasse beweisen kann - seine drei Mitstreiter agieren im Übrigen auf dem gleichen, hohen Niveau das gesamte Album hinweg. Eine wahre Ohrenweide!
Also: Wer auch immer über mangelnde Abwechslung im hart rockenden bis metallischen Sektor meckert, der sollte mal ganz dringend nach den ATOMIC ANTS Ausschau halten, "Keep Cool And Dry" verhaften und einen glücklichen, erfüllten Sommer erleben. Famos, ganz groß und grandios!
Anspieltipps: John G., Mr. President Combo #1, Cupid, From Dusk Till Dawn
- Redakteur:
- Rouven Dorn