ATREYU - The Pronoia Sessions
Mehr über Atreyu
- Genre:
- Alternative Rock
- ∅-Note:
- 8.00
- Label:
- Spinefarm
- Release:
- 25.10.2024
- Becoming The Bull (Reimagined)
- Save Us (Reimagined)
- Ex's & Oh's (Reimagined)
- Right Side Of The Bed (Reimagined)
- Like A Stone
- Drowning (Reimagined)
- The Theft (Reimagined)
- Gone (Reimagined)
- Warrior (Reimagined)
- Mary Jane's Last Dance
Einfach ein gutes Gefühl!
Ist es nicht schön, wenn mal wieder jemand positive Vibes versprüht? ATREYU hat sich genau das vorgenommen und nennt die neue Scheibe gleich mal "Pronoia Sessions", also Aufnahmen mit dem Gefühl, dass die ganze Welt der Band wohlgesonnen sei und nichts Anderes im Schilde führen würde, als ihr zu helfen. da geht man doch auch mit einem guten Gefühl an die Scheibe heran, oder?
Dabei ist "The Pronoia Sessions" kein normales Album, sondern ein Akustik-Werk mit acht Stücken, beinahe aus der gesamten Schaffenszeit der Band, aufgepimpt mit zwei Coverversionen. Moment, ein Akustik-Album einer Metalcore-Band? Du kannst dir sicher vorstellen, was als erstes passierte, als das Album die Coreszene erreichte: Es gab natürlich Aufschreie wie "Ausverkauf" und "Kommerzialisierung". Das ist in jeder Szene so, wenn Bands von der reinen Lehre abweichen. Aber Musiker werden reifer und das Streben nach kommerziellem Erfolg ist erst einmal nicht verwerflich, auch wenn man schon mal den einen oder anderen Fan der Frühphase zurücklassen muss. Eine Band muss sich auch entwickeln (außer AC/DC natürlich).
Genau das sehe ich hier nämlich, eine Band, die den Schritt ins Alternative-Rock-Genre endgültig wagt und dabei zeigt, dass sie auch da zu den Topadressen zählen kann. Denn was bei "The Pronoia Sessions" sofort auffällt, ist die Qualität des Sängers Brandon Saller und die Tatsache, dass die Arrangements gekonnt, reduziert und mit viel Gefühl umgesetzt worden sind. Zwar hatte ATREYU schon immer ein Händchen für Melodie, aber in akustischer Umgebung kommt das natürlich noch viel deutlicher zum Vorschein. Da kommen die neuen Versionen von 'Ex's And Oh's', 'Warrior' oder das unglaublich intensive, mit einen Saxophon verfeinerte 'Right Side Of The Bed' noch schmeichelnder herüber.
Natürlich ist das ein gewaltiger Schritt, der von Metalcore zu durchaus poppigen Umsetzungen, die gewaltig und mit beiden Beinen voran in die Kitschpfütze hüpfen, und stellt auch einen gewagten Genresprung dar. Dass man beispielsweise bei besagtem 'Warrior' oder 'The Theft' dann auch mal zu tief in den Schmalztopf greift oder die Coverversion von Tom Pettys 'Mary Jane's Last Dance' leider nur als misslungen zu bezeichnen ist, gehört dabei unter Kollateralschaden verbucht. Wenn die Band Spaß an diesen Aufnahmen hatte, rechtfertigt das schon ihre Existenz, und für den Mut, aus dem eigenen Korsett auszubrechen, gebührt Respekt.
Wenn man dann mit diesen Grundgedanken positiv an das Album herangeht, bleiben tatsächlich einige Lieder übrig, die "The Pronoia Sessions" absolut kaufenswert machen. Ist es ein "NIRVANA MTV Unplugged", das ATREYU nach eigener Aussage als Inspiration diente? Nein, sicherlich nicht, das liegt aber auch an den Umständen. Schließlich ist "The Pronoia Sessions" dreißig Jahre später erschienen und eine ganz andere Musikwelt. Aber die neuen Versionen der eigenen Stücke, sowie das Cover von 'Like A Stone' von AUDIOSLAVE sind es wert, gehört zu werden, wenn man bei Alternative Rock mit Tendenz zum Songwriter-Pop keinen Ausschlag bekommt und das Wort kommerziell havariefrei über die Lippen bringt. Ich zähle sieben Treffer und drei Fehlschüsse. Dazu ein Punkt für den Mut und die Umsetzung und ich würde sagen: Das Ding sollte man hören. Ich hoffe, auf der nächsten Tour wird es einen Akustikpart geben, ich würde gerne 'Becoming The Bull', 'Ex's & Oh's' und 'Right Side of the Bed' in dieser Version live erleben.
- Note:
- 8.00
- Redakteur:
- Frank Jaeger