ATTICK DEMONS - Atlantis
Auch im Soundcheck: Soundcheck 08/2011
Mehr über Attick Demons
- Genre:
- Heavy Metal
- ∅-Note:
- 8.00
- Label:
- Pure Steel Records / H'ART
- Release:
- 26.08.2011
- Back In Time
- Atlantis
- City Of Golden Gates
- The Flame Of Eternal Knowledge
- Riding The Storm
- Sacrifice
- Meeting The Queen
- In Memoriam
- Listen To The Fool
Besser kann man die letzte starke Phase IRON MAIDENs kaum zitieren. Doch reicht das Zitat allein?
Manche Kollegen sind ja schnell dabei, das Album einer jungen, aufstrebenden Band mit stilistisch offensichtlichen Inspirationsquellen als das "beste Album" abzufeiern, das die Originale "seit zehn Jahren nicht eingespielt" haben. Das ist eine Art und Weise, die meist ziemlich stark an der Realität vorbei geht, und die leider oft den so gelobten Nachwuchsgruppen mehr schadet als nutzt, weil sie eine völlig übersteigerte Erwartungshaltung der Zielgruppe provoziert und somit oft dazu führt, dass eine Band als Enttäuschung abgestempelt wird, bevor sie überhaupt richtig Fuß fassen konnte.
Wenn ich vorliegend allerdings das Debütalbum der Portugiesen von ATTICK DEMONS rotieren lasse, dann muss ich zugeben, dass die Versuchung groß ist, eben diesem Album den Stempel "beste MAIDEN seit zehn Jahren" aufzudrücken. Zu sehr war ich vom letzten Album der eisernen Jungfrau enttäuscht, und zu sehr sehne ich mich danach, dass Steve Harris und seine Mannen endlich mal wieder den ganzen elaborierten Longtrack-Sermon und die elend ausgewalzten Refrains und Instrumentalpassagen über Bord kippen würden. Und danach, dass der gute Bruce wieder mit mehr Biss und Augenzwinkern singt. Eben so, wie dies früher der Fall war.
Das alles haben diese lusitanischen Dämonen hier zu bieten: Neun knackige Stücke mit Spielzeiten zwischen dreieinhalb und sechs Minuten, einen Sänger, der ungefähr so klingt wie der Herr Dickinson zu Zeiten von 'Bring Your Daughter...' und 'Holy Smoke', und eine Produktion, die ein starker Mix aus "Accident Of Birth" und "Brave New World" sein könnte. Der Bass pumpt und galoppiert, als hätte der Meister Harris selbst gezupft und das Beste: Uns quälen keine Refrais, die aus drei endlos geschleiften Worten bestehen. Einige echte Hymnen werden hier serviert, wie etwa das Titelstück mit seinen tollen, nach Smith und Murray klingenden Doppelleads oder das noch bessere 'City Of Golden Gates', das ähnlich dynamisch aus den Boxen fetzt wie seinerzeit der Wickermann und der Navigatorengeist. Das leidenschaftliche, halb-balladeske 'Meeting The Queen' mit dem tollen Gesang und den schönen akustischen Arrangements ist ebenfalls ein echtes Highlight. Der weibliche Gastgesang kommt überraschend, passt aber sehr gut.
Dennoch, die besseren MAIDEN sind die Jungs aus Portugal dann eben doch nicht. Zum einen, weil einfach mehr dazu gehört, als ein Stilsegment einer großen Band perfekt zu kopieren, um mit dem Original auf eine Stufe gestellt zu werden. Zum anderen deshalb, weil die Stimme des Sängers hier und da doch ein bisschen mehr flattert als die des Herrn Dickinson, und weil auch nicht alle Songs echte Volltreffer sind. Und zu guter Letzt deshalb, weil zu einer Band, die Maßstäbe setzen will, eben auch ein Schuss Originalität gehört. Diesen Prozess der Selbstfindung haben die ATTICK DEMONS noch vor sich, denn dass sich über Jahre eine treue Fanbasis damit halten lassen wird, das IRON-MAIDEN-Konzept der Jahrtausendwende zu konservieren, ist letztlich doch zweifelhaft.
Das ändert aber alles nicht einen Deut daran, dass "Atlantis" ein Album ist, an dem ich persönlich ungleich viel mehr Spaß habe als an "The Final Frontier", weil man hier merkt, dass die Band Spaß daran hat, eingängige, prägnante und rockende Kracher auf hungrige Headbanger loszulassen. Das ist einfach etwas anderes, als das Gefühl zu haben, dass sich sechs Männer in den besten Jahren zur musikalischen Nachmittagsgolfpartie treffen. Im Übrigen sind die Euro-Metal-Anflüge bei 'The Flame Of Eternal Knowledge' und die balladesken Piano-Momente im Intro zu 'Sacrifice' vielleicht ein wichtiger Fingerzeig in die Zukunft. Wenn es der Band in Zukunft gelingt, die tollen MAIDEN-Momente mit einem eigenständigen Profil zu verbinden, dann könnte da in Zukunft noch etwas wirklich Großartiges auf uns warten. Das Rüstzeug ist da!
- Note:
- 8.00
- Redakteur:
- Rüdiger Stehle