AUBURN DAYS - Chapter II
Mehr über Auburn Days
- Genre:
- Metalcore / Djent / Progressive
- ∅-Note:
- 6.50
- Label:
- Eigen
- Release:
- 03.04.2016
- Down The Road
- Eyes Wide Shut
- The Ressource Human
- Elusive World
- Unquestioned
- Delusion
Ist hip gleich cool?
AUBURN DAYS aus Berlin klingt so zeitgemäß und hip, als sei die Band das Produkt einer bewusst gewählten Marketingstrategie: Einfach die gängigen Metaltrends der 10er Jahre unseres Jahrhunderts zusammen gemixt, wird sich der Erfolg schon von selbst einstellen. Man nehme also ein paar junge, talentierte Musiker, die genug Grips für komplexere Songstrukturen als die traurig-durchschnittliche Modern-Metal-Masse haben, ihren Spielwitz in Emo-gefärbten Metalcore packen und stecke das Ergebnis in ein djentiges Soundgewand - so in etwa klingt "Chapter II", der erste Langspieler von AUBURN DAYS. Da bleiben bei der Generation Y keine Wünsche offen, richtig? Und kann eine Band, die sich so gut ins Euroblast-Lineup einfügen würde, musikalisch überhaupt irgendwie danebenliegen?
Wie die sachte Ironie meiner einleitenden Worte erahnen lässt, kann ich die Lobeshymnen, die einige Magazine über "Chapter II" ausschütten, nicht ganz teilen. Dafür klingt mir dieser Sechs-Tracker zu durchkalkuliert, zu bemüht zeitgemäß und cool. Was beileibe nicht heißt, dass die Hauptstädter ihre Sache schlecht machen. "Chapter II" wirkt, verglichen mit vielen anderen Djent-Kapellen, beispielsweise keineswegs künstlich und steril. Nach dem akustischen Intro 'Down The Road' gibt es mit 'Eyes Wide Shut' gleich mal zerhackt-corig auf die Schnauze, ohne dass übertrieben hoher Wert auf technisches Gefrickel gelegt wird. AUBURN DAYS ist mitunter progressiv unterwegs, der Schwenk zu eingängigen und atmosphärischen Parts gelingt aber oft genug. Natürlich darf neben gutturalem Gebrüll auch sehnsuchtsvoller Cleangesang nicht fehlen. AUGUST BURNS RED meets KADINJA meets HIS STATUE FALLS. Oder so ähnlich.
Das ergibt unterm Strich ein halbes Dutzend knackige Nummern von vier bis sechs Minuten Spieldauer, die großteils ordentlich drücken und mit netten Rhythmusspielereien und Moshpassagen aufwarten, während der Tränendrüsenanteil für gängige Verhältnisse sogar recht gering ausfällt. Im Falle von AUBURN DAYS nervt wenn überhaupt sogar der Schreigesang mehr als der klare – in meinen Ohren erklingt hier etwas zu oft Standard-Screamo-Gebrüll, mit dem ständig wiederkehrenden Anlauf aus gesprochenen Passagen heraus als altbekanntes Stilmittel. Hauptmanko von "Chapter II" ist – vom besinnlichen Opener mal abgesehen - aber der Mangel an emotionaler Tiefe, aller soundtechnischer Brillanz, intelligenten Arrangements und ausgefeiltem Songwriting zum Trotz. Es fällt mir einfach schwer, dieser musikalischen Vorgehensweise kein Kalkül zu unterstellen. Die einzenen Elemente fügen sich zwar zu einem Ganzen zusammen, verwachsen aber nicht immer zu einer Einheit. "Ah, das ist jetzt wieder Djent... Und hier kommt wieder was fürs Gefühl. Ein paar Breakdowns, jo..." - so oder so ähnlich geht es mir beim Durchackern von "Chapter II" zu oft durch den Kopf. Gefühlsregungen jeglicher Art bleiben dabei fast vollständig aus.
Trotzdem: Wer auf modernen Metalcore mit nennenswertem Emo-Anteil und dezent progressiven Strukturen steht, sollte AUBURN DAYS auf alle Fälle anchecken. Mit Sicherheit eine der hipsten Bands der Szene. Tiefenwirkung entfaltet "Chapter II" bei mir allerdings bislang nicht.
Anspieltipps: Down The Road, The Ressource Human
- Note:
- 6.50
- Redakteur:
- Timon Krause