AUGUST BURNS RED - Guardians
Auch im Soundcheck: Soundcheck 04/2020
Mehr über August Burns Red
- Genre:
- Metalcore
- ∅-Note:
- 8.50
- Label:
- Fearless Records
- Release:
- 03.04.2020
- The Narrative
- Bones
- Paramount
- Defender
- Lighthouse
- Dismembered Memory
- Ties That Bind
- Bloodletter
- Extinct By Instinct
- Empty Heaven
- Three Fountains
Gewohnte Metalcore-Qualitätsarbeit mit etwas zu hohem Kitschanteil.
Zum ersten Mal seit ihrem 2005er Debüt "Thrill Seeker" haben die Metalcore-Platzhirsche von AUGUST BURNS RED ihren Zwei-Jahres-Turnus durchbrochen: Immerhin fast drei Jahre ließen JB Brubaker und seine Mitstreiter ihre Fans auf Album Nr. 8 warten. Neben dem Plus an verfügbarer Zeit hinterließ auch die letztjährige "Constellations"-Jubiläumstour ihre Spuren im Songwriting zu "Guardians", denn die elf neuen Songs fallen deutlich kompakter und geradliniger aus als die teilweise arg verkopften Nummern auf "Phantom Anthem". Leider wurde auch der Kitschfaktor deutlich angezogen, was zwischen vielen bockstarken Tracks immer wieder für Stirnrunzeln sorgt.
Zunächst bleibt aber festzustellen: "Guardians" ist in mehrerlei Hinsicht ein Schritt zurück in die richtige Richtung, vom missratenen Cover einmal abgesehen. Die zuletzt immer nervigeren, immergleichen Interludes wurden endlich über Bord geworfen, die Laufzeit der Stücke komprimiert, die Kompositionen stärker fokussiert. Zusammen mit den wie üblich himmlischen Gitarrenmelodien Brubakers, dem souverän die Szenerie beherrschenden Fronter Jake Luhrs und dem unbestechlich kreativen Schlagzeugspiel Matt Greiners macht der 2020er Output von Anfang an mehr Spaß als der Vorgänger. AUGUST BURNS RED gelingt es tatsächlich immer, jedem Album einen eigenen atmosphärischen Stempel aufzudrücken, und auf "Guardians" ist es eine Art heitere Tragik, die in der instrumentalen Melodieführung immer wieder aufblitzt. Endlich gibt es mit 'The Narrative' wieder einen packenden Opener, endlich wieder einen ebenso mitreißenden wie nachdenklichen Ausklang, diesmal markiert durch den Doppelschlag 'Empty Heaven' und 'Three Fountains". Dass die Komplexität in manchen Stücken so stark reduziert wurde wie nie zuvor, stört nicht im Geringsten: Ein straight nach vorne ballernder Reißer wie 'Paramount' bietet immer noch genug rhythmische Gehirnverknotereien und ist nach überambitionierten Kompositionen wie 'Coordinates' oder 'Generations' vom Vorgänger wirklich eine Wohltat.
Leider ist "Guardians" auch das AUGUST BURNS RED-Album mit dem höchsten Klargesangsanteil. Die fünf Szeneveteranen arbeiten zwar schon länger mit säuseligen Hintergrundchören und setzen gelegentlich durch Gastgesangsbeiträge den einen oder anderen Kontrapunkt. Ein kitschig-platter Chorus wie jener von 'Bones' oder das schmachtende Geträller bei 'Lighthouse' stellen allerdings ein Novum im ABR-Sound dar; dazu kommt noch der erhöhte Anteil an Quasi-Gesangparts, wo Luhrs' Shouts mit gesungenen Melodien hinterlegt werden. Offenbar wollte man beim Songwriting einmal mehr neue Wege gehen und hat sich zum Aufweichen des bislang konsequent harten Signature-Sounds hinreißen lassen. Enorm schade, denn diese Käsereien verderben den insgesamt sehr schmackhaften Brei spürbar.
"Guardians" markiert also einerseits eine erfreuliche Kehrtwende in der kompositorischen Arbeit von AUGUST BURNS RED, wird durch den hohen Kitschfaktor allerdings auch nicht unerheblich abgewertet. Ja, sie können es noch, ja, die Veröffentlichungspause hat ihnen gut getan - jetzt bleibt nur zu hoffen, dass sich die Herren aus Lancaster, Pennsylvania nicht vollständig erweichen lassen und die nervigen Säuseleien beim nächsten Mal wieder zurückgefahren werden. In Sachen Metalcore immer noch Spitzenklasse, allerdings nicht mehr ganz unangefochten.
Anspieltipps: The Narrative, Defender, Paramount, Empty Heaven
- Note:
- 8.50
- Redakteur:
- Timon Krause