AUßERWELT - Breath
Mehr über Außerwelt
- Genre:
- Post Metal
- ∅-Note:
- 9.00
- Label:
- Moment Of Collapse
- Release:
- 02.10.2025
- Old Dreams Of The West
- Breath
- The Long Goodbye
- Finite / Solitaire
- Whiteout Solace
- While The Ruins Still Linger
- Embers Touching Blackest Soil
- Eyes To The Sea
- In The Night's Coating, We Contemplate Hope
Ein Statement in Sachen Post Metal.
Schaut man sich die Entwicklungen im heftigeren Segment des Post Metals etwas genauer an, kann man durchaus die Meinung von AUßERWELT teilen, dass weite Teile der Szene sich inzwischen selbst von gewöhnlichen Strickmustern haben einfangen lassen und die Leidenschaft und der Explorationsgeist im Laufe der Zeit deutlich abgenommen haben.
Auf ihren vorangegangenen drei EPs haben sich die Münsteraner konsequent gegen diesen besorgniserregenden Verlauf gestellt und sich nicht bloß auf die Mischung aus sphärischen Klängen, melodischen Fragmenten und gelegentlicher Brachialgewalt versteift. Für AUßERWELT liegt der Reiz des Post Metals darin, stilistische Grenzen überbrücken zu können, eine gewisse Freiheit zu spüren, auch einmal unkonventionelle Wege einzuschlagen, am Ende des Tages aber dennoch einen festen Kern zu bedienen, der auch von jeglicher Experimentierfreude nicht aus dem Blick verloren wird. Genau das hat die junge Band auf "Breath" auch umgesetzt.
Mehr als zwei Jahre hat das Quartett an den neuen Songs herumgefeilt, viele Details geschärft, die Stimmungen reifen lassen, aber auch die vielen Kontraste mit Leben gefüllt, um schlussendlich ein 63-minütiges Epos zusammenzustellen, das sowohl in emotionaler, als auch in rein musikalischer Hinsicht eine Lanze für Kreativität, Risikobereitschaft und Beharrlichkeit bricht.
"Breath" vereint rein stilistisch gleich mehrere Genres auf außerordentlich bewegende Art und Weise. Da werden lange akustische Epen inszeniert, kurze Interludien gedehnt, hier und dort auch ein paar melodische Fragmente herausgearbeitet, während an anderer Stelle die grimmige Fratze des Black Metals lauert, um mit Gitarrenwänden im Breitwandformat, cinematischen Soundscapes und forschen Death-Metal-Vibes zu wetteifern.
Die dabei entstandene Dynamik ist außergewöhnlich, sorgt für Gänsehaut am laufenden Band, weckt aber auch düstere Emotionen und Gedanken. Die oftmals zitierte Achterbahnfahrt ist hier in vollem Gange, erlebt Höhen und Tiefen, pendelt zwischen Brutalität und Harmonie, entwickelt aber keine heterogenen Züge, weil die Übergänge prächtig ausgestaltet und arrangiert wurden und die Breaks langsam aufgebaut werden. AUßERWELT nimmt sich ausreichend Zeit, einzelne Feinheiten so richtig auszukosten, verspürt keine Hektik bei der regelmäßigen stilistischen Kehrtwende und kann sich rückblickend mehr als einmal auf die Schulter klopfen, ein so faaszinierendes, umfangreiches und bewegendes Gesamtwerk erschaffen zu haben.
"Breath" sollte ein Statement sein, als solches aber auch eine logische Weiterentwicklung des bisherigen Outputs und letztlich vor allem der bisherige Höhepunkt im Schaffen des Münsteraner Vierers. Alle Ziele sind erreicht, vielleicht auch noch ein bisschen mehr. Denn als Mutmacher für all diejenigen, die in einer kreativen Schaffsnskrise stecken und dem Genre zuletzt nicht mehr jene Impulse verpassen konnten, zu denen sie einst imstande waren, könnte es kaum eine bessere Platte geben als diese. Gratulation an die Band, die hoffentlich schon bald den Lohn für die jahrelange Arbeit erhält.
- Note:
- 9.00
- Redakteur:
- Björn Backes