AUTUMNBLAZE - Bleak
Mehr über Autumnblaze
- Genre:
- Trip Rock / Gothic
- ∅-Note:
- 10.00
- Label:
- Prophecy Productions
- Release:
- 20.11.2000
- Someone's Picture
- I Shiver
- Scared
- Bleak
- So Close Yet So Far
- Bruderseele
- The Wind And The Broken Girl
- Thoughts By A Weary Man's Side
- ...And We Fall
Eines der atmosphärischsten Alben der 2000er Jahre erschien bereits zu Beginn dieses Jahrzehnts.
Schon im Vorjahr hatte AUTUMNBLAZE mit der "DämmerElbenTragödie" ein stimmungsvolles Werk herausgegeben, darin Gothic & Black Metal mit Folkeinflüssen sich zum dunklen Reigen zusammenfanden. Ähnlich romantisch aber weniger heavy tönen AUTUMNBLAZEs Stücke auf der nachfolgenden CD "Bleak". Stilistisch wurde dabei am ehesten an den 'Dryadsong' und den Ausklang 'Heraldic' des Albumvorgängers angeknüpft; will heißen, dass die schwarzmetallenen Elemente auf wenige Rudimente zurückgestutzt wurden, die kaum noch herausstechen. Dafür stand nun die menschliche Stimme stärker im Vordergrund, und das Songwriting war pronunzierter geworden. Dennoch klangen die Stücke mehr als je zuvor wie verschleiert, erzeugte die Produktion doch ein beinahe aquarellenes Klangbild, welches dafür sorgt, dass sich die Grundstimmung der Songs wie Mehltau über den Hörer legt. Das bleiche Werk wurde seinerzeit als Melancholic Trip Rock beworben, was insofern zutreffend ist, als die leidenschaftlichen Stücke unaufdringlich, doch um so ergreifender, für Gefühlskino im Kopf sorgen und sich mit den von Arisjel (ursprünglich Schlagzeug) eingefügten Loops auch einige stilistische Versatzstücke aus der vorproduzierenden Samplingkultur (vgl. Trip-Hop-Künstler wie PORTISHEAD) auf "Bleak" wiederfinden. Auch der für "Bleak" zu AUTUMNBLAZE hinzugestoßene Schlagzeuger Schwadorf (vormals EMPYRIUM, SUN OF THE SLEEPLESS, inzwischen NACHTMAHR, NOEKK, THE VISION BLEAK) brachte über sein Spiel hinaus noch manche elektronisch gefärbte Note ins bleiche Werk mit ein. Trocken, aber geradezu zärtlich schleichen sich seine verhaltenen, schleppenden Rhythmen ins Ohr. Die häufig halbakustisch angeschlagenen Saiten verbreiten gloom & doom, sparsamer noch als man dies von vergleichbaren Werken der Düsterrocker von ANATHEMA gewohnt ist, derweil Sänger Eldron (vormals schwarztönender unterwegs) sich vorwiegend in weichem Depressionsgesang ergeht und selbst aus der verblassenden Gefühlswelt von Stücken wie dem umnachtet dahinfließenden 'Scared' oder dem trippigen Titelsong 'Bleak' die stärksten Konturen hervorzaubert. Titel wie 'So Close, Yet So Far' bringen die darin musikalisch verwirklichte Sehnsucht auf den Punkt; und wenn in diesem schwindsüchtig schmal wirkenden Stück dann doch noch einmal Screams aufflackern, dann erklingen sie eher gräulich als schwarz und schon gar nicht mehr metallisch. Wer sich Endzeitballaden wie 'Bruderseele' hingeben möchte sollte ohnehin eine andere Art der Leidensfähigkeit mitbringen als den Masochismus, sich von harten Gitarrenstriemen züchtigen und von vordergründigem Schmerz in die eigene Körperlichkeit reißen zu lassen. Das hier Gebotene ist reine, entkörperlichende Seelenpein, ein der absoluten Blutleere entgegenfieberndes, langsames Ausgießen der Emotionen. Ähnlich schöne, subtile Melodien wie in 'The Wind And The Broken Girl' sollte ich nach "Bleak" erst wieder mit OPETHs "Damnation"-Album wieder zu hören bekommen. Das ist feinste Herbstmusik, wie gemacht für in Nebel getauchte Wald- und Wiesenspaziergänge. Bis das Stück sich überhaupt aufbaut gehen Minuten ins Land, und selbst dann stehen die statisch aufgeladenen E-Gitarrentöne schwadengleich im Klangraum. Nicht gar so minimalistisch, aber ebenso bleich, ziehen die verdämmernden 'Thoughts By A Weary Man's Side' ins Ohr. Die Faszination von "Bleak" besteht mindestens zu gleichen Teilen aus Stille wie aus Klang, und holt diesen daher noch näher ans Gefühl. Die besondere Schönheit von "Bleak" lässt sich kaum in Worte fassen; 'Blendwerk', so wie die nicht vorhandene Musik zum nur im Booklet abgedruckten Gedicht? Nein, man sollte sie sich bloß selbst erschließen, die Musik und die Worte von Stücken wie 'Someone's Picture', 'I Shiver' & '...And We Fall'. "DämmerElbenTragödie" mag dramatischer klingen, doch "Bleak" ist in jeder Hinsicht das lyrischere Werk - und war ein ganz gehöriger Fortschritt im Werk von AUTUMNBLAZE.
- Note:
- 10.00
- Redakteur:
- Eike Schmitz