AVATAR - Hunter Gatherer
Auch im Soundcheck: Soundcheck 07/2020
Mehr über Avatar
- Genre:
- Modern Metal
- ∅-Note:
- 7.00
- Label:
- Century Media
- Release:
- 07.08.2020
- Silence In The Age Of Apes
- Colossus
- A Secret Door
- God Of Sick Dreams
- Scream Until You Wake
- Child
- Justice
- Gun
- When All But Force Has Failed
- Wormhole
Bleibt leider wieder hinter den Erwartungen zurück.
Die Sterne standen für AVATAR die letzten Jahre extrem gut, es wurden in schöner Regelmäßigkeit Alben veröffentlicht, man tourte unnachgiebig und war auf vielen großen Festivals vertreten. Und auch wenn die Schweden mich zuletzt mit "Avatar Country" (2018) nicht vollkommen überzeugen konnten, sind insbesondere die Alben "Hail The Apocalypse" (2014) sowie "Feathers & Flesh" (2016) zwei bärenstarke Vertreter modernen Metals, die für frischen Wind in der Szene sorgten.
Nachdem ich nun ehrlich gesagt froh bin, dass "Avatar Country" und die damit einhergehende Konzeptgeschichte passé sind, habe ich die Rückbesinnung auf alte Stärken vor allem im Vorabsong 'Silence In The Age Of Apes' sehr begrüßt. Innerhalb ein paar Tage erreichte der Song Klicks im Millionenbereich, was trotz des Bekanntheitsgrades von AVATAR ziemlich abgefahren ist. Und tatsächlich ist "Hunter Gatherer" ein in Prinzip astreines, modernes Metal-Album ohne Firlefanz geworden, das dank dem bandtypischen Groove und Johannes Eckerströms charakteristischem Gesang (wie viele Stimmen hat der Gute eigentlich im Hals?) eindeutig nach AVATAR klingt, auch wenn der Härtegrad teils um einige Level angezogen wurde, was ja grundsätzlich nichts Schlechtes ist.
Es gibt tolle Soli, markantes Riffing, fette Groovewalzen und Double-Bass-Salven und trotzdem sind Songs wie 'A Secret Door' (inklusive Pfeifbeiträge von SLIPKNOTs Corey Taylor) oder 'Scream Until You Wake' eingängig genug, um sie mitsingen zu können und wollen. Das Highlight kommt mit 'Child' relativ spät, doch hier flammt das Fanherz umso stärker auf: Die tänzelnde Strophe, der große Off-Beat-Refrain, das sind Zutaten, die einen normalen Song zu einem AVATAR-Song werden lassen. Der Abschlusstrack 'Wormhole' zeugt mit seinen irren sägenden Gitarren von viel Spielwitz, als ob man geradewegs durchs Wurmloch fliegen würde.
Das ist schon alles okay soweit, dennoch muss auch klar gesagt werden, dass an frühere Glanztaten wie 'Smells Like A Freakshow' 'What I Don't Know', 'Bloody Angel' oder 'House Of Eternal Hunt' (um ein paar zu nennen) nicht angeknüpft werden kann.
So gerne ich AVATAR nach dem bisherigen Höhepunkt in der Diskographie "Feathers & Flesh" ohne Wenn und Aber wieder abfeiern wollen würde, muss Album Nummer Acht leider einen schwerwiegenden Abstrich hinnehmen, der das Endresultat doch stärker beeinflusst, als ich dachte: Einige Songs wirken einfach nicht fertig geschrieben und irgendwie etwas leer, es fehlt die gewisse Prise, die AVATAR bisher von anderen Bands abgrenzte. Ich habe AVATAR bisher immer als gute Songwriter geschätzt, doch es wirkt diesmal mitunter so, als ob Songs wie 'Colossus' (trotz starkem Riffing), 'God Of Sick Dreams' oder 'Justice' etwas zu schnell geschrieben wurden, das Klavierstück 'Gun' skippe ich mittlerweile sogar. Vielleicht würde eine längere Kreativpause AVATAR mal gut tun? "Austauschbar" wäre nämlich nie ein Attribut, dass ich mit dem Quintett in Verbindung bringen wollen würde.
Kurz gesagt: Die Hälfte des Albums ist ordentlich, namentlich der Opener, 'A Secret Door', 'Child', 'When All But Force Has Failed' und 'Wormhole' und machen kurzweilig auch Spaß, die andere Hälfte ist eher mäßig mit Luft nach oben und dem latentem Beigeschmack, dass hier unterm Strich mal wieder mehr hätte drin sein können.
- Note:
- 7.00
- Redakteur:
- Jakob Ehmke