AVENGED SEVENFOLD - The Stage
Mehr über Avenged Sevenfold
- Genre:
- Heavy Metal / Metalcore
- ∅-Note:
- 9.50
- Label:
- Capitol Records
- Release:
- 28.10.2016
- The Stage
- Paradigm
- Sunny Disposition
- God Damn
- Creating God
- Angels
- Simulation
- Higher
- Roman Sky
- Fermi Paradox
- Exist
Rückkehr zu alten Stärken!
Eines muss man den Jungs von AVENGED SEVENFOLD ja lassen, sie verstehen es sich die modernen Medien zu nutze zu machen, um einen Hype zu erzeugen. Erst tauchte überall auf dem Globus das berühmte Deathbat-Symbol der Band auf, dann folgte die Single 'The Stage', bevor schlussendlich mit einer weltweiten Liveübertragung eines kurzen Auftritts ohne große Promotion-Kampagne das neue Album "The Stage" auf die Fans losgelassen wurde. Die Überraschung wäre perfekt gewesen, wenn nicht Amazon Kanada einen Tag vor dem Release versehentlich die Veröffentlichung herausposaunt hätte, aber auch so bleibt die Aktion eine im Metal-Sektor einzigartige und erfrischend neue Taktik.
Bei all dem Hype stellt sich natürlich die Frage, ob die Platte den großen Erwartungen der Fans nach dem teilweise umstrittenen Vorgänger "Hail To The King" erfüllen kann. Gleichzeitig ist der Silberling auch die erste Veröffentlichung mit Brooks Wackerman am Schlagzeug, der den Posten im Jahr 2015 übernommen hat, nachdem Arin Ilejay die Kalifornier bereits nach nur einer Scheibe wieder verlassen musste. Der Einstand von Wackerman gelingt dabei mehr als eindrucksvoll mit einigen verrückten Drum-Rolls, die den Opener und Titeltrack 'The Stage' einleiten. Angeführt von den feinen Leads von Synyster Gates überrascht der Fünfer anschließend mit einem hochkomplexen Epos, das schlussendlich nach einer ausgedehnten Solo-Sektion bei weit über acht Minuten endet. Hier zeigt sich dann auch, dass der neue Release eine relativ offene Abkehr vom Rezept des Vorgängers darstellt, denn wo "Hail To The King" noch mit geradlinigem Songwriting überzeugte, zeigt sich "The Stage" deutlich komplexer. Dadurch fällt der Zugang zum neuen Material auch auf Anhieb etwas schwieriger aus, doch nach einigen Hördurchläufen entfaltet 'The Stage' schließlich echtes Hit-Potential.
Ähnliches gilt auch in unterschiedlichem Maße für die übrigen zehn Tracks der Scheibe, die gleichzeitig auch das erste vollständige Konzeptalbum des Quintetts darstellt. Thematisch setzt sich Fronter M. Shadows dabei überraschend wissenschaftlich fundiert mit der künstlichen Intelligenz und den daraus resultierenden Chancen, sowie Gefahren auseinander. So setzt sich 'Paradigm' mit der möglichen Nutzung von Nanobots auseinander, während sich 'Creating God' und 'Simulation' mit der Technisierung unserer Gesellschaft befassen. Ähnlich anspruchsvoll und vielfältig gestaltet sich passend dazu auch die musikalische Ausrichtung aller Tracks, die sowohl die härtesten Passagen, als auch die progressivsten Songstrukturen der bisherigen Bandgeschichte enthalten. Dementsprechend benötigt das neue Material auch einige Anläufe, bevor sich der Hörer in den komplexen Arrangements zuhause fühlt. Spätestens nach dem dritten Durchlauf zünden dann allerdings Songs wie das famose 'God Damn' oder 'Sunny Disposition' so richtig und entfalten eine ähnliche Suchtwirkung wie 'Hail To The King' oder 'Shepherd Of Fire'. Wer an dieser Stelle unbedingt Vergleiche zu anderen Platten der Bandgeschichte ziehen möchte, dem können als Referenz am ehesten "City Of Evil" und "Avenged Sevenfold" dienen, die beide dem Sound von "The Stage" am nächsten kommen.
Das wirkliche Highlight haben sich Shadows und Co dieses mal allerdings für den Schluss aufgespart, wo sich das epische 'Exist' daran versucht, den Urknall zu vertonen. Wieder einmal angeführt von den Gitarren von Mr. Gates entsteht so ein mitreißendes 15-minütiges Monster, das zu großen Teilen ohne Vocals auskommt. Höhepunkt ist schließlich die Spoken-Word-Passage zum Ende hin, für die der Fünfer niemand geringeren als den berühmten Astrophysiker Neil deGrasse Tyson gewinnen konnte. In Qualität und Anspruch erinnert die Komposition nicht selten an NIGHTWISHs 'The Greatest Show On Earth', bei dem sich die Finnen ähnlich erfolgreich an wissenschaftlichen Themen versucht haben. Für mich als naturwissenschaftlich begeisterten Menschen hat 'Exist' damit beste Aussichten darauf, mein persönlicher Song des Jahres zu werden.
Alles in allem ist "The Stage" damit ein Album geworden, bei dem sich der Hörer nicht auf den ersten Eindruck verlassen sollte. Zu Anfangs wirkt die Scheibe nämlich durchaus etwas wirr und überambitioniert, was jedoch vielen Konzeptalben zu eigen ist. Gönnt man den insgesamt elf Stücken aber die nötige Zeit, dann wächst der Silberling schnell zu einem famosen Album heran, das seinen doch eher simplen Vorgänger "Hail To The King" spielend in den Schatten stellt und praktisch nahtlos am grandiosen "Nightmare" aus dem Jahre 2010 anknüpft. Der verstorbene Drummer The Rev wird dabei natürlich auch sieben Jahre nach seinem Tod weiterhin schmerzlich vermisst, doch füllt Brooks Wackerman seine Fußstapfen erheblich besser als Arin Ilejay, was viele alteingesessene Fans nach den gemischten Reaktionen auf "Hail To The King" wieder versöhnen sollte. So ziehe ich abschließend meinen Hut vor AVENGED SEVENFOLD, denen auch mit dem siebten Langspieler wieder ein forderndes und bärenstarkes Album gelungen ist. Chapeau!
- Note:
- 9.50
- Redakteur:
- Tobias Dahs