AVIAN (GER) - Stormwarning
Mehr über Avian (GER)
- Genre:
- Heavy Metal
- ∅-Note:
- 8.50
- Label:
- Eigenpressung / Eigenvertrieb
- Release:
- 08.03.2024
- Braving The Storm (Intro)
- Stormwarning
- The Curse Of Immortality
- Black Star
- Ready Player One
- Crimson Rain
- Death Of A Child
- Tricks Of Fate
- Widowmaker
- The Power Of Steel
Vielseitige Traditionsstahlperle mit echt guten Hooks und Songs mit hohem Wiedererkennungswert.
Es ist fast ein Vierteljahrhundert her, dass die Band gegründet wurde und alsbald wieder in der Versenkung verschwand. Das Comeback mit der selbstbetitelten EP vor gut fünf Jahren indes, hinterließ in unserem Hause einen sehr ordentlichen Eindruck, und so verschlug es einen exklusiven Song aus jener Zeit auch auf unseren damaligen "Metalliance"-Sampler. Seither hat sich einiges im Line-up der Oberschwaben bewegt, doch stilistisch sind sie sich absolut treu geblieben. Daher wird auch das Debütalbum "Stormwarning" für all jene von Interesse sein, die bisher ihre Freude an AVIAN hatten.
Schon der erste Eindruck der Eigenpressung ist professionell: Das Booklet ist reich an Informationen und enthält alle Texte, produziert wurde das Album von Christian Schmid in den Prophecy Studios zu Waltenhofen. Auch das Artwork des Digipaks, das einen Greif im Flug über dem Meer zeigt, kann sich sehen lassen. Stürmische See dürfte auch direkt das orchestrale Intro mit seiner nautischen Stimmung inspiriert haben, die sich irgendwo zwischen "Pirates Of The Caribbean" und einer fliegend-holländischen Wagnereske bewegt, die auch gerne ein Scheibchen von MANOWAR hätte einleiten können.
New Yorks führende Fellhosenträger mögen dabei zwar nicht den dominantesten Einfluss auf AVIAN gehabt haben, doch sowohl der gerne mal recht stoische Grundbeat der Drums, als auch der eine oder andere epische Refrain und bisweilen ein galoppierendes Riff, werden sicherlich auch MANOWAR-Fans gefallen, so zum Beispiel beim eröffnenden Titeltrack oder beim dramatischen 'Crimson Rain' mit seinem dunklen Spoken-Word-Part nebst herrlicher Leadgitarre. Doch lassen sich auch andere markante Stilelemente entdecken: etwa einige ziemlich brachiale, gelegentlich fast gen Strumming ausbrechende Speed/Thrash-Riffs und wilde Drum-Rolls im ansonsten sehr melodischen 'Death Of A Child', dessen Leadgitarren und das filigrane Solo auch ein bisschen gen IRON MAIDEN schielen, und die Riffs ein wenig gen METAL CHURCH. Ein echtes Highlight!
Weitere Volltreffer sind das cineastisch inspirierte 'Ready Player One' mit seinem grandiosen Refrain. Sänger Armin präsentiert sich hier als so treffsicher wie eigenwillig, denn seine Stimme ist fraglos das, was man in Heavy-Metal-Kreisen gemeinhin eine Sirene nennt: ein wenig schrill und auf jeden Fall sehr eindringlich. Das mag vielleicht manchen Hörer ein bisschen fordern, doch mal ehrlich: Klassischer Metal braucht solche Stimmen, und wenn sie im Refrain noch mehrstimmig flankiert werden, wie etwa bei 'Tricks Of Fate', dann ist ohnehin Wohlfühlatmosphäre garantiert.
Eine besondere Stärke des Albums zeigt sich in der Vielseitigkeit der Kompositionen, die nicht nur eine Stoßrichtung haben. Von in den Nacken gehenden Brechern wie 'Widowmaker' geht es über sinister-dunkle Melodien bei 'The Curse Of Immortality' bis hin zu melodischen Speedstern wie 'Black Star' oder dem Finale 'The Power Of Steel'. Die klassischen Stahlgefilde und deren essentielle Songtypen werden treffsicher abgesteckt, dabei klingt die Band aber eben nicht wie von der Stange, sondern sehr eigenständig. Wer daher Armins unverkennbare Stimme mag und auch die winzig kleine Klippe umschiffen kann, dass der Drumsound bisweilen etwas exponiert klingt, der findet in "Stormwarning" eine vielseitige Traditionsstahlperle mit echt guten Hooks und Songs mit hohem Wiedererkennungswert.
- Note:
- 8.50
- Redakteur:
- Rüdiger Stehle