AZIZ - Sorroweater
Mehr über Aziz
- Genre:
- Rock / Stoner Rock / Sludge
- ∅-Note:
- 7.50
- Label:
- Subversiv Records
- Release:
- 02.11.2014
- Safe For Now
- Sorroweater
- To The Woods
- The Great Escape
- Knives
- Weight Of The World
- I'm Having A Good Time
- Reap What You Sow
- Secrets
Eindringlicher und abwechslungsreicher Groove zwischen Stoner Rock und Sludge.
Bei AZIZ handelt es sich um ein Trio aus der Schweiz, das bereits seit über zehn Jahren am Start ist und die Eidgenossenschaft mit groovendem, energiegeladenem Rock bedient. Damit bringen es die Mannen um Sänger und Gitarrist Tinu bereits auf etliche Studio- und Liveerfahrung, die allerdings jenseits der Grenzen Helvetiens noch keinen allzu großen Nachhall erfahren durfte. So ist "Sorroweater" zwar leider mein Erstkontakt mit den Jungs aus der Gegend um Bern und Thun, doch wir haben es tatsächlich bereits mit dem vierten Studioalbum des seit dem Vorgängeralbum nur noch mit drei Mann agierenden Kommandos zu tun. Zur Einordnung des Albums innerhalb der bandeigenen Diskographie kann ich euch daher naturgemäß nicht allzu viel erzählen, doch davon abgesehen ist schon bei den ersten Tönen der Scheibe glasklar, dass die Schrumpfung von Quartett zum Trio der Durchschlagskraft keinen Abbruch tat, und dass wir es hier darüberhinaus mit einer schnörkellos und beachtlich heavy zur Sache gehenden Mannschaft zu tun haben, die natürlichen, erdigen und warmen Rock-Sounds frönt.
Dabei macht die Band ihre Sache ausgezeichnet und richtet sich im stilistischen Spannungsfeld zwischen groovendem Stoner Rock, dezenten Doom-Anflügen, hartem Alternative und Sludgecore häuslich ein. Dabei sind sie beispielsweise ihren schwäbischen Nachbarn von UNDERTOW phasenweise nicht allzu fern, wenn auch mit weniger metallischen und doomigen Konnotationen. Dennoch, die Zielgruppe dürfte eine ähnliche sein, denn mit dem dynamischen, sehr differenziert und doch enorm druckvollen Klangbild haucht die Band ehrlichen, schnörkellosen Hymnen enorm viel Leben ein, und es darf als sicher gelten, dass sie mit diesem Sound live eine ordentlich schweißtreibende Performance abliefern kann und damit das Auditorium ausgiebig zum Headbangen bringen dürfte. Ganz egal, ob es sich um den alternativ angehauchten, zurück gelehnten, dabei aber doch eindringlichen Opener 'Safe For Now' handelt, oder um das hintergründige, intensive 'Sorroweater', das auch bei ALICE IN CHAINS gut aufgehoben wäre und im Bridge/Refrain-Bereich einige herrlich doomige Riffs aus dem Ärmel schüttelt: Das Trio versteht sich aufs Songwriting und wirft eine Angel mit stattlichen Widerhaken aus.
Dazu trägt neben dem eingängigen Songwriting und dem rauen, und doch einfühlsamen Gesang Tinus allerdings auch die Tightness der Band allgemein und dabei vor allem der blitzsaubere Groove der Rhythmusgruppe um Schlagwerker Igor und Bassmann Phibe bei, der trotz der reduzierten Instrumentierung keine Soundlöcher kennt und die Aufmerksamkeit des Hörers immer an sich binden kann. Zu gewissen Klangexperimenten, wie etwa kurzen Saxophon-Parts in zwei Stücken oder dem Bass-Fuzz beim weitgehend harten, kurzfristig jedoch auch mit Funk-Anklängen aufwartenden 'To The Worms' ist die Band dabei auch bereit, wodurch vermieden wird, dass das Schaffen zu gleichförmig gerät. 'The Great Escape' zieht dann das Tempo ordentlich an und gebietet sich metallischer und punkiger, irgendwo ein wenig gen MOTÖRHEAD gerichtet, während 'Knives' mit seinen balladsken Momenten das volle Kontrastprogramm liefert, dabei aber sehr emotional und eindringlich unter die Haut geht, als hätten uns KYUSS eine postume Power-Ballade hinterlassen.
Bei 'Weight Of The World' hat dann Phibes Bass allen Raum um sich wabernd in ein psychedelisch wirkendes Licht zu rücken, bevor uns die Band mit 'I'm Having A Good Time' einen kurzen, knackigen, explosiven Hardcore-Punk-Ausbruch in bester S.O.D.-Manier auftischt, der innerhalb von zwei Minuten Spielzeit in eine CROWBAR-Sludge-Groove übergeht. Auch 'Reap What You Sow' präsentiert sich nochmals härter und leicht Sludge-lastig, streift stilistisch aber auch ANTHRAX zu John-Bush-Zeiten, bevor 'Secrets' die Scheibe nochmals eher balladesk und im Beat ein wenig trippig beschließt. Damit bleibt ein fein groovendes, toll produziertes Rock-Album mit vielseitigem und eingängigem Songwriting, toller Rhythmusgruppe und eindringlichem, emotionalem Gesang, das jedem, der sich bei einer der als Referenzen genannten Bands zu Hause fühlt, durchaus mal seine Fühler ausstrecken sollte, so dass es kein Hexenwerk sein dürfte, wenn der Band mit "Sorroweater" auch außerhalb ihres Kantons etwas mehr Aufmerksamkeit zukäme.
- Note:
- 7.50
- Redakteur:
- Rüdiger Stehle