B.S.T. - Herbst
Auch im Soundcheck: Soundcheck 09/2022
Mehr über B.S.T.
- Genre:
- Doom Metal
- ∅-Note:
- 10.00
- Label:
- Rafchild Records
- Release:
- 23.09.2022
- Nur ein Tag im Leben
- Kaltstart
- Der Tod kommt näher
- Was jetzt noch bleibt
- Der Mut
Mit Blut, Schweiß und Tränen durch den Herbst!
Wer hat an der Uhr gedreht? Ist es wirklich schon so spät? Soll das heißen, ja ihr Leut', der "Herbst" von B.S.T. kommt heut'. Es sind tatsächlich schon wieder fünf Jahre ins Land gestrichen seit die Hamburger Super-Doomer mit "Unter Deck" eines der innovativsten und emotionalsten Doom-Alben der Neuzeit auf die Menschheit abgefeuert hat. Ich habe damals flauschige 10 Punkte vergeben und stehe heute noch zu exakt dieser Note, denn dieses Album ist neben WARNINGs "Watching From A Distance" für mich wohl die intensivste Musikerfahrung der letzten Jahre auf diesem Sektor. Keine Musik, die man mal eben nebenher konsumiert, sondern immer ein sehr bewusstes Unterfangen. Ein Album, welches stimmungsverändernd ist. Etwas Positiveres kann ich wohl kaum schreiben.
Nun dreht der Nachfolger "Herbst" seit einiger Zeit seine Runden in meinem Player und ich weiß gar nicht, was ich schreiben soll. Ich habe die Scheibe wirklich einem sehr intensiven Kopfhörer-Marathon unterzogen, weil ich Euch keine schnell geschossene Meinung präsentieren möchte. Erst recht nicht bei einem Doom-Album.
Eigentlich könnte ich meinen Text zum letzten Werk inhaltlich hier hinein kopieren, denn das Quartett hat es erneut geschafft, mich komplett einzufangen. Die Notenfänger von der Waterkant. Dieses Mal sogar ohne einen Hit der Marke 'Ride On'. Ginge es nach den Songlängen, heißt der Hit dieses Mal 'Der Tod kommt näher'. Das ist mit unter fünf Minuten der kürzeste Kracher auf "Herbst". Allerdings ist selbst dieser Shorty ein epischer Shorty, denn rein gefühlsmäßig schlürft sich die Bande auch in dieser Nummer mächtig den Staub vom Pelz. Allerdings mit etwas mehr Wucht als sonst. Bockt!
Aber mal langsam mit den Pferdchen. Eingeläutet wird "Herbst" vom gut elf Minuten langen 'Nur ein Tag im Leben', welches das emotionale Stimmungsbarometer des Hörers schon mal auf das richtige Niveau schraubt. Heikos' Gesang schmiergelt noch wärmer an den Ohrrinden und lässt unwillkürliche Wohlschauer über den Rücken laufen. Vor allem in den besinnlicheren Momenten ist die Stimme einfach unfassbar nah und mitreißend. Das ist ganz großes Ohrenkino. Wenn Jan, der Zweite Zwischendurch mit seinen wunderbar feinfühligen Lead unter dem gewaltigen Lavasound seiner Kollegen wie ein Phoenix aus der Asche aufsteigt, ist die musikalische Glückseligkeit dann perfekt.
Das nachfolgende 'Kaltstart' erschreckt dann mit überraschend harschem Aufmarsch. Da passt die Zeile "Hau raus! Alles, was Du hast!" wie die berühmte Faust aufs Gucki. Selten war ein B.S.T.-Song so treibend und zugleich einlullend, denn die Leads schlängeln sich hier heimtückisch um die extrem kraftvollen Beats herum. Erst im Mittelteil wird es ruhiger und die Wogen glätten sich kurz. Ein trügerisches Vorspiel zum ungewohnten Abschlusspart, in dem uns der sympathische Vierer mit einer Doublebass-Druckwelle aus dem Song kegeln will.
Das kurze Intermezzo namens 'Der Tod kommt näher' lasse ich an dieser Stelle mal aus, da ich weiter oben bereits eine Tube Buchstabengulasch dazu abgesondert habe. Kommen wir also zu 'Was jetzt noch bleibt'. Eine weitere Achterbahnfahrt durch alle erdenklichen Schattierungen der doomenden Musizierkunst. Und schon wieder das grollenden Schlagzeugunwetter als Monument. Jan, der Erste, klöppelt sich auf dem Album stellenweise wahrlich in Ekstase. Herrlich! Und wenn Heiko gesanglich so richtig die Sau raus lässt, kann man gar nicht anders als das Fäustchen zu ballen und auf der Tastatur herum zu klopfen. Aua.
Das abschließende 'Mut' verbreitet dann genau das, was der Titel verspricht. Kraftvoll, majestätisch und episch walzt es aus den Boxen und ist somit er perfekte Abschluss, um den Hörer zum erneuten Rundlauf des Albums zu animieren.
Mir bleibt nichts anderes übrig als erneut mit der Höchstnote zu wedeln und freue mich auf weitere Livedarbietungen dieser Ausnahmeband.
- Note:
- 10.00
- Redakteur:
- Holger Andrae