BALLISTIC - Ballistic
Mehr über Ballistic
- Genre:
- Power
- Label:
- Metal Blade / SPV
- Release:
- 08.09.2003
- Collision Course
- Corpse Stacked High
- Watch Me Do It
- Call To Armageddon
- The Dissection / Into The Sever Chamber
- Call Me Evil
- Silent Killer
- Threshold Of Pain
- Undefeated
- Gone Ballistic
- Bloodbath!
Ich hätte gewarnt sein sollen! Hat mich das 3-Song-Demo von BALLISTIC schon völlig fasziniert, so fönt mir der nun endlich nachgeschobene Longplayer meine eh nur noch spärlich gesäten Locken mit Orkanstärke 12 in ungeahnte Höhen. Bereits der Opener 'Collision Course' hat die Durchschlagskraft einer bergabwärts fahrenden Dampfwalze im 5. Gang. Gutgütiger Rhababerquark! Was für ein Killersound! Der gute Tom Gattis hat in den letzten beiden Dekaden mit Nackenabschraubern á la 'Wrecking Crew' die eigene Messlatte bereits in exorbitante Höhen gelegt, aber das, was er uns nach DEUCE, TENSION und WARDOG hier nun serviert, überschreitet in puncto Energie und Spielfreude nicht nur so ziemlich alle seine eigenen bisherigen Veröffentlichungen – und ich LIEBE das alte Zeugs! – nein, es verweist alle Mitbewerber um den Thron des "Altehrwürdigen des Metals" in ihre Schranken.
Zu jeder Sekunde der 11 Songs spürt man die Intention hinter den Nummern: Keine kommerziellen Hintergedanken, kein aufgesetztes Image, keine Soundexperimente – hier zählt nur das Eine: die pure Freude am wahren Heavy Metal! Mit Rikard Stjernquist an den Trommelfellen – zumindest ich habe beim Genuss unterm Kopfhörer das Gefühl, er würde in meinen Ohren sitzen – gewinnen BALLISTIC an Dynamik, Druck und Aggression. Und wenn ich von Aggressionen spreche, dann meine ich diese positive Art von Gewalt, die EXODUS so schön als 'good friendly violent fun' bezeichnen. Bei Textzeilen wie 'destruction is all that matters' oder 'murder is my passion' kann ich mir ein Dauergrinsen einfach nicht verkneifen. Meine Fresse, was für ein höllischer Spaß!
Irgendwie kann ich mich des Eindrucks nicht erwehren, dass es Tom nach all den Rückschlägen und Misserfolgen mit seinen vergangenen Bands mittlerweile völlig egal ist, ob seine Musik irgendwem gefällt. Mit dieser Einstellung sind auf jeden Fall Nummern entstanden, die sowas von Arsch treten, dass man nach dem Hören kaum noch sitzen kann.
Ausgestattet mit einem superfetten Sound, der die Energie der teils erschreckend brutalen Kompositionen unterstreicht, killen BALLISTIC in Sachen Power Metal zur Zeit so ziemlich alles, was mir über die Lauscher gehoppelt ist.
Als Hörer spürt man, wie lange sich einige der Musikanten bereits kennen. Mit Tim O`Connor hat Mr. Gattis nämlich einen alten DEUCE/TENSION-Weggefährten zurück an Bord geholt. Und der gute Mann sorgt für pumpende Bassläufe bis die Finger bluten. Der Letzte im Bunde ist der osteuropäische Peter Petev, der mit seinen ultra-harmonischen Soli den melodischen Kontrapunkt zum teilweise extrem grantigen Riffing des Metalmeisters setzt. Und wenn ich grantig schreibe, dann ist das stellenweise noch untertrieben, kratzt man doch manchmal haarscharf an der Death-Metal-Grenze. Käme da nicht wieder Toms kraftvolles, klares, oft markerschütterndes Organ ins Spiel, würde ich ernstlich darüber nachdenken, ob Power Metal denn überhaupt der zutreffende Terminus für BALLISTIC ist. Testet nur 'The Dissection/Into The Sever Chamber', wo wir Dave aka Oderus Urungus von GWAR als Gastgrunzer vernehmen können. Hossa, die Waldfee! Oder 'Gone Ballistic' mit Basslinien, die nanogenau wie Nadelstiche die Lauscher malträtieren. Bis auf den exzellenten Stampfer 'Watch Me Do It', der mich ein klitzekleines Bisschen an 'W.O.C.' von TENSION erinnert, rattert der Vierer im Highspeed-Tempo an mir vorbei und versüßt mir die Zeit.
Ich hatte ja viel erwartet, aber was Tom Gattis anno 2003 abgefeuert hat, muss erst einmal verdaut werden. Ob und wie das noch zu toppen sein soll, entzieht sich meiner Vorstellungskraft und kann nur die Zukunft zeigen. Ob es diese für BALLSTIC gibt, vermochte wohl selbst Tom während der Aufnahmen nicht abzusehen, denn hier klingt er, als spiele er um sein Leben. Mit solchen Killern im Gepäck überlebt man blind jedes Survival-Training!
Bitte, bitte, ganz schnell eine Tour und noch viel mehr Platten in dieser Qualität!
Anspieltipps: Collison Course, Corpse Stacked High, Watch Me Do It, Call To Armageddon, The Dissection/Into The Sever Chamber, Call Me Evil, Silent Killer, Threshold Of Pain, Undefeated, Gone Ballistic, Bloodbath
- Redakteur:
- Holger Andrae