BALZAC - Paradox
Mehr über Balzac
- Genre:
- Punk / Digital Hardcore / J-Rock / Crossover
- ∅-Note:
- 6.50
- Label:
- Gan-Shin Records / Universal Music
- Release:
- 16.10.2009
- Schiz-ism I
- Hazard
- Paradox
- Spiral
- Space Vampire In Silence Noise
- The Eyes (That See What Isn't There)
- Schiz-ism II
- Paradox (Music Clip)
- Album "Paradox" (Promotional Video Clip)
- The Shadows Of Daybreak 1
- Distraction
- Swallow The Dark
- Dakedo Sonna Hibi-No Nakade Boku-Wa
- Momentary Degeneration
- Hurt
- Paranoia
- Frankenstein's Walk
- Destruction=Construction
- Tomorrow Never Comes
- Justice, Pity And Hatred
- The Howling Wolf
- Pray
- The Shadows Of Daybreak 2
- Hikari Naki Sekai
- Wall
<p>Hacking! Mining! Pogoing! Was verschwört sich womit wogegen? Auf welcher Seite steht der Hörer? Wer gewinnt? BALZAC schickt uns ins "Paradox".</p>
Punk, Thrash, Digital Hardcore, verzerrte Stimme und dazwischen poppige Melodien - eine krude und bisweilen chaotische Mischung ist es, mit der BALZAC auf "Paradox" aufwartet. Kommerzvorwürfe wird sich die Band damit wohl kaum einhandeln. Bereits 'Hazard' schlägt Haken zwischen KILLING JOKE, wüsten Abfahrten mit Core-Vocals und kurzen ATARI TEENAGE RIOT-Passagen. Vor allem der Titeltrack aber erinnert an die letztgenannte Band. Da wird derbe drauflosgeballert, als ob nach Wochen des Aggressionsstaus ein Damm bricht, da hagelt es industrielle Bruchschläge, da stiehlt sich nach den ersten Ausbrüchen aber auch schon ein indiemäßiges Hymnenrockelement in den Track, während die dreckigen Beats weiterbrettern und bollern, als flögen Kohlebriketts säckeweise die Kellertreppe hinunter.
Auch 'Spiral' birst vor Aggression und Übersteuerungseffekten, bewahrt sich dabei jedoch Dynamik und streut unterschwellig auch schon mal locker groovende Bassläufe oder dezente Surfgitarren unter den himmelhoch aufgetürmten Lärm. Das klingt wie eine modernisierte, krankere, kaputtere Version der PIXIES. Methode: Aufschürfen, Salz reinstreuen, das interessante Gefühl abfeiern! Mit Zitronensaft nachspülen, denn sauer macht lustig. Brausebonbons für die Ohren - aber bitte in Überdosis. Unterkühlter Funkbass und Highspeedpunk pogen dann den 'Space Vampire In Silence Noise' um. Das drescht, flegelt und pöbelt mächtig rum, dass die Fetzen fliegen. Irgendwo versteckt sich Psychobilly im Zwischenboden und hofft, dass die Genre-Polizei bald kommt, um ihn da rauszuhauen. Ist aber nicht. Bubblegum Trash 2.0 regiert das Land.
Am eingängigsten ist noch 'The Eyes (That See What Isn't There)', in einer besseren Welt wäre das ein Singlehit. Ja, doch, nach mehreren Durchläufen erhitzt das "Paradox" nicht nur die Gehörmuschel, sondern auch das Gemüt. Sparflamme war gestern, heute steckt man alles mit dem Flammenwerfer an, was nicht bei der Eins schon auf den Asbestbäumen sitzt. Das hat was, gerade auch in dieser unter Lärm versteckten Eingängigkeit.
Dass "Paradox" mit 21:46 Minuten Spielzeit nicht nur nach modernen Maßstäben schon in Richtung EP lugt, macht da gar nichts. Denn BALZAC legt dem Mini-Album noch eine DVD nicht nur mit dem dazugehörigen Promo-Video sowie dem Musikvideo des Titelsongs bei, sondern auch gleich noch mit der Video-Sammlung "Hatred Lies Deep Inside. 15 Tales Of Terror From The Album "Hatred"" und einem Videoclip zu ihrem Track 'Wall' von der Best of-Compilation "Out Of The Light Of The 13 Dark Night".
Das Tonmaterial auf der DVD ist noch deutlicher im Horrorpunk zu verorten, mit einigen Einfärbungen aus Hardcore und Deathrock. Das Bildmaterial zeigt die Vorliebe der Band für alte Burgruinen, klaustrophobische Betongemäuer, Waldszenarien und auch von Videoleinwänden im Hintergrund ihrer Live-Shows. Hauptschauplätze sind Burg Greifenstein, der Westerwald bei Breitscheid, aber auch Hamburgs Alter Elbtunnel und eine ehemalige Bowling Halle in Tokyo etc. sind zu sehen. Musikalisch konnte oder wollte man bei "Hatred" offenbar noch nicht die Exzentrik und Exotik von "Paradox" aufbieten, aber die BALZAC-typische Energie ist schon da.
Hier stellt sich die alte Rezensentenfrage: Soll man die beigelegte DVD als reines Bonusmaterial werten und angesichts des Preis-Leistungs-Verhältnisses die Punktzahl der Gesamtwertung entsprechend erhöhen? Oder soll man beide Produkte als Kunstwerke gleichen Stellenwerts würdigen und dann für das Gesamtpaket eine Art Mittelwert bilden? Ich entscheide mich hier für letzteres, gebe der erfrischend schrägen CD eine 7.0 und der durchweg ordentlich gemachten, aber musikalisch längst nicht so extravaganten DVD eine 6.0. Vom Gesamteindruck her macht das dann eine 6.5, da die DVD bei mir doch deutlich seltener laufen wird als das kürzer ausgefallene Mini-Album. Das ist vielleicht ein etwas harsches Urteil, wird das langfristige Nutzungsverhalten aber eher treffen. Dementsprechend dürfen sich Fans von BALZAC, sowie von hartem bis mitunter auch ausgefallenem Psycho-Punk, bei dieser bereits standardmäßigen Special Edition ein bis zwei Punkte dazu denken.
- Note:
- 6.50
- Redakteur:
- Eike Schmitz